Wie schreitet die energetische Modernisierung der Seßlacher Verwaltungsgebäude voran? Darüber informierte die zuständige Bauleiterin die Stadträte.
"Wir werden hier keine Diskussion über irgendwelche Fassaden führen", schob Wolfgang Pfister (CSU) gleich zu Beginn der Stadtratssitzung am Dienstag allen Diskussionen um das "weiße" Rathaus einen Riegel vor. Der bisherige Stellvertreter von Martin Mittag hat bis zur Wahl des neuen Seßlacher Bürgermeisters die Amtsgeschäfte übernommen.
Die Kritik, die an der Ton-in-Ton Gestaltung laut wurde, wollte der aktuelle Rathauschef nur zum Teil gelten lassen: Pfister appellierte an seine Kollegen, auf das Fachwissen und Können der Beauftragten zu vertrauen: "Warten wir erst ab, bis das Werk vollendet ist, dann können wir uns gern unterhalten!" Er sehe die vorschnelle Kritik nicht als berechtigt an.
Zimmerer- und Putzarbeiten dominierten die bisherige Umbauphase. "Der energetische Teil der Sanierung hat gerade erst begonnen", informierte Anne-Kristin Geller (Architekturbüro Geller-Bornschlögl, Bamberg). Sorgen bereitete die Fassade: Sie enthielt zu viel Zement, trug massiv Farbe (Haus Nr. 97) und wies starke Holzschädigungen auf. "Vor Dämmung der Wände im Innern mussten wir zunächst das Fachwerk grundsätzlich konsolidieren", erläuterte Geller. So sei aus einer energetischen Sanierung "eine komplette Fassadensanierung" geworden. Die Farbe musste abgetragen, Holzrisse mussten beseitigt, selbst Balken ausgetauscht und die Fassade ausgebessert werden, um "Schlagregendichtigkeit" zu gewährleisten. Dazu wurden Fenster mit einer besseren Isolierverglasung eingebaut und Verblechungen zum Schutz angebracht. Um "die Außenhülle wieder in einen ordnungsgemäßen Zustand zu überführen", wurde auch die Rückfassade des Nebengebäudes instand gesetzt.
Noch vor der Weihnachtspause sollen die Dämmarbeiten abgeschlossen werden, die "Abschlussbeschichtung" soll Anfang 2019 folgen. Heizung und Elektro-Installationen seien bereits fertig. Als "Restgewerk" steht noch der Aufzug aus: Nach langem Ringen fand sich eine Zwischenlösung zwischen Plattform- und Kabinen-Aufzug. Es habe sich eine Schlosserei gefunden, die einen "schönen Schacht" neben die Treppe ins Obergeschoss setzen werde, kündigte die Architektin an. Den für den Aufzug notwendigen Glaskasten wird eine unauffällige Stahlkonstruktion tragen. Geller: "Von der Statik her ist das kein Problem, das Kellergewölbe hält das Gewicht aus."
Böse Überraschungen
Neben dem problematischen Zustand von Fachwerk und Fassade außen barg das alte Gemäuer auch innen böse Überraschungen: So war in Haus Nr. 97 nicht das gesamte Dach, sondern nur die Luke gedämmt. Im Trausaal wurden Risse entdeckt, die gespachtelt werden mussten. Wegen des Mehraufwands und angesichts gestiegener Preise infolge der guten Baukonjunktur rechnen die Verantwortlichen mit Mehrkosten. "Zwischen 50 000 und 80 000 Euro", schätzt Geschäftsleiter Bernd Vogt. Gemacht werden soll auf jeden Fall noch der Sockelbereich. Wie "katastrophal" dessen Zustand ist, offenbarte sich Vogt zufolge erst während der Arbeiten. Dabei hofft die Verwaltung auf einen Zuschuss vom Landesamt für Denkmalpflege. Gegen Ende März 2019 sollten alle Arbeiten abgeschlossen sein. Der Wiedereinzug der Mitarbeiter ist für April geplant.
Weg für Ärztehaus frei
In den Rodachauen werden neben dem vorhandenen Einkaufsmarkt ein Ärztezentrum mit Apotheke (Erdgeschoss) sowie sechs Wohnungen im ersten und zweiten Obergeschoss entstehen. Dafür wandelte der Stadtrat einen Teilbereich des dortigen Gewerbegebietes in ein Mischgebiet um. Alle notwendigen Beschlüsse fielen einstimmig. Die Verwaltung wurde beauftragt, das Genehmigungsverfahren einzuleiten.
Mitte Mai hatte der Stadtrat die dritte Änderung des Bebauungsplans beschlossen. Die vorherige hatte lediglich die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Errichtung eines großflächigen Einkaufsmarktes anstelle der Brandruine des ehemaligen Möbelbetriebs geschaffen, inklusive ausreichender Parkplätze und des Ausbaus von Wohnungen im ehemaligen Verwaltungsgebäude.