Das Handwerk in Coburg sieht seine Chancen

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Vizepräsident der HWK Oberfranken überreicht den goldenen Meisterbrief an Gerold Goller. Foto: Gabi Arnold
Vizepräsident der HWK Oberfranken überreicht den goldenen Meisterbrief an Gerold Goller. Foto: Gabi Arnold
Am Mittwochabend wurden im Gasthaus Kaiser in Dörfles-Esbach goldene Meisterbriefe überreicht. Diese erhält, wer das 65. Lebensjahr erreicht hat und seit mindestens drei Jahrzehnten selbstständig ist. Foto: Gabi Arnold
Am Mittwochabend wurden im Gasthaus Kaiser in Dörfles-Esbach goldene Meisterbriefe überreicht. Diese erhält, wer das 65. Lebensjahr erreicht hat und seit mindestens drei Jahrzehnten selbstständig ist. Foto: Gabi Arnold
 

Bei der Verleihung der goldenen Meisterbriefe betonte die Kreishandwerkerschaft Coburg, dass die Zukunft in neuen Fachkräften liege.

Im Jahr 1979 hat Gerold Goller das Bauunternehmen seines Vaters in der Gemeinde Untersiemau übernommen. Im Laufe der Jahre wuchs die Zahl seiner Beschäftigten von drei auf zehn Mitarbeiter an, 16 Lehrlinge hat er in dieser Zeit ausgebildet und die meisten übernommen. Fleiß und Geschick des "Azubis" waren ihm stets wichtiger als die Noten im Zeugnis.

Weil es keinen Nachfolger gibt, musste der Maurermeister seinen Betrieb schweren Herzens zum Ende des vergangenen Jahres nach 36 Jahren Selbstständigkeit auflösen. Am Mittwochabend gehörte er zu den sieben Geehrten, die den goldenen Meisterbrief aus Händen des Kreishandwerkermeisters Jens Beland im Gasthaus Kaiser erhielten.


Mut und Zielstrebigkeit

Die Voraussetzung für die besondere Urkunde sind das vollendete 65. Lebensjahr und mindestens seit 30 Jahren Selbstständigkeit im Handwerk. Beland lobte den Mut und die Zielstrebigkeit der Geehrten, diese hätten sich sowohl im berufsbezogenen Bereich als auch in betriebswirtschaftlichen, rechtlichen und berufspädagogischen Themen weitergebildet. Der Berufsweg sei geprägt von handwerklicher Arbeit, dem Umgang mit Kunden und Verantwortungsbewusstsein gegenüber Mitarbeitern. Denn: "Handwerkerbetriebe sind inhabergeführte Betriebe, sind persönlich haftende Unternehmer, haben eine enge Bindung zu Mitarbeitern und sind tief in der Region verwurzelt." Landrat Michael Busch (SPD) stellte fest, dass man auf Schritt und Tritt von meisterlichen Handwerksleistungen umgeben sei, sei es die Brille, die Kleidung, das Licht oder die Wärme. "Nicht ohne Stolz können Sie sogar behaupten: Ohne das Handwerk geht eigentlich nichts", sagte der Landrat. Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) verwies auf die Bedeutung des Handwerks in der Stadt Coburg, eine Tafel im Rathaus zeuge von dieser Vielfalt. Tessmer sieht in den Flüchtlingen potenziellen Nachwuchs. "Wir dürfen uns nicht von den negativen Schlagzeilen leiten lassen, sondern müssen genau hinschauen." Auch Matthias Graßmann, Vizepräsident der Handwerkskammer Oberfranken, sprach das Thema an. Integration anerkannter Asylbewerber und Geduldeter mit hoher Bleibeperspektive könne langfristig nur über die Arbeit und Ausbildung erfolgreich sein, sagte er. Auf bayerischer Ebene fordere das Handwerk eine frühzeitige Erfassung der Qualifikation, Berufsorientierungsmaßnahmen, Sprachkurse und Maßnahmen zur Vorbereitung der Ausbildung sowie Ausstattung von Bildungsstätten und Beratungs- und Begleitangebote für Betriebe.

Graßmann kritisierte den Trend zum Studium, mittlerweile erhielten 50 Prozent der Absolventen die Hochschulreife. Einerseits sei für viele das Studium ein Irrweg, andererseits würden vor allem die gut ausgebildeten Facharbeiter fehlen. Das Handwerk müsse auf diese Entwicklung reagieren und das Augenmerk in besonderem Maße auf die begabten Haupt- und Realschüler richten.

Die wirtschaftliche Lage im Handwerk präsentiert sich positiv. Nach der aktuellen Konjunkturumfrage, so Graßmann, sei die Stimmung in den Handwerksbetrieben gut. "90 Prozent bewerten die Geschäftslage als gut oder befriedigend."


Ein positives Gesamtbild

Insgesamt zeige sich ein äußerst positives Gesamtbild der oberfränkischen Handwerkskonjunktur. Niedrige Zinsen und hohe Konsumbereitschaft kommen demnach vor allem dem Bau- und Ausbaugewerbe und den Handwerkern zugute. Für das Jahr 2015 wird mit einem Umsatzzuwachs von 1, 5 Prozent gerechnet. Die Wachstumsspielräume vieler Betriebe seien allerdings durch die knappe Versorgung mit Fachkräften eingeschränkt. Insgesamt werde für das Jahr 2015 mit einer schwarzen Null gerechnet.

Empfänger der goldenen Meisterbriefe
Stefan Eller (Friseurmeister, Coburg), Ernst-Wilhelm Geiling (Elektroinstallateurmeister, Bad Rodach), Gerold Goller (Maurermeister, Untersiemau), Bernd Neisser (Gas- und Wasserinstallateurmeister, Coburg), Rainer Riess (Fleischermeister, Bad Rodach), Klaus-Dieter Schumann (Schreinermeister, Itzgrund), Ulrich Wicklein (Konditormeister, Untersiemau), Elke Zerrath (Friseurmeisterin, Coburg)