"Fack ju Göthe II" und "Honig im Kopf" führen die lokale Bestenliste 2015 an. Zum Beginn des neuen Jahres könnten zwei Western für Aufsehen sorgen. "Star Wars" ist auf dem Weg, neue Rekordmarken zu setzen.
"Gut!" Dann zögert Oskar Heublein eine Sekunde und findet die aus seiner Sicht noch passendere Formulierung: "Schon eher sehr gut" war für den Chef des "Utopolis"-Multiplex-Kinos das Jahr 2015, wenn er auf die lokalen Top Ten bei den Besucherzahlen blickt. Fünf Filme mit jeweils über 10 000 Besuchern - "ich wüsste nicht, ob das bei uns jemals zuvor der Fall war", bilanziert Heublein.
Danach sah es vor einem Jahr nicht unbedingt aus. Gut, dass die Fortsetzung von "Fack ju Göthe" wieder ein Blockbuster werden würde - das war nicht wirklich überraschend. Aber "Honig im Kopf", Til Schweigers hochgelobtes Alzheimer-Drama, hatte selbst Kinokenner Heublein nicht auf seiner Rechnung. Doch nicht nur die Tatsache, dass heuer in den deutschen Kinos die Kassen klingelten, ist für die Branche erfreulich. In Coburg zum Beispiel führen gleich zwei deutsche Filme die lokalen Charts an.
Das hat es - zumindest, so lange sich Oskar Heublein zurück erinnern kann - vermutlich auch noch nicht gegeben.
Da sind die Erwartungen in das kommende Jahr natürlich groß, insbesondere was die Inlandsproduktionen angeht. Potenzial scheint da zu sein. "Gut zu Vögeln" (Start: 14. Januar) kommt eher aus der Richtung des Haudrauf-Humors, die "Wilden Kerle" (11. Februar) werden ebenso fortgesetzt wie "Bibi & Tina" (21. Januar) und bei "Schweinskopf al dente" (11. August) haben die Hauptdarsteller, Sebastian Bezzel und Simon Schwarz zumindest bei bayerischen Lokalpatrioten Kultstatus. Wer es anspruchsvoller haben möchte, darf sich auf "Das Tagebuch der Anne Frank" (3. März) oder "Deutschland, made by Germany" (5. Mai) von Sönke Wortmann freuen.
Die Coburger sind anders
In mancher Beziehung, da ist das Coburger Publikum ein bisschen anders als der Rest der Nation.
Die Hitler-Satire "Er ist wieder da" schaffte es in Coburg (im Gegensatz zur deutschlandweiten Bilanz) sogar in die Top Ten der bestbesuchten Filme. Damit steht "Er ist wieder da" durchaus beispielhaft, bestätigt Oskar Heublein: "Eine anständig gemachte deutsche Komödie läuft bei uns besser als die soundsovielte Verfilmung eines Marvel-Comics".
Auf dem besten Wege, aufgrund seines späten Start-Termin kurz vor Weihnachten über zwei Jahre hinweg den Sprung in die Hitliste zu schaffen, hat "Star Wars: Das Erwachen der Macht". Coburgs Kino-Chef gibt zu, dass ihn das ein bisschen überrascht. Schließlich hat auch er erlebt, wie die Star-Wars-Episoden I bis III in den Jahren 1999 bis 2005 filmisch meilenweit hinter den ersten Teilen aus den 80-er Jahren zurück blieben.
Beim siebten Star-Wars-Film ist das anders, sagt der Kinobetreiber: "Er hat den alten Charme." Da könne er den unwahrscheinlichen Hype, der derzeit um die Weltraumsaga gemacht wird, schon verstehen.
Verfestigt hat sich der Trend zum sinnvollen Umgang mit der 3D-Technologie. Klar, sagt Heublein, seien die Animationsfilme das klassische Feld für diese Projektionstechnik. Die überraschend beliebten "Minions" waren im vergangenen Jahr der erfolgreichste 3D-Film, noch vor der ebenfalls über den Erwartungen besuchten Neuauflage des "Jurassic Park". Andere Filme, wie die klassischen Komödie oder sogar das James-Bond-Abenteuer "Spectre" auf der klassischen Action-Schiene, brauchen dagegen keine technischen Spielereien. "Wo es keinen Sinn macht, da verzichten die Studios auch auf 3D", weiß Oskar Heublein.
Beim Ausblick auf die kommenden zwölf Monate fällt das aus Kino-Sicht vielversprechende Frühjahr ins Auge.
Spätestens mit "Django unchained" hat Quentin Tarantino bewiesen, dass der Western noch lange nicht tot ist - dementsprechend dürfte "The Hateful 8" mit Starbesetzung der erste Blockbuster 2016 werden. Es folgt "Hail, Caesar" (18. Februar) der Coen-Brüder - der Film darf Anfang Februar sogar die Internationalen Filmfestspiele von Berlin eröffnen.
Immer, wenn der Ball rollt
Wenn da bloß nicht der Juni wäre - da findet die Fußball-Europameisterschaft statt. Traditionell eine Phase, in der die Massen nicht unbedingt in die Lichtspielhäuser strömen werden. Deshalb hält auch Oskar Heublein den Ball flach, was seine persönlichen Erwartungen in das Kinojahr 2015 angeht: "2015 wird sowieso nur sehr, sehr schwierig zu toppen sein."
Kino in Coburg - was war, was kommt
Die Coburger Top
Ten 2015 1. Fack ju Göthe II. - 2. Honig im Kopf. - 3. Minions. - 4. James Bond 007: Spectre. - 5. Fast & Furios VII. - 6. Fifty Shades of Grey. - 7. Star Wars: Das Erwachen der Macht. - 8. Jurassic World. - 9. Die Tribute von Panem: Mocking Jay II. - 10. Er ist wieder da.
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14. Januar "Creed": Apollo Creed war der Gegner, der Rocky Balboa (Sylvester Stallone) in den 79-er Jahren zum Leinwand-Superstar machte. Jetzt schickt sich der Box-Veteran an, Creeds Sohn Adonis (Michael B. Jordan) zum Titel zu führen.
4. Februar "Tschiller Off Duty": Ein Tatort kommt ins Kino. Publikumsliebling Til Schweiger schickt sich darin an, auf den Spuren der unvergessenen Schimanski-Kultfilme mit Götz George ("Zahn um Zahn", 1985) zu wandeln.