Das Coburger "Landestheater" ist nicht mehr zu retten

2 Min
Die Ehrenburg in Blockbauweise. Vorsichtig hat Martin Ruggaber und seine Mitarbeiter versucht, das Miniatur-Ensemble auseinanderzulegen. Schäden waren unvermeidbar.Christiane Lehmann
Die Ehrenburg in Blockbauweise. Vorsichtig hat Martin Ruggaber und seine Mitarbeiter versucht, das Miniatur-Ensemble auseinanderzulegen. Schäden waren unvermeidbar.Christiane Lehmann
Nach dem aktuellen Stand ist das Landestheater nicht mehr zu retten. Das Gebäude wurde in Plattenbauweise erstellt und lässt sich nicht auseinanderlegen. Christiane Lehmann
Nach dem aktuellen Stand ist das Landestheater nicht mehr zu retten. Das Gebäude wurde in Plattenbauweise erstellt und lässt sich nicht auseinanderlegen. Christiane Lehmann
 
Die Fassade der Ehrenburg hat sich teilweise abgelöst. Christiane Lehmann
Die Fassade der Ehrenburg hat sich teilweise abgelöst. Christiane Lehmann
 
Fassadenteile der Ehrenburg und Erker Christiane Lehmann
Fassadenteile der Ehrenburg und Erker Christiane Lehmann
 
Die Rosenauer Burg am Rittersteich verbleibt zunächst auf der Ernstfarm. Christiane Lehmann
Die Rosenauer Burg am Rittersteich verbleibt zunächst auf der Ernstfarm. Christiane Lehmann
 
Das Ketschentor bleibt stehen. Christiane Lehmann
Das Ketschentor bleibt stehen. Christiane Lehmann
 
Das Bürglassschlösschen Christiane Lehmann
Das Bürglassschlösschen Christiane Lehmann
 
Christiane Lehmann
Christiane Lehmann
 
Die Arkaden Christiane Lehmann
Die Arkaden Christiane Lehmann
 
Aus der Norm: Schloss Ehrenburg Christiane Lehmann
Aus der Norm: Schloss Ehrenburg Christiane Lehmann
 
Landestheater Christiane Lehmann
Landestheater Christiane Lehmann
 
Landestheater Christiane Lehmann
Landestheater Christiane Lehmann
 
Christiane Lehmann
Christiane Lehmann
 
Christiane Lehmann
Christiane Lehmann
 

Kann "Coburg in Miniatur" noch restauriert werden? Die Schäden sind größer als gedacht. Die Tücke liegt im Rückbau. Aufgeben will jetzt aber noch keiner.

Ausgebombt! Das Wort schießt mir durch den Kopf. Die Ehrenburg ohne Dach offenbart den Blick in die einzelnen Stockwerke. In Blöcke zerlegt, mit roten Nummern besprüht. Die Fassade ist nicht mehr "nur" abgebröckelt, sie hat sich teilweise komplett abgelöst. Am Rand stehen die abgebrochenen Platten.

Der Zustand von den Arkaden und vom Landestheater ist einfach erbärmlich. Erinnert an Nachkriegsdeutschland. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Noch im Oktober schien alles "in trockenen Tüchern": Coburg Stadt und Land aktiv hatte die Patenschaft für die Ausstellung "Coburg in Miniatur" übernommen, die Oberfrankenstiftung Unterstützung zugesagt. Regionalmanager Stefan Hinterleitner war es, der durch unsere aufrüttelnde Berichterstattung im Juni auf den Verfall der Gebäudemodelle aufmerksam geworden war und zusammen mit Annabelle Menzner aus seinem Büro nach einer Lösung suchte - und fand.

Im Winter noch draußen

Tatsächlich hat sich einiges seither getan. Auf den ersten Blick allerdings nichts, was zuversichtlich stimmen würde. Aufgrund langwieriger und ergebnisloser Gespräche mit dem ehemaligen "Bauleiter" konnten die Modelle nicht wie vorgesehen, noch vor dem Winter abgebaut und zwischengelagert werden. Einziger Trost Hinterleitners: "Gut, dass wir keinen strengen Winter hatten."

Im Februar fingen der Coburger Steinmetz Martin Ruggaber und einige seiner Mitarbeiter mit dem Rückbau an. Kein leichtes Unterfangen, wie sich schnell herausstellte. Alle Gebäude wurden auf Fundamenten verklebt. Die Ehrenburg, die in Blockbauweise gebaut wurde, ließ sich leichter davon lösen als beispielsweise das Landestheater, das aus einem großen Teil besteht. Die Rosenauer Burg und das Ketschentor lassen sich gar nicht vom Sockel trennen. "Die halten ein Erdbeben aus", sagt Martin Ruggaber.

Deshalb hat man sich jetzt entschlossen, diese beiden Modelle in Folie einzupacken und zunächst auf der Ernstfarm zu belassen.

Theater aus dem 3D-Drucker?

Das Landestheater und die Arkaden bereiten großes Kopfzerbrechen. Zu verschachtelt und verklebt sind die einzelnen Platten. Jeder angesetzte Meißel richtet nur noch mehr Schaden an. Eine Rettung der Substanz ist nicht in Sicht. Da sind sich Ruggaber und Hinterleitner einig. Hinterleitner überlegt mittlerweile das Theater mit einem 3D-Drucker nachzubauen. Gespräche mit der Hochschule laufen bereits. "Aber so originalgetreu wird das dann natürlich nicht", gibt er zu Bedenken.

Von der filigranen Arbeit, die sich die Langzeitarbeitslosen vor mittlerweile acht Jahren gemacht haben, ist auch Ruggaber fasziniert. Sogar der Dachstuhl der Ehrenburg sei mit kleinen Hölzern Balken für Balken nachgebaut worden - obwohl man es ja unter dem Dach gar nicht sehen konnte. Hinterleitner schwärmt von den Holzsprossenfenstern in der Ehrenburg, die mit kleinen Plexiglasplatten ausgekleidet wurden.

Vorsichtig wurden beim Zerlegen des Schlosses die Fugen aufgeschnitten. "Wir haben den Meißel mit Bedacht angesetzt", sagt Martin Ruggaber. Doch wer sich das Ensemble so anschaut, kann kaum glauben, dass es jemals wieder so erstrahlen wird wie einst.

Kein Versprechen mehr

Auch der Regionalmanager ist nicht mehr ganz so euphorisch wie noch im Herbst. "Wir kämpfen weiter, keine Frage! Aber 100-prozentig versprechen will ich nicht, dass uns das gelingt."

Und dass er kämpft, beweist er auch: Kommende Woche stehen Gespräche mit der Wohnbau an. Im Steinweg soll es ein leerstehendes Geschäft geben, in dem die Werkstatt für die Modelle eingerichtet wird.

Wer allerdings an der Sanierung von Ehrenburg und Bürglassschlösschen mitarbeitet, ist noch unklar. Hinterleitner führt Gespräche mit örtlichen Handwerkern, um überhaupt erst mal herauszufinden, welche Fähigkeiten mitgebracht werden müssen. Schreiner, Putzer, Metallbauer, wer kann helfen?

Wo die Modelle und in welcher Form - einzeln oder als Ensemble - nach der Restaurierung ausgestellt werden, ist noch unklar. Auch da gibt es verschiedene Vorstellungen. Mit im Boot ist dritter Bürgermeister Thomas Nowak, der für das Projekt schon in der Referentenrunde geworben hat.

Kleine Häuser mit langer Vorgeschichte

Entstehungsgeschichte In den Jahren 2010 bis 2015 hat das Berufsförderwerk Nürnberg gemeinsam mit den Jobcentern Coburg Stadt und Land eine Maßnahme mit fast 150 Langzeitarbeitslosen durchgeführt. Es entstand ein Modell der historischen Gebäude Coburgs - originalgetreu im Maßstab 1:25. Zu sehen war es eineinhalb Jahre lang im Naturkunde-Museum, danach wurde es auf der Ernstfarm "abgestellt" und schutzlos der Witterung ausgesetzt. Im Frühjahr 2018 sollte der Betreiber der Ernstfarm ein Angebot für den Abriss erstellen. Im Juni erschien unsere Reportage "Endzeitstimmung in Miniatur", die den Anstoß für die Hilfsaktion gab.