Der 46-jährige Diplom-Informatiker Jochen Knauer aus Neustadt zieht seit der Gründung des HSC 2000 Coburg im Hintergrund die Fäden. Im Mittelpunkt steht der vierfache Familienvater ungern. Intensive Gespräche mit Trainern und Spielern laufen.
Er ist spätestens seit dem Rücktritt des damaligen Präsidenten Norbert Kastner der wichtigste Mann beim HSC 2000 Coburg. Im Hintergrund spinnt er die Fäden, verpflichtet Trainer und Spieler. Sein Wort zählt bei den "Schwarz-Gelben" - oft hat er sogar das letzte, spricht ein Machtwort. Die Rede ist von einem Neustadter, von Jochen Knauer.
Der 46-jährige Diplom-Informatiker ist HSCler durch und durch. Seit der Gründung des Klubs im Jahr 2000 ist er mittendrin, statt nur dabei. Zwar nicht als Kreisläufer, wie einst beim HSC Bad Neustadt oder bei der TG Heidingsfeld, sondern als einflussreicher Funktionär.
Gemeinsam mit HSC-Vorstandssprecher Stefan Apfel, mit dem er bereits beim TV Neuses in einer Mannschaft stand, leitet er jetzt die Geschicke des Drittligisten. Seit 1.
Januar wieder als Geschäftsführer der HSC-GmbH.
Für das Tageblatt nahm er sich die Zeit für das nachfolgende Interview, obwohl er nach eigenen Angaben so etwas ungern macht.
Hallo Herr Knauer, Sie sind seit kurzem wieder Geschäftsführer der HSC-GmbH. Was sind dabei Ihre Hauptaufgaben?Jochen Knauer: Meine Hauptaufgaben liegen darin, mehr oder weniger intensiv die Aufgaben in den Bereichen Etat- und Personalplanung, Akquisition, operatives Geschäft Spielbetrieb sowie Finanzen/Controlling mit zu bewältigen. Die Fäden dabei müssen bei der Geschäftsführung zusammenlaufen.
Sehen Sie doch noch eine Chance, die viel zitierte "Mission 2. Liga" zu einem erfolgreichen Ende zu bringen? Offiziell steigt zwar nur der Meister der 3. Liga auf, doch hoffen Sie insgeheim, dass eventuell auch der 2.
Tabellenplatz ein Hintertürchen zur 2. Bundesliga öffnet? Der erste Platz ist aus heutiger Sicht nicht zu erreichen. Dieser würde den Direktaufstieg bedeuten. Falls einer (oder mehrere) der vier Erstplatzierten der dritten Ligen nicht aufsteigen wollen, können oder dürfen, gibt es für alle Zweitplatzierten eine Relegationsrunde, innerhalb derer die vakanten Plätze ausgespielt werden. Das könnte dem HSC passieren, deshalb werden wir alles daransetzen, um den 2. Platz zu erreichen.
Der Aufstieg ist das große Ziel, aber es wird immer wieder betont, dass dieser letztlich nicht planbar sei.
Trotzdem: Müssen sich die Verantwortlichen nicht den Vorwurf gefallen lassen, dass sich die Mannschaft in den letzten Monaten, unabhängig von der Tabellensituation, nicht weiterentwickelt hat? Wenn man die Situation beim HSC objektiv betrachtet, kommt man zum Schluss, dass das Außenherum, sprich die Halle und das Geschehen in der Halle, die unglaublichen Fans, die Sponsoren und auch die Strukturen, bereit ist für mehr als die 3. Handballliga. Jetzt muss der Sport nachziehen. Wir wissen, dass wir im Moment da etwas hinterher hinken, obwohl wir aktuell den 2. Tabellenplatz einnehmen.
Insider sprechen aber auch schon mal von Hau-Ruck-Handball. Wenn jemand von Hau-Ruck-Handball spricht, ist diese Meinung zu tolerieren.
Wir werden weiter daran arbeiten, wie im Übrigen in den letzten zwölf Jahren, uns in den verschiedenen Bereichen weiter zu entwickeln, um die Ziele zu erreichen.
Spätestens im Januar und Februar werden im Handball die Weichen für die neue Saison gestellt. Wie ist der aktuelle Stand in der Trainerfrage beim HSC? Wir reden in alle Richtungen. Wenn es etwas Spruchreifes zu vermelden gibt, werden wir dies umgehend tun.
Sollte der Vertrag mit Hrvoje Horvat nicht verlängert werden, und das scheint ja intern bereits beschlossene Sache zu sein, auf was für einen Trainertypen dürfen sich die Coburger Handballfreunde einstellen? Verraten Sie uns Ihren Wunschkandidaten oder steht der Neue sogar schon fest? Der Vertrag mit Cveba wird nicht verlängert, das wurde mit ihm so auch bereits besprochen.
An dieser Stelle möchte ich mich nochmals für sein jahrelanges Engagement bedanken. Cveba hat tolle Arbeit abgeliefert, übrigens war er der erfolgreichste Trainer, der bisher beim HSC unter Vertrag stand.
Auf einen speziellen Trainertypen braucht man sich nicht beim HSC einstellen. Die Vorgabe für den neuen Trainer allerdings ist, die Philosophie des HSC, über die ja in den letzten Jahren sehr häufig geredet wurde, umzusetzen, so dass letztendlich das Ziel Leistungssport Bundesliga-Handball in Coburg mit doch manchmal Spielern, die beim HSC ausgebildet wurden, umgesetzt wird. Über die Personalie selbst reden wir, wie gesagt, erst dann, wenn es wirklich etwas zu berichten gibt.
Auch mehrere Verträge von Spielern laufen zum Saisonende aus.
Stimmt es, dass mit Dejan Dobardzijev und Mirza Cehajic nicht verlängert wird? Und welche Verträge laufen unabhängig von der Spielklassen-Zugehörigkeit über die laufende Spielzeit hinaus weiter?
Die Verträge von Drude, Göhl, Kelm, Kirchner, Riha und Roth laufen auch in der Spielsaison 2013/2014 weiter. Falls ein Vertrag mit einem Spieler nicht verlängert werden soll oder kann, wird das dann offiziell bekanntgegeben.
Hat Oliver Krechel bereits einen neuen Vertrag unterschrieben? Schließlich hat der junge Torwart auf Anhieb überzeugt? Oli hat bis jetzt ein paar tolle Spiele beim HSC gezeigt, zuletzt die erste Halbzeit beim Auswärtsspiel in Magdeburg.
Den Namen Krechel habe ich bei der Beantwortung der vorhergehenden Frage nicht aufgeführt, doch ich kann versichern, dass sich da einiges in Bewegung befindet.
Mit wie vielen Neuzugängen plant der HSC in der neuen Serie? In Abhängigkeit der Ergebnisse der Besprechungen mit den aktuell verpflichteten Spielern plant der HSC mit 16 Akteuren minus Anzahl der existierenden Verträge, minus Anzahl der noch zu verlängernden Verträge ergibt die Anzahl der Neuzugänge. Das heißt, da ist noch vieles offen.
Sollte es 2013 wieder nichts mit dem angestrebten Aufstieg werden, droht dann Ihrer Meinung nach ein Zuschauer-Rückgang.
Oder sind die Coburger auf Dauer auch mit Drittliga-Handball in der HUK-Arena zufrieden? Ich glaube nicht, dass irgendeiner, der sich in Coburg mit Handball beschäftigt, sei es Spieler, Zuschauer, Fans, Sponsoren, Offizielle oder auch die Medien, nach der Entwicklung des HSC innerhalb der letzten zwölf Jahre und den vorher genannten Rahmenbedingungen dauerhaft mit Drittliga-Handball zufrieden sein wird, obwohl es bisher doch auch einige sehr gute Spiele in dieser 3. Liga gegeben hat, speziell in der HUK-Arena mit dem HSC.
Wie halten sie Ihre Sponsoren bei Laune? Schließlich sorgen großzügigen Geldgeber seit Jahren für Planungssicherheit beim HSC 2000 Coburg und ermöglichen dem Klub den mit Abstand größten Etat aller Drittligisten. Wir werden wie bisher vorgehen und versuchen, unsere Sponsoren weiterhin für den Handballsport in Coburg zu begeistern, in dem wir letzen Endes
den Sport mit Ambition auf Bundesliga-Handball und auch den Unterhaltungswert, der sich mittlerweile auch in Coburg etabliert hat, in die Akquisitionsarbeit mit einzubeziehen.
Der ganz wichtige Aspekt Jugendarbeit spielt in diesem Zusammenhang innerhalb des "Projekts HSC" eine außerordentliche Rolle, hier leistet der HSC mit Junior Team, Jugendförderclub oder Heidelberger Ballschule, um nur einige Aspekte zu nennen, vorbildliche Arbeit, die bereits jetzt schon Früchte trägt.
Letzte Frage: Können Sie sich vorstellen, dass Ihr Sohn eines Tages für "Schwarz-Gelb" in der 1. Bundesliga spielt? Schließlich gilt Jakob neben einigen anderen HSC-Eigengewächsen als eines der größten Talenten seines Jahrgangs in Bayern.Vorstellen kann ich mir das schon, wünschen würde ich mir das auf jeden Fall. Allerdings muss man nüchtern genug sein, um zu erkennen, dass da ziemlich viele Faktoren, bezogen auf den Spieler, vorhanden sein müssen, damit solch eine Situation eintritt. Und der HSC müsste spätestens dann ja auch in der 1. Bundesliga spielen.