Während Vorsitzende Christina Schön keinen Grund zur Panik sieht, wird hinter vorgehaltener Hand die Verpflichtung des neuen Trainers Andreas Schöll als unüberlegter Schnellschuss bezeichnet.
De Fußballer des VfL Frohnlach kommen nicht zur Ruhe. Auch nach den Chaostagen vor zwei Monaten mit dem Rückzug von Trainer Dieter Kurth, sorgen nach wie vor Differenzen rund um die Trainingsgemeinschaft und die anhaltende Negativserie für Krisenstimmung. Dunkle Wolken ziehen auf, doch ein reinigendes Gewitter ist nicht in Sicht.
Die erhofften Erfolgserlebnise gegen die direkten Konkurrenten im Abstiegskampf der Regionalliga Bayern blieben unter dem neuen Trainer Andreas Schöll aus. Der Wechsel auf der Kommandobrücke verpuffte wirkungslos. Die Ergebnisse und die Tabelle lügen nicht: Desolate Leistungen, wie es der vorletzte Rang vermuten lassen könnte, kann der Mannschaft zwar nicht vorgeworfen werden, doch fünf Schöll-Partien ohne Sieg mit nur fünf Toren und lediglich einem Punkt sprechen eine deutliche Sprache.
Mit Statements wie "Die Fußballerei ist grausam" oder: "Uns fehlt derzeit die Kaltschnäuzigkeit", suchte der VfL-Coach letzten Samstag nach der vierten Niederlage am Stück nach Erklärungen. Bis auf die mangelnde Chancenverwertung könne er seinem Team keine Vorwürfe machen.
Aber wenn der erhoffte Erfolg ausbleibt, dann leidet automatisch die Überzeugungskraft des Trainers. In anhaltenden Krisenzeiten gehen den meisten Übungsleitern die Argumente aus. Es wird sich in Ausreden und Durchhalteparolen geflüchtet: "Wir haben probiert, heute mehr Fußball zu spielen als in den letzten Wochen. Das ist uns auch teilweise gelungen. Die Mannschaft war engagiert und laufstark."
Der Rücken wird gestärkt
Floskeln hin oder her, die Entscheidungsträger stärken ihrem neuen Hoffnungsträger demonstrativ und auf ganzer Linie den Rücken. VfL-Vorsitzende Christina Schön stellte gestern gegenüber dem Tageblatt klar: "Bei uns gibt es keine Hektik. Von der Vorstandschaft wird der Trainer keineswegs in Frage gestellt." Das klingt schön.
Doch so oberflächich sollten die Frohnlacher Verantwortlichen den vorläufigen Tiefpunkt in der ersten Regionalliga-Saison nach dem Aufstieg nicht abhandeln und das tun sie hinter den Kulissen auch sicher nicht. Wenn ihnen an dieser mit Herzblut und viel Schweiß auf und neben dem Platz erarbeiteten Liga noch etwas liegt, dann brauchen sie aber schnellstens ein "Ohr an der Mannschaft."
Denn Fakt ist, dass der Großteil der Spieler, um nicht zu sagen bis auf wenige Ausnahmen fast alle, dem Kurth-Nachfolger absolut kritisch gegenüberstehen. Dazu kommt mangelnde Kommunikation zwischen dem neuen Cheftrainer und seinen beiden Assistenten. Co-Trainer Alexander Weber und Physiotherapeut Holger Stummer, der mit regelmäßigen Stabilisierungs- und Krafteinheiten an der Fitness der Spieler arbeitete, bindet Schöll kaum in seine Überlegungen ein. Reserve-Coach Braungardt hält sich raus.
Böse Zungen behaupten inzwischen sogar, dass beim VfL seit einiger Zeit nicht mehr mit-, sondern gegeneinander gearbeitet wird. Wenn dies tatsächlich der Fall sein sollte, dann wären das ungünstige Voraussetzungen im ohnehin wegen elf sieglosen Spielen in Folge zuletzt verzweifelt geführten Abstiegskampf.
Insider sagen: Verpflichtung von Schöll war Schnellschuss
Doch wie konnte es zu einer derart schlechten Stimmung bei den "Blau-Weißen" kommen? Für viele Insider war die Verpflichtung Schölls ein Schnellschuss. Die angestrebte Zusammenarbeit mit dem Wunschkandidat vieler Spieler - dem Regionalliga-Insider Christoph Starke aus Bamberg - scheiterte überraschend. Überraschend deshalb, weil Manfred Müller, der sportliche Berater des VfL, bereits vielversprechende Vorgespräche geführt hatte. Allerdings hat Starke darauf bestanden, seinen eigenen Co-Trainer mitzubringen. Das war den VfL-Bossen ein Dorn im Auge. In einer "Hau-Ruck-Aktion" wurde wenig später der bis dato unbekannte A-Schein-Inhaber Andreas Schöll verpflichtet. Die Verhandlungen im Hauptgebäude der Firma Schillig verliefen zügig und harmonisch. Der erste Meinungsaustausch war von gegenseitigem Respekt geprägt und finanziell wurden Christina Schön, Klaus Schillig und Abteilungsleiter Michael Werner mit dem vor Ideenreichtum und Ehrgeiz sprühenden Kandidaten schnell einig.
Zu schnell, wie viele Spieler inzwischen festgestellt haben wollen. Einen Draht zu seinen Leistungsträgern, die den Karren aus dem Dreck ziehen sollen, fand Schöll bisher nicht. Mit öffentlicher Kritik schon während der Halbzeitpause des Spiels bei den Würzburger Kickers (1:1), als er im Spiel 1 nach der Kurth-Ära nur "stiller Beobachter" war, erschwerten ihm seinen Einstieg unnötig. Dass seine neue taktische Ausrichtung und seine personellen Umstellungen nicht zum Erfolg führten, machte die Aufgabe nicht leichter.
Mit seiner teils missverstandenen Äußerungen im Internet-Portal "Anpfiff", als er sinngemäß verlauten ließ, dass er lieber gut spielt und leer ausgeht, als schlecht spielt und gewinnt, löste Schöll gerade im Abstiegskampf nicht nur Kopfschütteln im eigenen Kader aus.
Aber auch eine für Sonntag zusätzlich angesetzte Trainingseinheit nach dem kurzfristigen Spielausfall in Hof hemmte das Verhältnis zwischen Trainer und Spieler. Und noch ein Beispiel oder in diesem Fall wohl ein "Armutszeugnis": Während der zurückliegenden Woche, also mitten in dieser entscheidenden Phase im Kampf um den Klassenerhalt, glänzte rund die Hälfte des großen Spielerkaders aus den verschiedensten Gründen mit Abwesenheit. An einen Regionalliga-gerechten Trainingsablauf war nicht zu denken.
Demnächst besteht offenbar Redebedarf, denn wegen unzufriedener Spieler soll eine Sitzung für Mitte der Woche terminiert sein. Natürlich wird dann auch wieder über den Trainer diskutiert, doch noch scheint Schöll Schonfrist zu haben. Sponsor Klaus Schillig schmetterte nach Rücksprache mit seinen Vorstandskollegen vor kurzem jedenfalls eine versuchte Revolte aus Spielerkreisen ab.
Der Versuch, dem Gremium klarzumachen, dass Schöll keinesfalls der richtige Mann am richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt sei, schlug erst einmal fehl. Welche Rolle dabei Mitsponsor Franz Stegner spielte, können sich Insider an den Fingern einer Hand abzählen. Der Mäzen soll bei der Verpflichtung des Fürther die entscheidende Rolle gespielt haben. Die gescheiterte Meuterei wird zwar keine Fahnenflucht beim VfL auslösen, jedoch ist es längst kein Geheimnis mehr, dass mehrere Spieler den Klub verlassen wollen. Am liebsten sofort und das mitten im Abstiegskampf. Nicht nur ein Spieler klopfte bereits an und lotete aus, ob eine vorzeitige Vertragsauflösung möglich ist. Dazu Schön: "Ich weiß von nichts. Das würden wir von Fall zu Fall entscheiden."
Wie es im Falle eines erneuten Rückschlages heute oder nächste Woche in Hof weitergeht, kann und will beim VfL Frohnlach derzeit niemand beantworten. Viel lieber bemüht sich Vorsitzende Christina Schön mit den üblichen Durchhalteparolen:
"Natürlich sind wir mit dem Tabellenstand nicht zufrieden, aber vielleicht holen wir ja in Ingolstadt die drei Punkte." Und die Vereinschefin gab noch eine bemerkenswerte Auskunft: "Wenn wir absteigen, dann ist das auch kein Drama. Dann greifen wir nächste Saison eben wieder in der Bayernliga an."
Sicher eine intern äußerst umstrittene Einstellung, die erahnen lassen könnte, weshalb beim höchstrangigen Fußballklub der Region Frust statt Lust reagiert.
Der neue Trainer scheint systematisch von Outsidern abgesägt zu werden. Es ist erstaunlich, wie viele Insider - Informationen in diesem Artikel zu finden sind. Auch einem noch so schlechten Trainer können Maulwürfe innerhalb der Mannschaft nur noch mehr schaden. Davon scheint es in dieser Mannschaft, schenkt man den Ausführungen in diesem Artikel Glauben, einige zu geben. Solche interne Angelegenheiten nach außen dringen zu lassen, ist kontraproduktiv. Im Übrigen sollte es nach ausgefallenen Spielen kein Problem sein, eine Regionalliga - Truppe am Sonntag zum Training zu bitten.
Zudem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass "hinter vorgehaltener Hand", um die Worte des Verfassers zu verwenden, von vorne herein gegen den Trainer Stimmung gemacht wurde.