Der ICE-Halt, eine Trasse und viel Ärger

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Das Podium (von links): René Hähnlein (Die Linke), Manuel Dethloff (Grüne), Norbert Tessmer (SPD), die Moderatoren Thomas Apfel (Radio Eins) und Simone Bastian (Tageblatt), Hans Michelbach (CSU) und Ulrich Herbert (FDP). Fotos: Albert Höchstädter
Das Podium (von links): René Hähnlein (Die Linke), Manuel Dethloff (Grüne), Norbert Tessmer (SPD), die Moderatoren Thomas Apfel (Radio Eins) und Simone Bastian (Tageblatt), Hans Michelbach (CSU) und Ulrich Herbert (FDP). Fotos: Albert Höchstädter
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die fünf Bundestagskandidaten des Wahlkreises Coburg-Kronach stellten sich beim Diskussionsabend in der Coburger Sparkasse den kritischen Fragen der Journalisten.

Die geplante 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung, die das Unternehmen "Tennet" bauen möchte, spaltet nicht nur den Landkreis Coburg. Auch beim Regionentalk "Auf den Punkt" zog das umstrittene Projekt klare Grenzen zwischen den fünf Bewerbern, die für den Wahlkreis Coburg/Kronach in den Bundestag einziehen wollen.

Schaden fernhalten

In einem Punkt, da waren sich Hans Michelbach, Norbert Tessmer, Ulrich Herbert, Manuel Dethloff und René Hähnlein einig: Sie ist kein willkommenes Projekt, diese Stromleitung. Sogar Hans Michelbach, für den die Trasse ein Stück Verantwortung für die Energiewende darstellt, sagte: "Ich freue mich nicht." Aber wer in Deutschland eben sicheren, sauberen und bezahlbaren Strom wolle, der komme wohl nicht um den Neubau zwischen Altenfeld und Redwitz herum.
Nun gehe es, sagte Michelbach, eben darum, möglichst viel Schaden von den Menschen fernzuhalten. 400 bis 500 Meter müsse der Mindestabstand der derzeit im Planfeststellungsverfahren angekommen Höchstspannungsleitung zur Wohnbebauung schon haben.

Norbert Tessmer ("Ich bin da hin- und hergerissen!") schien die Notwendigkeit der Trasse auch schon akzeptiert zu haben: "Irgendwo muss der Strom ja herkommen." Alleine schon deshalb, weil man im Coburger Land wohl höchstens einen Selbstversorgungsgrad von 20 bis 25 Prozent erreichen könne.

Ein klares "Nein" gab es dagegen von Hähnlein und Dethloff. Beide befürchten, dass die neue Stromleitung nur dafür dient, um "Tennet" und weiteren Energieriesen noch größere Gewinnspannen beim Stromhandel zu ermöglichen.

Attacke wegen Strompreisen

Schon einmal beim Thema Strom angekommen, wurde es auf dem Podium - die Diskussion mit den beiden Moderatoren Simone Bastian (Coburger Tageblatt) und Thomas Apfel (Radio Eins) war inzwischen schon eine Stunde alt - dann sogar ein bisschen emotionaler. Besonders Manuel Dethloff attackierte seinen CSU-Mitbewerber Hans Michelbach scharf, als es um die steigenden Strompreise für die privaten Verbraucher ging. Hier habe die Regierung keinerlei Lösungsansatz, kritisierte Dethloff.

Lang, heftig, aber letztlich auch wenig konkret wurde daraufhin über das "Erneuerbare-Energien-Gesetz" (EEG) diskutiert - mit dem Fazit, dass die gesetzliche festgeschriebene Einspeisungsvergütung bald irgendwie reformiert werden müsse. Irgendwie halt.

Gemeinsam für den ICE-Halt

Stellt sich die Frage, wer mehr genervt ist: Die Bahn von den Coburger Lokalpolitikern, weil diese ständig darauf drängen, dass der ICE ab 2017 möglichst oft in Coburg hält. Oder die Coburger Lokalpolitiker, weil die Bahn im Vierteljahres-Rhythmus ihre Aussagen über den ICE-Halt in der Vestestadt über den Haufen wirft, um sie am Ende dann doch wieder zu relativieren.

Derweil bleibt der Stand der Dinge unverändert: Für Coburg hat die Bahn einen "Tagesrandhalt" vorgesehen - also am frühen Morgen und am späten Abend. Aber, da berief sich Hans Michelbach auf Aussagen des derzeitigen Bahnchefs Rüdiger Grube: "Wenn ein erheblicher Bedarf da ist, werden wir weitere Zugpaare bekommen." Am Ende müsse deshalb das Ziel stehen, vielleicht sogar einen Zwei-Stunden-Takt im Wechsel mit Bamberg auf die Reihe zu bekommen.

Nur: Wo sollen die vielen Gäste herkommen, die in Coburg in den ICE einsteigen? Da waren sich dann wieder alle Bundestagskandidaten einig: Aus Südthüringen, mittels Lückenschluss. Wo auch immer. Ulrich Herbert outete sich da als Befürworter einer Wiederaufnahme des Verkehrs durch das Lautertal. "Freilich nicht dort, wo Häuser stehen." Aber es sei möglich, dort (mit einem Tunnel durch den Lauterberg) eine Trasse hinzubekommen, zeigte sich der Coburger Stadtrat überzeugt. Dafür müsse aber auch die Stadt Coburg ihre Hausaufgaben machen und endlich eine Parkmöglichkeit anbieten. Die Bahn habe ein geeignetes Gelände, die Alternative (auf der anderen Seite der Coburger Stadtautobahn) bezeichnete Herbert dagegen als "unglücklich".

Hans Michelbach dagegen gefiel die Variante über Bad Rodach und Hildburghausen besser, alleine schon, um damit den einzigen Thermalbadstandort im Coburger Land zu stärken. Finanzierbar sei diese Trasse auf jeden Fall. Er hoffe nun, dass beim nächsten "Bahngipfel" in Coburg - der angeblich 2015 stattfinden soll - endlich Klarheit geschaffen werden könne. Zwei Jahre später soll der ICE ja schon fahren.

Keine Festlegung auf eine Trasse gab es bei Manuel Dethloff und Rene Hähnlein zu hören. Beide verwiesen dennoch grundsätzlich auf die Notwendigkeit, Bahnkunden nach Coburg zu holen. "So wenig wie möglich stören" sollte halt der Lückenschluss, sagte Dethloff. Hähnlein vertraute auf Gespräche mit den Bürgern und Bürgerinitiativen - denen könne man zutrauen, dass sie wissen, was nötig sei.

Wer schafft's in den Bundestag?

Sollten die Demoskopen mit ihren Prognosen richtig liegen, wird der Wahlkreis Coburg auch im kommenden Jahr nur durch einen Abgeordneten im Deutschen Bundestag vertreten. Sollte sich der favorisierte Hans Michelbach durchsetzen, dürfte es für Norbert Tessmer nicht reichen, über die SPD-Landesliste in den Bundestag zu kommen. Dafür seinen Wahlkampf herzuschenken und darauf zu setzen, dass er über seinen guten Platz auf der CSU-Landesliste gemeinsam mit einem Sieger Norbert Tessmer nach Berlin kommt, kam für Michelbach nicht infrage: "Das ist eine Theorie, die ausschließlich von Seiten der SPD aufgestellt wird." René Hähnlein und Manuel Dethloff stufen ihre Chancen als "äußerst gering" ein.