Die Haufen des Anstoßes in Coburg

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Regenwurmhaufen sind im Rasen leicht zu finden. Fotos: Dominik Buckreus
Regenwurmhaufen sind im Rasen leicht zu finden.  Fotos: Dominik Buckreus
In die Jahre gekommen: das Umkleidegebäude.
In die Jahre gekommen: das Umkleidegebäude.
 
Strapaziert: der Kunstrasenplatz.
Strapaziert: der Kunstrasenplatz.
 

Die Stadt soll nächstes Jahr das Rasenspielfeld in der Dr.-Stocke-Anlage von Grund auf sanieren, fordert die CSB-Stadtratsfraktion.

Es dauerte keine 24 Stunden vom Ortstermin bis zum Antrag: Die Stadtratsfraktion der Christlich-sozialen Bürger (CSB) hat beantragt, dass die Stadt 2018 ihr Rasenspielfeld in der Dr.-Stocke-Sportanlage saniert und außerdem die Umkleiden baut, die schon lange überfällig sind.
Der Vorstand des FC Coburg hatte Vertreter des Coburger Stadtrats am Montagabend zu einem Ortstermin in die Sportanlage an der Wiesenstraße gebeten. Anlass war, dass im Rasen der Wurm ist - und zwar massiv. "Der Rasen ist nicht bespielbar", berichten mehrere Teilnehmer des Termins am Montag, sowohl Mitglieder des Stadtrats als auch weitere Gäste.
Nur - wer ist schuld? Regenwürmer gebe es auch auf anderen Rasenfeldern, argumentiert zum Beispiel der Coburger Sportamtsleiter Eberhard Fröbel. Das liege an dem sehr nassen Sommer. Auch in Scheuerfeld und Wüstenahorn hätten Spieler und Platzwarte mit den Regenwurm-Häufchen im Rasen zu kämpfen.
Oder wurde gar am Bau gepfuscht? So genau lässt sich das nicht sagen, denn, so berichtet es ein Teilnehmer: Der Bauordner sei nicht mehr auffindbar. In den Jahren 2006 bis 2008 wurde das ehemalige VfB-Stadion zur Schulsportanlage umgewandelt. Nun mutmaßen die einen, dass zu wenige Drainagerohre unterm Rasenplatz verlegt wurden, die anderen, dass die Erdschicht darüber zu stark verdichtet wurde, so dass die Rohre nicht mehr tun können, wofür sie verlegt wurden, nämlich das Wasser ableiten.


Umkleiden endlich bauen

Doch es geht nicht nur um den Rasenplatz an der Wiesenstraße, sagt Christian Müller, Stadtratsmitglied und Vorsitzender der CSB. Auch der Kunstrasenplatz sei in schlechtem Zustand, und die Umkleiden müssten endlich ersetzt werden. Das war eigentlich schon vor Jahren geplant, wurde dann aber verschoben: Einmal war vorgesehen, eine Sporthalle am Floßanger zu errichten (als Ersatz für die BGS-Sporthalle), dann hätte man dort die Umkleiden für das Freisportfeld schaffen können. "Eine Verwirklichung der Sporthalle ist in weite Ferne gerückt, weil die BGS-Halle noch länger nutzbar ist", heißt es in dem CSB-Antrag. Es gab auch schon einmal Pläne für ein eigenes neues Umkleidegebäude an der Dr.-Stocke-Sportanlage. Die Investition wurde aus Kostengründen immer wieder hinausgeschoben; die Rede war zuletzt von etwas über 1,5 Millionen Euro.
Wenn, solle ein neues Umkleidegebäude nur für den Bedarf des Schulsports gebaut werden, fordern die CSB. Denn 2005 wurde beschlossen, das Fußballstadion (mit Laufbahn) zur Schulsportanlage umzubauen. Wegen der Diskussion ums "Neue Innenstadtkonzept" und dem damit verbundenen "Sportpark Nord" ruhte der Bau einige Monate. Im Zuge des Umbaus wurde auch der Kunstrasenplatz angelegt und eine neue Tribüne gebaut. Beides zusammen verursachte damals Extrakosten von rund 1,5 Millionen Euro, die Kosten für den Ausbau der Sportanlage zur "Kampfbahn B" für Leichtathleten nicht gerechnet (rund 1,3 Millionen Euro; veranschlagt in den Haushalten 2008/09). "Es kann doch nicht im Sinne der Stadträte sein, dass so eine Investition innerhalb weniger Jahre entwertet wird", sagt Hartmut Guhling, Vorsitzender des Beirats im FC Coburg und am Montagabend der Wortführer.


Kaputt gespart?

Allerdings war es der Stadtrat, der den Sparkurs vorgegeben hat, gibt ein Teilnehmer der Veranstaltung zu bedenken. Da könne es durchaus sein, dass an der falschen Stelle gespart wurde, wenn zu wenig Geld für den Unterhalt der Sportstätten zur Verfügung stand. "Wenn wir jetzt den Platz sanieren wollen für 200 000 oder 250 000 - wo nehm ich es denn weg?", seufzt er. Spätestens im Zuge der Haushaltsberatungen wird sich der Stadtrat nun mit dem Antrag der CSB-Fraktion befassen müssen.
"Wir wollten als Verein, der sehr viel Jugendarbeit betreibt, den Stadträten verdeutlichen, dass es sinnvoll ist, in einen solchen Bereich zu investieren", sagt Hartmut Guhling. Dass fast alle Stadtratsfraktionen vertreten waren und auch Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) sich Zeit nahm, habe ihn gefreut. "Ich hoffe einfach, dass das seine Wirkung zeigt."