Wie man mit Vier- bis Sechsjährigen über Sterben, Bestatten, Trauern und Erinnern spricht, zeigt beispielhaft der evangelische Kindergarten "Löwenzahn".
"Heute reden wir über das Sterben und über die Toten", sagten die Kinder des evangelischen Kindergartens "Löwenzahn" andächtig, als der Museumskoffer "Vergissmeinnicht" in ihrem Kindergarten Station machte. "Wir waren auf dem Friedhof und haben ganz viel gelacht und viel gestaunt und haben viele Sachen gemacht", erzählten die Kinder. So fröhlich nahm sich Leiterin Bianka Fischer dieses besonderen Themas an. "Und wenn man tot ist, dann atmet man nicht mehr", hatte die kleine Amy gewusst.
Das ungewöhnliche Reisegepäck war ein kleiner, pastellfarbener Sarg, buntbemalt mit lauter Bildergeschichten. Und der war vollgepackt mit lehrreichem Stoff für Kinder zum Thema Sterben, Tod, Bestatten, Trauen und Erinnern. "Wir haben schöne Grabsteine gesehen, aber die waren schon ein bisschen alt. Und Kreuze und ganz viele Blumen haben wir gesehen. Aber an die Gräber dürfen keine Fremden, weil sie den Menschen im Grab nicht lieben, nur die Familie", war die kindliche Logik.
Amy gefiel besonders das Mausoleum. "Da war ein schöner blauer Sternenhimmel. Die Sterne erinnerten an die Toten. Und wir haben ein Baby-Grab gesehen, dort war ein Baby vergraben. Das sind die Sternenkinder, deshalb stehen dort auch ganz viele Engel". Diese Eindrücke hatten die Kinder beim Friedhofsbesuch mächtig beeindruckt.
Auch Kinder trauern
Alles, was das Leben bereithält, darauf werden die Kleinen in ihrem Kindergartenalltag liebevoll und behutsam vorbereitet, auch berührende Themen. "Wir haben dieses lehrreiche Projekt gestartet und über den Tod und das Sterben gesprochen, weil das zu unserem Leben gehört", sagte Leiterin Fischer. "Das sollte Kindern nicht vorenthalten werden, denn auch sie erleben den Verlust geliebter, vertrauter Menschen oder eines geliebten Tieres, denn auch Kinder trauern", wusste Fischer.
Im Kindergartenhaus am Heroldsweg gibt es ein Zimmer, dessen Tür mit den Worten "Erinnerungen - Ich vermisse dich und hab dich lieb" dekoriert und mit Fotos geschmückt ist. Die Bilder zeigen geliebte, vertraute Menschen und Tiere, die den Kindern ans Herz gewachsen waren. Sie leben nicht mehr, so wie der Opa von Alexander und Sina, die Oma von Emma, eine Uroma und Stellas Hase und Amys und Nathalies Hündchen. "Man vergisst die Verstorbenen nie, weil man sich immer daran erinnert", nickten die Kinder eifrig.
Was passiert bei einer Beerdigung
Hier saßen die Vier- bis Sechsjährigen mit ihren Erziehrinnen Bianka, Mareike und Tanja beieinander und schauten auf den Museumskoffer. Welche Botschaft mochten wohl die Bilder der Gräber, der Grabsteine, der Blumen, des Regenbogens, der Wolken und Sterne und des Himmels auf dem kleinen Sarg wohl geben? "Weil da jemand tot ist und der kommt in den Himmel", erklärte ein Mädchen die Wolke. "Ja, Wolken könnten für den Himmel stehen", das fand auch Leiterin Fischer. "Aber nur der Geist kommt in den Himmel", dachte Nathalie nach. "Da drin liegt nur der ganze Körper, der kommt in die Erde. Nur der Geist kommt in den Himmel, weil die Gedanken nach oben gehen, wenn man tot ist", war Nathalies Erklärung. Zu den Grabsteinen auf dem Bild meinten die Kinder: "Weil der Tote unter dem Grabstein liegt".
Amy wollte wissen, was bei einer Beerdigung passiert. Hatte Jesus eine Schwester, wer macht immer die Blumenkränze und wie entsteht ein Grab? "Das haben wir richtig auf dem Friedhof gesehen, wie das gemacht wird. Und wir waren in der kalten Kammer, wo tote Menschen verbrannt werden, wenn sie in einer Urne beerdigt werden. Dann haben wir ganz viele Gräber und Urnen mit schönen Blumen gesehen und einen Sarkophag, wo Menschen über der Erde begraben werden. Und dann waren wir bei Brigitte, weil sie die schönen Kränze macht".