Dieter Weil und die vier Sterne von Bad Rodach

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Er lebt im Hotel, er lebt für das Hotel: Dieter Weil hat es vor genau 25 Jahren nach Bad Rodach verschlagen. Als Geschäftsleiter des Kurhotels hat er dort so etwas wie seine Lebensaufgabe gefunden. Foto: Berthold Köhler
Er lebt im Hotel, er lebt für das Hotel: Dieter Weil hat es vor genau 25 Jahren nach Bad Rodach verschlagen. Als Geschäftsleiter des Kurhotels hat er dort so etwas wie seine Lebensaufgabe gefunden. Foto: Berthold Köhler

Dieter Weil hätte nie im Leben daran gedacht, einmal in Bad Rodach (Landkreis Coburg) zu landen. Jetzt ist er dort schon seit 25 Jahren Geschäftsführer des mit vier Sternen ausgezeichneten Kurhotels - und er hat immer noch Tag für Tag Freude an seiner Aufgabe.

Vier Sterne, so viele hat im Landkreis Coburg kein anderes Hotel. Die Erfolgsgeschichte des Traditionshauses gleich neben dem Thermalbad ist zugleich auch die Geschichte eines Mannes: Dieter Weil. Seit 25 Jahren steht Weil an der Spitze der Geschäftsführung im Kurhotel. "Fünfmal", schätzt der Hotelier im Gespräch mit dem Tageblatt, hat sich in den vergangenen 25 Jahren die Gästestruktur des Hotels gewandelt. Geblieben sind: Dieter Weil und der Erfolg.

Dabei hatte Dieter Weil, geboren in Bruchsal, eigentlich nie vor, einmal in so einer kleinen Stadt wie Bad Rodach zu landen. Nach Ausbildungen zum Koch und Hotelkaufmann sowie einem abgeschlossenen BWL-Studium trieb es Weil in den 70er Jahren hinaus in die Welt. Endlos kann er erzählen von all den Episoden, die er in Weltklassehotels in St. Moritz, Interlaken oder Lausanne erlebte. Schnell wird dabei deutlich: Sie waren eine glamouröse Zeit, diese 70er Jahre.
Dann zog Dieter Weil weiter: in die USA. Dort arbeitete er als Hotelmanager unter anderem für den Hyatt-Konzern und leitete Häuser in Houston sowie Los Angeles. Ein hätte nicht viel gefehlt, da wäre Dieter Weil sein Leben lang in den Vereinigten Staaten hängen geblieben. Denn für den Chef des Kurhotels ist dieses Land wirklich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten: "Wer will, kann mit Ehrgeiz dort viel erreichen." Deshalb hat Dieter Weil auch nie den Kontakt in die USA verloren - er hat dort gute Freunde, Familie und ein zweites Zuhause.

Aber es wurde Bad Rodach, inzwischen ein Vierteljahrhundert lang. "Schuld" an allem hatte Dieter Weils Ehefrau. Die war in den USA Stewardess, hatte deutsche Vorfahren und wollte unbedingt zurück nach Germany. Ende der 80er Jahre setzte das Ehepaar diesen Wunsch um. Es ging zurück und, weil Dieter Weil den Coburger Architekten und Kurhotel-Erbauer Heinz Liebermann kannte, nicht wie ursprünglich geplant nach München oder Hamburg - sondern nach Bad Rodach. So fing alles an.


Die tollste Lage

Heute, nach 25 Jahren an der Spitze des Kurhotels, macht Dieter Weil gewiss nicht den Eindruck, als würde er seine Entscheidung für Bad Rodach bereuen. Er schaut vom Hotel-Foyer aus auf den Kurpark und die Stadt, holt mit dem Arm aus und schwärmt: "Das ist die tollste Lage, die man haben kann. Es ist ein absolutes Kleinod, was wir hier haben." Freilich: Es gab auch dunkle Momente, die Dieter Weil in Bad Rodach erleben musste. Dass er 1996 seine Frau nach einer schweren Krankheit verlor, war ein brutaler Schlag. Aber Dieter Weil machte weiter, auch weil für ihn der Begriff der "Familie" für sein Team im Kurhotel nicht bloß eine Phrase ist. Drei Mitarbeiter sind genau so lange da wie ihr Chef. Da wächst man zusammen. Erst recht, wenn der Chef - "zu allem Elend", wie Dieter Weil scherzt - auch noch im Hotel wohnt.

Weil ihm aber nicht nur das Kurhotel, sondern das Coburger Land am Herzen liegt, hat sich Dieter Weil seit jeher engagiert. Im Tourismusausschuss der IHK und natürlich ganz besonders im Bad Rodacher Kur- und Tourismusverein hat das Wort von Weil Gewicht. Weil er sich in der Branche auskennt. Und weil er sich auskennt, blickt der Hotelchef ein bisschen sorgenvoll hinüber zur Bad Rodacher "Therme Natur". Es sei an der Zeit, dort die Probleme anzupacken, sagt Dieter Weil. Denn: "Die Bäderwelt hat sich in den vergangenen zehn Jahren verändert. Und da sind wir nicht mitgegangen." Den Gästen nur eine große Badewanne zu bieten - das reiche heute einfach nicht mehr aus.

Aber Dieter Weil hat auch Hoffnung. Nicht zuletzt durch die personellen Entwicklungen rund um die Therme und den neuen Verbund mit dem Landkreis und der Stadt Coburg sieht der Hotelier immer noch "alle Möglichkeiten dieser Welt, aus der Therme was zu machen".


Wie wäre es mit einem Investor?

Dabei denkt der "Kurhotel"-Chef, da erkennt man den erfolgreichen Unternehmer in ihm, aber nicht bloß an die Hilfe der Kommunen für die Therme. Gedankenspiele, einen privaten Investor finanziell mit in die "Therme Natur" zu holen, sind für Dieter Weil jedenfalls alles andere als abwegig. Dann könnte es auch mit der Zahl der Kurgäste wieder aufwärts gehen. "Ich will wieder mehr davon", sagt der Hotelier. Deshalb kann er über den immer mal hochgekochten Vorwurf, er sei alles andere als interessiert daran, dass ein weiteres hochwertiges Hotel in den Kurbereich kommt, auch nicht einmal mehr schmunzeln. So etwas ärgert Dieter Weil, weil er selbstbewusst sagt: "Ich bin hier Alleinunterhalter. Wenn wir mehr gute Hotels haben, dann kommen auch mehr Gäste." Und wer Weil bei der Arbeit erlebt, der weiß, dass dieses Selbstbewusstsein nicht nur Show ist.

Was sagt Dieter Weil zu...

Golf spielen "Ich liebe diesen Sport. Ich spiele in Tambach und versuche, auch ab und zu Turniere zu spielen. Mein Handicap? Mein Geheimnis! Aber so viel: Es war schon einmal besser, aber meine Arbeit lässt mir zu wenig Zeit."

Zukunft "Ich habe schon im Kopf, was ich im Alter machen werde. Aber ich werde hier im Hotel sicher nicht als Greis herumlaufen oder gar tot umfallen."

Oldtimer "Es ist für mich ein Hochgenuss, diese Autos zu besitzen und zu fahren. In meinem 190er SL, da kennt mich hier jeder."

Beruf "Es fällt immer schwerer, gute Mitarbeiter zu finden. In unserer Branche, da ist es normal, dass man Silvester und Weihnachten mit seinen Gästen verbringt. Aber immer weniger junge Menschen wollen sich das antun."