13 neue Gesichter sitzen im Coburger Kreistag, der zum 1. Mai seine Arbeit aufnehmen wird. Stärkste Fraktion sind die CSU und das Landvolk, die zwar vier Sitze verloren haben, aber mit 20 Kreistagsmitgliedern immer noch knapp vor der SPD (19) liegen.
Martin Mittag, der Vorsitzende der Fraktion von CSU und Landvolk, versuchte erst gar nicht, das Ergebnis der Wahl zum Coburger Kreistag schönzureden. "Wir sind enttäuscht, das ist doch logisch", sagte Mittag, der am Sonntag zum neuen Bürgermeister der Stadt Seßlach gewählt wurde. Naja - immerhin ein positiver Fakt blieb für Mittag doch übrig: "Wir bleiben weiter stärkste Fraktion."
Nicht ganz in Erfüllung ging der Wunsch der CSU, die junge Generation aus der "Fohlen-Elf" besser ins Rampenlicht zu rücken. Die Wildenheiderin Christina Rose (auf Platz 8 gestartet) verpasste knapp den Sprung in den Kreistag, so dass die
CSU/LV-Fraktion quasi nur aus erfahrenen Kommunalpolitikern besteht. Ob er dieser weiterhin vorsteht, ließ Martin Mittag auf Tageblatt-Anfrage erst einmal offen. Nächste Woche wird sich die neue Fraktion vielleicht schon zum ersten Mal lose treffen.
Martin Mittag freut sich schon darauf: "Ich habe große Lust, in der Fraktion weiter aktiv mitzuarbeiten."
Warum gerade die kleineren Parteien und Wählergruppierungen im Kreistag zulegten, darüber lässt sich trefflich spekulieren. Für Bernd Lauterbach als Fraktionsvorsitzenden der Grünen ist es der ökologische Gedanke, der offensichtlich immer mehr Wähler erreicht.
Tatsächlich legte die Fraktion der Grünen um einen Sitz zu. Ebenso die der ÖDP. Hier profitierten beide sicher auch davon, dass sie auch nach sechs Jahren zu ihrem klaren "Nein" zum geplanten Verkehrslandeplatz stehen. Andere Parteien müssten sich angesichts dieses Trends fragen, "ob man so weitermachen kann wie bisher", meint Lauterbach.
Neben der Ablehnung zum Flugplatz ("wir haben schon zwei Flugplätze") geht es den
Grünen um die Frage, wie die Museen in der Region weitergeführt werden können, es geht um das Sozialprojekt "Moro" und es geht um das Naturschutzgroßprojekt "Das grüne Band". Ein Vorhaben, von dem Bernd Lauterbach sagt: "Das liegt uns am Herzen."
"Wir müssen miteinander reden und Mehrheiten schaffen, das ist für mich Demokratie", beschreibt Lauterbach seine Vorstellung von politischer Arbeit auf Landkreisebene.
Zu wenig Beteiligung Dass die großen Parteien Sitze im Kreistag verlieren (SPD minus eins und CSU minus vier) führt der
SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Rebhan vor allem auf die geringe Wahlbeteiligung zurück.
Gerade 61,1 Prozent der Wahlberechtigten nahmen sich die Zeit, über ihre Vertretung im Landkreis abzustimmen. Natürlich ist Rebhan froh, dass seine Fraktion weniger Federn lassen musste als die von CSU und Landvolk: "Der Verlust ist zu verschmerzen". Aber ganz grundsätzlich findet er die Wahlbeteiligung "verheerend für die Demokratie". Dennoch ist Frank Rebhan überzeugt: "Die Zusammenarbeit in dieser neuen Zusammensetzung wird genauso gut und sachorientiert weiterlaufen wie in den vergangenen Jahren". Besonders freut es Rebhan, dass mit Kanat Akin ein junger Mann in den Kreistag einzieht, den er als "politisches Ausnahmetalent" bezeichnet.
So hundertprozentig glücklich war auch Christoph Raabs, der Spitzenkandidat der ÖDP, nicht: "Wir hatten das Ziel, Fraktionsstärke zu erreichen.
Das haben wir verpasst." Statt drei also neu zwei ÖDP-Kreistagsmitglieder, da heißt es für das Neustadter Duo Raabs/Büchner: sich nach einer Ausschussgemeinschaft umschauen. Dass diese - angesichts der Einigkeit beim Thema Verkehrslandeplatz - zwingend mit den "Grünen" gebildet werden muss, glaubt Christoph Raabs nicht. Er will auch das Gespräch mit den Unabhängigen Landkreisbürgern und dem FDP-Einzelkämpfer Peter Jacobi suchen. Auch wenn es nicht für drei Sitze gereicht hat, klappt Raabs das Kapitel "Kreistagswahlkampf" mit einem für sich versöhnlichen Fazit zu: "Die Tendenz für uns stimmt."
Nicht verloren, aber doch verloren Schaut man sich die Ergebnisse der Kreistagswahl 2008 an, dann könnten die
Freien Wähler eigentlich zufrieden sein: damals zehn Sitze, heute zehn Sitze.
Weil aber die FW in den vergangenen Jahren zwei "Verstärkungen" für ihre Fraktion bekamen - Hans-Joachim Lieb kam von der CSU, Matthias Kreisler wechselte von der FDP zu den FW - ist Fraktionsvorsitzender Gerold Strobel nicht ganz zufrieden: "Wir hatten zuletzt zwölf Mitglieder, die hätten wir schon gerne wieder erreicht." Nichtsdestotrotz könne man mit knapp über 17 Prozent schon zufrieden sein. Aus personeller Sicht bedauerte er, dass die Freien Wähler just mit Matthias Kreisler einen "stabilen Faktor" in der Fraktion verloren. Auch der erfahrene Ernst-Wilhelm Geiling sei ein Verlust. Neu ist dafür der Bad Rodacher Kämmerer Michael Fischer. "Das ist dann halt so eine Art kleiner Generationswechsel", sagte der Fraktionsvorsitzende.