Der erste c2c-zertifizierte Plüschund kommt aus Neustadt

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Barbara Fehn-Dransfeld präsentiert Gustav der in drei Größen bei Heunec produziert wird und der unterwegs ist "in kuscheliger Mission". Foto: Rainer Lutz
Barbara Fehn-Dransfeld präsentiert Gustav der in drei Größen bei Heunec produziert wird und der unterwegs ist "in kuscheliger Mission". Foto: Rainer Lutz
 
 
 

Der aus Zeitschriften bekannte Hund Gustav wird bei Heunec als erstes Plüschtier der Welt nach den Richtlinien von "cradle to cradle" hergestellt. Das Unternehmen wurde jetzt offiziell ausgezeichnet.

Gustav sitzt auf seinem Platz im Besprechungsraum und hat die Ruhe weg. Er kann ruhig sein, denn er hat es geschafft. Er hat seine regelmäßige Kolumne in der renommierten Zeitschrift Eltern. Da erklärt er in Vorlesegeschichten Kindern die Welt. Nein, nicht die Zeitschrift "Die Welt". Für die arbeitet er zwar auch. Aber Kindern erklärt er natürlich die richtige Welt. Dass er so ruhig da sitzt, hängt gewiss damit zusammen, dass Gustav ein Plüschtier ist, ein kleiner Hund, um genau zu sein. Seine Wiege steht hier in Neustadt, bei der Firma Heunec. Von hier kommt er. Hierhin kehrt er immer wieder zurück. Gustav ist weltweit das erste Plüschtier, das "cradle to cradle" zertifiziert ist.
Und auch wenn er so ruhig dasitzt, möchte er einiges bewegen.

Ohne Abfall

"Cradle to cradle heißt, dass kein Abfall mehr entsteht", erklärt Barbara Fehn-Dransfeld, die Chefin von Heunec. Im Fall von Gustav bedeutet es: "Wenn jemand den Gustav eines Tages nicht mehr lieb hat, was ja eigentlich kaum vorkommen kann, dann weiß er, wo er den Gustav wieder abgeben kann", erklärt die Unternehmerin. Der kleine Plüschhund wird dann vollständig wiederverwertet. Wirtschaften im kompletten Kreislauf der verwendeten Stoffe. Dafür erhielt Gustav das Zertifikat "cradle to cradle basic".

"Das ist ein Zertifikat, auf das ich megastolz bin", freut sich Barbara Fehn-Dransfeld. Es ist nämlich selten, dass ein Produkt auf Anhieb eine Zertifizierung bekommt. Die Auszeichnung ließe sich noch steigern auf den Status "silber" oder "gold" und sogar bis "platin". Im Idealfall müsste Gustav am Ende seines Lebens komplett abbaubar sein. "Aber es gibt bisher kein Plüschmaterial, das dem gerecht wird", erklärt die Heunec-Chefin. Für sie ist Umweltfreundlichkeit längst Teil der Firmenphilosophie.

"Deshalb haben wir auch hier am Standort Neustadt investiert und unsere Gebäude energetisch saniert." Heunec nutzt regenerative Energie, engagiert sich im Verein Spielzeugstraße und in der Metropolregion Nürnberg. Nachhaltigkeit liegt Barbara Fehn-Dransfeld am Herzen. Als sie bei einem Vortrag von Michael Braungart von der "cradle to cradle"-Philosphie hörte, war der Gedanke auch schon geboren, dieses Prinzip in die eigene Firma zu tragen.

"Gustav bot sich schon wegen seines Hintergrunds an", erklärt Barbara Fehn-Transfeld. Der Sympathieträger aus verschiedenen Medien schien geradezu ideal, den Umweltgedanken von "cradle to cradle" zu transportieren. "Es müssen noch viel mehr Produkte werden", ist die Unternehmerin überzeugt. Sie weiß aber auch: "Der Umweltgedanke allein genügt nicht. Das Produkt muss cool sein." Gustav ist cool.

Regionalität

Bei Heunec setzt die Unternehmensführung auf Regionalität. In Neustadt wird entworfen, genäht, gestopft. Barbara Fehn-Dransfeld hält Kontakt zur Hochschule in Coburg und beauftragt möglichst Firmen aus der Gegend, wenn im Unternehmen umgebaut werden soll. "So ein Vorhaben wie die Zertifizierung von unserem Gustav lässt sich in einem kleineren Unternehmen leichter entscheiden und umsetzen, als in einem sehr großen", ist sie sicher.

"Produkte wie Gustav müssen hier entstehen", ist auch Sandra Franz überzeugt, die als Wirtschaftsförderin für die Stadt Neustadt arbeitet. Gerade wenn es um den Umweltgedanken gehe, könnten regionale Unternehmen wie Heunec Vorreiter sein. Wer seine Produktion nach Asien verlagert hat, tut sich naturgemäß schwerer so etwas umzusetzen.

Barbara Fehn-Dransfeld steht aus ganz persönlicher Überzeugung hinter dem Gedanken von "cradle to cradle": "Wenn man mit so einem kleinen Plüschtier, wenigstens einige Menschen zum Umdenken bewegen kann, hat es sich schon gelohnt." Gustav ist übrigens in drei Größen "unterwegs in kuscheliger Mission", wie der Heunec-Slogan lautet. Wer ihn kennenlernen will, findet ihn im Kuschel-Shop von Heunec, im Internet oder im Handel.
Wer eine Zertifizierung für sein eigenes Produkt anstreben möchte, kann in Deutschland die Environmental Protection Encouragement Agency (Epea) in Hamburg kontaktieren.