Den Coburger Bauern stinkt's gewaltig

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Ein Bauer bringt Gülle auf seinem Feld aus. Die Sperrfristen dafür sollen neu geregelt werden. Dagegen wollen die Landwirte in Augsburg protestieren. Foto: Jochen Lübke/dpa
Ein Bauer bringt Gülle auf seinem Feld aus. Die Sperrfristen dafür sollen neu geregelt werden. Dagegen wollen die Landwirte in Augsburg protestieren. Foto: Jochen Lübke/dpa

Während die Preise für Milch oder Fleisch seit Monaten im Sinkflug sind, kommt neues Ungemach auf die Bauern von politischer Seite zu: immer neue Vorgaben und Regelungen. Dagegen wollen sie protestieren.

Die Landwirte in der Region sind sauer auf die Politik. Jetzt wollen sie ihrem Ärger Luft machen. Und zwar mit einer Demo am Donnerstag, wenn sich die Umweltminister aus Bund und Ländern zu einer Konferenz in Augsburg treffen. Unter dem Motto "Umweltschutz geht nur mit uns Bauern, nicht gegen uns!" werden rund 1000 Landwirte deutlich machen, dass viele der geplanten Auflagen gerade die bäuerlichen Familienbetriebe hart treffen - mit massiven Auswirkungen auf den gesamten ländlichen Raum, die Infrastruktur sowie die Arbeitsplätze auf dem Land. Auch Bauern aus Bamberg, Forchheim, Lichtenfels sowie Coburg wollen daran teilnehmen, denn die Region ist immer noch stark landwirtschaftlich geprägt. Laut Zahlen des Bauernverbandes (BBV) gibt es im Kreis Bamberg 3600 bäuerliche Betriebe, in Forchheim 3000, in Lichtenfels 1700 und im Kreis Coburg 1400.


Druck von allen Seiten

Die Landwirte schimpfen über ihre aktuelle Lage. Fakt ist: Während die Preise für Milch oder Fleisch seit Monaten im Sinkflug sind, würden von politischer Seite immer neue Vorgaben und Regelungen für Landwirte, Grundeigentümer und Waldbauern auf den Weg gebracht, wird beklagt. "Gerade im Umwelt- und Naturschutz drohen für die bayerischen Betriebe teils unüberwindliche Hürden aufgestellt zu werden - ohne jeden Sinn und Gespür für die Familien, die von ihrer Arbeit auf dem Hof und auf den Feldern leben wollen und müssen", erklärt Werner Nützel, Geschäftsführer des BBV Forchheim und Bamberg.


Jetzt ist die Gülle im Visier

Vor allem die Bestimmungen für Güllegruben sorgen für Ärger. So gibt es entgegen Beteuerungen von früheren Landwirtschaftsministern nun Überlegungen, dass für derartige Anlagen Dichtigkeitsüberprüfungen vorgelegt werden müssen. Nützel kritisiert: "Diese Prüfungen sind teuer und aufwendig. Der Bestandsschutz für Altanlagen wurde uns zugesichert. Jetzt ist das Thema aber wieder massiv in der Diskussion."

Neubauten solcher Gülle- und Jauchegruben würden pro Kubikmeter etwa 50 Euro kosten, schnell kämen so Investitionssummen von bis zu 40 000 Euro zusammen. Zuviel für manche Bauern in Oberfranken. Betriebe kalkulieren langfristig, Familien entscheiden schon frühzeitig, ob die kommende Generation den Hof übernimmt. Oder sie entscheiden sich eben dagegen, wenn die Politik die Stellschrauben mit immer neuen Auflagen enger anzieht.

Weiterer Ärger: die Neuregelung der Sperrfristen für das Ausbringen der Gülle. Derzeit gilt auf Ackerland eine Sperrfrist vom 1. November bis 15. Januar. Künftig soll diese einen Monat früher beginnen. Die Kritik des BBV: Dadurch werde mehr Lagerraum benötigt. Die neue Düngemittelverordnung ist ebenfalls umstritten. So seien zum Beispiel die aktuellen Pläne bei der Einarbeitungsfrist für bäuerlich strukturierte Familienbetriebe nicht umsetzbar. Denn Gülle müsse bald innerhalb von einer Stunde eingearbeitet werden und nicht nach vier Stunden wie früher. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) müsse daher dringend Korrekturen vornehmen, fordern die Landwirte. Die aktuell diskutierte Einarbeitungsfrist sei für Familienbetriebe nicht umsetzbar und kontraproduktiv. Diese vielen Auflagen belasten die bäuerlichen Familienbetriebe - darin sind sich die Kreisobmänner des BBV einig. Deshalb formiert sich nun auch der Protest der oberfränkischen Landwirte. "So kann man mit Landwirten nicht umgehen. Wir haben das Gefühl, dass wir gegen eine Wand anreden. Die Politik muss sich überlegen, was sie den Landwirten zumuten will und was für die Betriebe noch verkraftbar ist. Die Frage ist, wie groß die Einsicht bei allen Beteiligten ist", meint BBV-Geschäftsführer Werner Nützel im Gespräch mit dem Tageblatt.