Eckhart Kollmer hat einen nicht alltäglichen Werdegang als Pfarrer hinter sich. Im Coburger Land ist der gebürtige Mittelfranke dann sogar richtig heimisch geworden. Seine jetzige Stelle im Itzgrund soll auch die letzte Stelle sein.
Allzu viel Zeit, seine Heimat im idyllischen Itzgrund zu erwandern, hat ein Mann wie Eckhart Kollmer nicht. "Ein freies Wochenende", rechnet der Pfarrer der Kirchengemeinde Schottenstein-Watzendorf vor, "sollten wir uns nach einer Empfehlung der Landeskirche im Monat nehmen". Das ist leider auch oft nicht drin - da hält sich dann auch die Freizeit in Grenzen.
Aber nichtsdestotrotz muss Kollmer nicht lange nachdenken, um rund um Schottenstein schöne Anlaufpunkte für einen ausgedehnten Spaziergang zu finden. "Es ist schon schön hier", sagt Kollmer, während er von einer Anhöhe nicht weit von Neuses an den Eichen entfernt über das Coburger Land blickt. Sogar über den Neustadter Muppberg hinaus geht der Blick an einem sonnigen Tag bis weit hinein in den Frankenwald und Thüringer Wald.
Und wer sich nach Osten wendet, sieht fast zum Greifen nah die Klassiker des Obermaintals: Kloster Banz, den Staffelberg und die Lindengruppe des Ebensfelder Veitsberges. "Auch sehr empfehlenswert", sagt Koller nickend und zieht weiter.
Ein Mann mit Kunstsinn Der Schottensteiner Pfarrer ist kein Mensch, der mit seinen Ansichten, Hobbys und Taten hausieren geht. Er ist ein ruhiger Zeitgenosse. Dass er sich, ganz ehrlich gesagt, lieber mit Kunst beschäftigt als durch die Gegend wandert, erzählt er irgendwann so nebenbei. Dabei hätte einem die kreative Ader von Eckhart Kollmer schon eher auffallen können. Direkt hinter der schmucken Dorfkirche steht nämlich an einem Hang ein mächtiger Holz-Adler, der seine Schwingen schützend ausbreitet. "Den habe ich selbst - mit Hilfe einiger Männer - gemacht", sagt der Pfarrer, als er auf der Mauer davor Platz nimmt.
Zur Zeit ist er Kunstbeauf tragter des evangelischen Kirchenkreises Bayreuth. Schon bei seiner vorherigen Pfarrstelle im Coburger Land, in Elsa (Stadt Bad Rodach), verwirklichte Kollmer einige künstlerische Projekte. Umso mehr gefällt ihm da natürlich, dass seine Tochter ihre Kreativität zum Beruf machen konnte. "Was die macht, ist richtige Kunst", sagt ihr Vater anerkennend - und auch ein bisschen stolz. Und auch über den Sohn, der Physiker ist, freut er sich sehr.
Wenn es nach der Familientradition geht, hätten die zwei Kinder der Familie Kollmer gut und gerne auch ein Theologiestudium beginnen können. Denn schon Eckhart Kollmers Vater war Pfarrer - erst in Mittelfranken (wo sein Sohn geboren wurde), danach in Unterfranken. Aber eine typische Pfarrerskarriere, dem Vorbild des Vaters folgend, hat Eckhart Kollmer wahrlich nicht hinter sich.
Anfang der 70er Jahre, als so langsam die ersten Friedensdemonstrationen losgingen, entschied sich Kollmer für die Bundeswehr.
Er wurde Zeitsoldat, ging zu den Fallschirmjägern. Als ihm in der Hochphase der Ölkrise aber die Rhetorik seiner Kollegen und Vorgesetzten ein bisschen zu angriffslustig wurde, schmiss Eckhart Kollmer die Brocken hin. "Ich habe mich sowieso gewundert, dass Du so etwas gemacht hast", sagte sein Vater daraufhin zu ihm. Ein Thema, über das bei der Familie Kollmer garstig gestritten wurde, war die Bundeswehr dennoch nie.
Liberale Einstellung Diese Einstellung hat Eckhart Kollmer geprägt. Denn der Coburger-Land-Pfarrer, der nur am Anfang seiner Laufbahn in Coburg St. Moriz eine städtische Dienststelle hatte, gehört sicher zu den liberalen Vertretern seiner Berufsgattung. Das bekommt seine Gemeinde auch bei den Predigten zu hören.
Dass danach ab und an sogar einmal ein Gottesdienstbesucher auf ihn zukommt und die Diskussion sucht, gefällt dem Pfarrer ausdrücklich.
Und wo es gerade um den Entwicklungsprozess einer Sonntagspredigt geht, stutzt Eckhart Kollmer kurz. Da, und beim Blick in das inzwischen erstaunlich autofreie Itztal hinab, fällt ihm ein, dass er früher gerne mal die Gedanken um eine Predigt bei einem Spaziergang im Freien schweifen ließ. "Das muss ich wirklich mal wieder machen", sagt Kollmer fest entschlossen.
Eine Gemeinde, die funktioniert Ein Pfarrer mit Kunstsinn - da ist Eckhart Kollmer in Schottenstein ja an der richtigen Stelle, schließlich gehen sowohl der Pilgerweg (Seßlach-Vierzehnheiligen) als auch der Großheirather Skulpturenweg direkt durch sein Gemeindegebiet.
Für eine große inhaltliche Auseinandersetzung, gerade mit den extrovertierten Werken des Watzendorfers Peter Plentz auf dem Skultpurenweg, reicht die Zeit bei einer Schottensteiner Rundwanderung nicht. Dass bei ihm die Kunst direkt vor der Haustüre im Wald steht, gefällt dem Pfarrer aber prinzipiell schon.
Auch die Tatsache, dass fast alle Objekte der Pilgerwege aus Holz hergestellt sind und damit eine gewisse Vergänglichkeit dokumentieren. "Kunst sollte nicht den Anspruch haben, auf Ewigkeit ausgelegt zu sein", sagt Eckhart Kollmer.
Bei der Nachmittagsrunde durch Schottenstein und Watzendorf fällt auf: Den Pfarrer kennt hier jeder - egal ob spielendes Kind oder eilig vorbeifahrender Landwirt auf dem Traktor.
Eckhart Kollmer freut dieser enge Kontakt zu den Menschen: "Schottenstein-Watzendorf ist eine Kirchengemeinde, die gut funktioniert." Was übrigens, das betont der Pfarrer ausdrücklich, nicht daran liegt, dass sie da drunten über dem Itzgrund einen Geistlichen haben, der immer vorneweg laufen und die anderen mitziehen muss. "Wenn es an der Basis stimmt, dann funktioniert es halt." Deshalb hätte Kollmer gewiss nichts dagegen, wenn er - inzwischen 59 Jahre alt - in Schottenstein seine letzte Dienststelle gefunden hätte. Aber das entscheidet nicht die Landeskirche, sondern sein oberster Dienstherr. "So Gott will."