Der Trauer um einen geliebten Menschen einen Ort geben: Da, wo der junge, neu gepflanzte Baum im Regenbogenwald steht.
Die Anlässe, einen Baum zu pflanzen, sind verschieden, auch sehr traurig, etwa der Tod eines Kindes. Bei einem derartigen Verlust spielt das Alter der Verstorbenen keine Rolle, auch der Tod eines ungeborenen Menschen, eines Sternenkindes, ist ein tiefer Schmerz.
Um eine würdige Erinnerung an die Kleinen zu haben, trafen sich am vergangenen Samstag etliche Erwachsene und Kinder bei einer Aktion der "Verwaisten Eltern" und pflanzten Hoffnungs- oder Lebensbäume. Im Regenbogenwald am Falkenegg stiegen am Samstag fünf Luftballons in Herzform mit einem Gruß an die Verstorbenen in den Himmel. Die Leiterinnen der "Verwaisten Eltern Coburg", Helga Knirsch und Wera Will, kümmerten sich liebevoll um die Kinder und Erwachsenen. Bei der Erinnerungsfeier - auch im Gedenken an ältere Verstorbene - spielte der Posaunenchor St.
Moriz die Stücke "Freunde, dass der Mandelzweig..." und "Möge die Straße...". Bei letzterem Lied sandten die Angehörigen und Freunde den Liebesgruß per Luftballon symbolisch nach oben. Als Bäume wurden ein Nussbaum, zwei Kastanien, eine Ulme und ein Feldahorn ausgewählt.
Für ihren toten Vater Alexander Heinrichs wählten dessen Tochter Lisa Kohles und dessen Schwester Anja Heinrichs einen Nussbaum aus. Sie fanden, dass dieser Baum den Charakter ihres Vaters und Bruders am besten wiedergebe. Alexander Heinrichs liebte die Töne in ihrer Verschiedenartigkeit und betrieb in Coburg die Klanggalerie am Theaterplatz. Wie Lisa Kohles mitteilte, sei der Krebs urplötzlich und massiv bei ihrem Vater aufgetreten. Mit dem Nussbaum möchten sie ein Zeichen des Lebens dagegensetzen.
Die Mutter Tina erzählte von ihren Sternenkindern. Sie habe bewusst für alle Sternenkinder einen Kastanienbaum gepflanzt.
"Für meine große Lina und alle Sternenkinder!", betonte die Frau. Sie sah es als wichtig an, allen betroffenen Eltern von Sternenkindern Mut zu machen, zu ihrer Trauer zu stehen.
Eine erneute Abschiedsfeier
Andreas Städler nahm Abschied von seiner im August verstorbenen Ehefrau Steffi, einer Mutter von zwei Jungen. Wie er mitteilte, habe seine Frau im DSZ Coburg gearbeitet und von daher viele Bekannte gehabt. Vor Jahren sei sie selbst bei einer derartigen Erinnerungsfeier anwesend gewesen und habe es als richtig und gut empfunden. Für seine Ehefrau sah Andreas Städler diese Feier als absolut passend an. Auch der Feldahorn spiegle mit seiner Wechselfarbigkeit der Blätter den Charakter seiner Frau gut wider. "Diese Aktion ist wie ein zweiter Abschied", betonte er. Da seine Frau zu Beginn der großen Ferien in diesem Jahr verstarb, konnten viele Bekannte nicht richtig Abschied von ihr nehmen.
Zum Regenbogenwald kamen viele Freunde und Bekannte und holten diesen Abschied nach. Auch künftig können die Angehörigen und Freunde im Schatten des Feldahorns an Steffi Städler denken.
Wie nahe Freud' und Leid beieinander liegen können, erlebte Iris Zinkand an diesem Samstag äußerst intensiv mit. Aus Freude über ihren Sohn Leonard hatte sie im Hochzeitswald einen Baum gepflanzt. Zugleich machte sie sich auf, um im Regenbogenwald am Bismarckturm ihres ersten Sohnes Darian zu gedenken. Dieser war im Jahr 2007 im fünften Monat verstorben und sollte nun ein neues Erinnerungsschild an seinem Lebens- und Erinnerungsbaum erhalten. "Das mit dem Baum hat mir damals Kraft gegeben", teilte Iris Zinkand mit.