Bei der Versammlung des Vereins Stadtbild Coburg wurde erneut klar, welchen Zwängen, Forderungen oder Hindernissen sich Sanierungswillige beugen müssen. Die Plakataktion eines anderen Vereins mit ähnlichen Interessen stieß auf Missfallen.
Die Gemeinschaft Stadtbild Coburg kann dank einer großzügigen Geldzuwendung des Coburger Unternehmers Michael Stoschek und seiner Schwester Christine Volkmann zahlreiche Gebäudesanierungen in Coburg unterstützen. Bis heute seien schon 189 Anträge eingegangen. "Mit dem Geld soll die Stadt verschönert werden", machte Stadtbild-Vorsitzender Hans-Heinrich Eidt die Motivation der Gemeinschaft und der beiden Mäzene klar. Inzwischen sehen ganze Straßenzüge wie die Metzgergasse in der Altstadt oder das Steintor schon ganz anders aus.
Die Bilderschau schärfte aber auch den Blick für einige Sorgenkinder. Ästhetische Fortschritte für das Coburger Stadtbild scheitern laut Eidt oft nicht einfach am Unwillen der Hauseigentümer. Es gebe genügend Hindernisse und Zwänge, zum Beispiel administrative Blockaden durch die Denkmalpflege sein.
So beklagte sich etwa Sven Fischer, dem ein historisches Haus im Umfeld der Morizkirche gehört: "Ich habe seit drei Jahren historische Dachziegel eingelagert! Aber neue Vorgaben zögern ein Vorankommen halt immer wieder hinaus." Eine Eternitfassade an einem anderen Gebäude, ebenfalls im Umfeld der Morizkirche, sei zwar auch den Gebäudeeigentümern ein Dorn im Auge, sagte Eidt, doch sie fragten sich, was sich hinter der Eternitfassade verberge und ob da eventuell ein finanzielles Desaster drohe.
Fassadenisolierung ist manchmal einfach zu dick Auch eine Wärmeisolierung passe nicht überall hin. So habe etwa auch ein sehr schön saniertes Haus in der Webergasse auf eine wärmeisolierte Fassade verzichten müssen, weil dann der Bürgersteig vor dem Haus zu schmal für Rollstühle und Kinderwagen geworden wäre.
Bei den Zuwendungen aus dem von Stoschek und
Volkmann gespeisten Fördertopf spielten die finanziellen Verhältnissen der Hauseigentümer allenfalls nur eine sekundäre Rolle, machte Eidt in seinem Bericht klar. An erster Stelle stünden Gebäude, die als Einzeldenkmäler eine besondere Bedeutung hätten. An zweiter Stelle nannte Eidt Gebäude, die Bestandteil eines geschützten Gesamtensembles seien. Und dann gebe es halt noch Häuser, die weder das eine noch das andere seien, die aber doch das Coburger Stadtbild prägten.
An der ehemaligen Sonntagsschule geht es voran Die Gemeinschaft Stadtbild Coburg ist auch selber aktiv geworden. Die ehemalige Sonntagsschule zwischen Ernstplatz und kleiner Rosengasse, zu der auch der Hexenturm gehört, sei 2013 von der Gemeinschaft erworben worden. Jetzt wird dort gebaut.
"Der Aufgang vom Ernstplatz ist fertiggestellt, die Feuchtigkeit im Saal durch den neuen Boden mit Fußbodenheizung beseitigt", informierte Eidt die Mitglieder.
Die Begeisterung von Hans-Heinrich Eidt über die Plakataktion eines anderen Vereins mit ähnlichen Interessen - gemeint waren die Altstadtfreunde - hielt sich in Grenzen. "Wir brauchen so große Plakate nicht", meinte der Stadtbild-Vorsitzende, "das Plakat beschimpft die falschen Leute." Die Eingriffsmöglichkeiten von Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) seien begrenzt.