Der Feuerwehr helfen? Na klar!

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Da schaut der Opa aber stolz: Mit seinen beiden Enkel Paul (4 Jahre alt) und Clara (7) als Modelle stellte Kreisbrandrat Manfred Lorenz die neue Aktion "Feuerwehr - na klar" vor.
Da schaut der Opa aber stolz: Mit seinen beiden Enkel Paul (4 Jahre alt) und Clara (7) als Modelle stellte Kreisbrandrat Manfred Lorenz die neue Aktion "Feuerwehr - na klar" vor.
Sie wurden bei der Kommandantentagung geehrt (von links): Artur Rink, Manfred Lorenz, Helmuth Halboth, Herbert Wrobel, Michael Hager (Prüfung Verbandsführer bestanden), Siegfried Wölki, Stefan Zapf, Michael Busch, Bruno Baumgärtner und Michael Geuther.
Sie wurden bei der Kommandantentagung geehrt (von links): Artur Rink, Manfred Lorenz, Helmuth Halboth, Herbert Wrobel, Michael Hager (Prüfung Verbandsführer bestanden), Siegfried Wölki, Stefan Zapf, Michael Busch, Bruno Baumgärtner und Michael Geuther.
 

Gleich mit mehreren Aktionen wollen die Feuerwehren im Landkreis Coburg versuchen, ihre Personalstärke langfristig zu sichern. Dies kündigte Manfred Lorenz bei der Kommandantentagung in Dietersdorf (Stadt Seßlach, Landkreis Coburg) an.

Der viel zitierte demografische Wandel mit einem dramatischen Rückgang bei den dienstfähigen jungen Menschen wird in nicht allzu ferner Zukunft auch die Existenz der Feuerwehr gefährden. Deshalb kündigte Kreisbrandrat Manfred Lorenz bei der Frühjahrskommandantentagung an, künftig auf mehreren Schienen für den Dienst als Ehrenamtlicher bei der Feuerwehr zu werben.

Dabei fängt die Feuerwehr altersmäßig ganz unten an. "Feuerwehr - na klar!" heißt die Aktion, die gemeinsam mit der Sparkasse Coburg-Lichtenfels ins Leben gerufen wurde. Dabei kommt ab dem kommenden Schuljahr jedes Kindergartenkind eine rote Baseball-Mütze mit dem Schriftzug der Aktion geschenkt. "Es wird unser Einstieg in die Arbeit mit den Kindertagesstätten", sagte Lorenz bei der Tagung im Dietersdorfer Sportheim. "Feuerwehr - na klar!" ist vorerst einmal auf drei Jahre angelegt, hat aber Potenzial zur Dauerlösung.
Denn "gute Ideen", sagte Lorenz, "sind nötig, wenn wir Werbung für den Feuerwehrdienst machen sollen."

Allerdings wünscht sich Lorenz nicht nur die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen. Er sieht auch die gesamte Gesellschaft in der Pflicht. Die Feuerwehr hier und die Bürgerschaft dort - dieses Denken dürfe sich nicht verfestigen. "Feuerwehr, das sind wir alle", rief Lorenz. Dazu müsse aber auch für die Bevölkerung die Erkenntnis gehören, dass man mitmachen müsse, um die heutige Qualität der Hilfe bei Notfällen zu erhalten. Fehle es an Aktiven, dann müsse sich die Bevölkerung eben darauf einstellen, dass bei Bränden die Feuerwehr eben erst einmal nach einer halben Stunde am Einsatzort sei. Heute gelten zehn Minuten als Ziel-Zeit.

Begehrtes "Mittelalter"

Bei der Sorge angesichts des demografischen Wandels bekam Lorenz volle Rückendeckung von Landrat Michael Busch (SPD). Der verwies darauf, dass schon in 17 Jahren nur noch halb so viele 16- bis 18-Jährigen im Landkreis leben werden als dies heute der Fall ist. Für die Folgen musste Busch nicht lange herumrechnen: "Um die jungen Menschen, die wir dann noch haben, werden sich alle Vereine reißen." Deshalb riet Busch den Kommandanten, sich auch um das "Mittelalter" der 30- bis 55-Jährigen zu mühen. Busch selbst warb deshalb noch einmal eindringlich für den ehrenamtlichen Dienst: "Die Feuerwehren sind immens wichtig für unsere Gesellschaft."

Kritik am Innenministerium

Eine regelrechte "Brandrede" hielt Manfred Lorenz zum zweiten wichtigen Tagungsthema: Der zunehmenden Bürokratie, der sich die Feuerwehr-Führungskräfte gegenüber sehen. Lorenz zog dafür sogar seine Dienstjacke aus und wechselte in Jackett des Privatmanns, um klare Forderungen an das bayerische Innenministerium zu richten. Im Zentrum der Kritik von Lorenz stand das Computerprogramm, mit dem die Kommandanten ihre Einsätze für die Integrierte Leitstelle und das Innenministerium nachträglich bearbeiten müssen. Dieses ist kompliziert, mit Fehlern behaftet und seit ein paar Monaten sogar ein Sicherheitsrisiko für die zur Eingabe verwendeten Computer. "Das Programm muss anwenderfreundlich sein", sagte der Kreisbrandrat. Dass Feuerwehr-Führungskräfte aber auch über dieses Ärgernis hinaus in ihrer Freizeit immer mehr durch bürokratische Arbeiten aufgehalten werden, sah auch Michael Busch ein. "Wir müssen sehen, dass wir aus der Bürokratie ein bisschen herauskommen", sagte der Landrat.
Neue Strukturen wird es künftig bei den Feuerwehren im Landkreis bei Unglücken mit Gefahrgütern geben. Die Änderungen sind die Folge eines Einsatzes, der im Rödentaler Feuerwehr im vergangenen Jahr in Blumenrod an ihre Grenzen brachte. Damals war hochgiftige Fluss-Säure ausgelaufen - eine tödliche Gefahr. Wie Kreisbrandmeister Stefan Zapf (Rödental) erläuterte, wird es deshalb bald einen "ABC-Zug Landkreis Coburg" als organisatorische Einheit geben. Dieser besteht aus Mitgliedern mehrerer Feuerwehren (im Gespräch sind Rödental, Coburg, Neustadt, Untersiemau, Weitramsdorf und Dörfles-Esbach), die ein, zwei Mal im Jahr gemeinsam üben und bei allen Gefahrgut-Unglücken alarmiert werden.

Feuerwehrmänner als Vorbilder

Förmliche Anerkennung
Eine neue Form der Ehrung präsentierte Manfred Lorenz: die "förmliche Anerkennung". Diese führte der Kreisbrandrat ein, um über die normalen Kriterien hinaus engagierte Feuerwehrdienstleistende auszuzeichnen.
Artur Rink Der 27-jährige Oberfeuerwehrmann aus Rödental beendete im vergangenen Jahr in Ebersdorf mit beherztem Einsatz einen Suizid-Versuch. Ein Mann war auf eine Stromleitung geklettert und wurde erst nach einem zweistündigen Gespräch mit Rink über die Drehleiter geborgen.
Michael Geuther Der Kommandant der Bad Rodacher Feuerwehr gilt als der "Erfinder" des Landkreis-Informationsabends für Feuerwehren. "Es ist ein Muss, bei dieser Veranstaltung dabei zu sein", sagte Manfred Lorenz.
Stefan Zapf Der Kreisbrandmeister aus Rödental hat sich zu einem in Bayern und Thüringen geschätzten Fachmann für Sicherheit in den ICE-Baustellen entwickelt. "Er hat das Ansehen der Coburger Feuerwehren gestärkt", lobte der Kreisbrandrat.
Helmut Halboth Der Kreisbrandmeister und EDV-Fachberater aus Bad Rodach steht mit der bevorstehenden Einführung des Digitalfunks vor seiner nächsten großen Herausforderung.

Weitere Ehrungen

Herbert Wrobel Der Kommandant der Feuerwehr Wiesenfeld bekam das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber. Wrobel ist seit 1970 aktiver Feuerwehrmann und war über viele Jahre im Vorstand des Kreis-Jugendfeuerwehrverbandes aktiv. Seit 1997 leitet er die Wiesenfelder Feuerwehr.
Siegfried Wölki Ein einstimmiger Beschluss des Vorstandes bescherte dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Coburg-Lichtenfels das Ehrenabzeichen des Kreisfeuerwehrverbandes in Gold. Seit mehr als 25 Jahren unterstützen die Sparkasse und Wölki die Feuerwehren im Landkreis Coburg. bk