Wie der Verein "Making Culture" mit einem viktorianischen Abend im Coburger Rathaussaal das Doppel-Jubiläum 200 Jahre Albert und Victoria würdigt.
Wann ist ein Leben ein erfülltes Leben? War das Leben von Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha als Gemahl von Queen Victoria ein erfülltes Leben? Oder vielleicht doch eher ein ausgefülltes Leben - ausgefült mit unglaublich viel Arbeit und neunfachen Vaterfreuden, mit Misstrauen der britischen Bevölkerung gegenüber dem unbedeutenden Prinzen aus dem kleinen Herzogtum an der Itz?
Texte, Bilder und Musik
Dieses Leben - es war ein Leben voller Pflichten, aber auch mit Zeit für die Kunst, für Literatur und nicht zuletzt für Musik. Denn Albert war nicht nur ein passiver Musik-Fan, sondern er musizierte auch und komponierte. Hat Albert, aller Arbeit, aller Verantwortung zum Trotz als Prinzgemahl auf der Insel sein Glück gefunden? Eine Annäherung an Prinz Albert auf ungewöhnlichen Wegen unternahm der Verein "Making Culture" mit einem viktorianischen Abend im bestens besuchten historischen Rathaussaal.
Der Abend, Beitrag zur Coburger Jubiläums-Woche "200 Jahre Prinz Albert und Queen Victoria", beleuchtete Alberts Leben und eheliches Zusammenleben mit Victoria im Wechselspiel von Texten, Bildern und Musik unter dem variierend bei Oskar Wilde entliehenen Titel " Albert - ein idealer Gatte?"
Der Abend nach einer Idee von Friederike Beck-Meinke brachte in der Regie von Frederik Leberle Prinz Albert in vielen Facetten und Funktionen dem Publikum näher - als Suchenden und als innovativen Geist, als Privatsekretär der Queen und als ihr wichtigster Berater. In der dichten Verbindung aus Tagebuch-Eintragungen, Gedichten, Roman-Auszügen, zeitgenössischen Abbildungen und erläuternden Zwischentexten ließ dieser Abend Moral, Disziplin und Pflichtgefühl als prägende Faktoren für Alberts Lebensweg deutlich werden.
Rattenplage im Palast
Klug ausgewählte Texte fügten sich zusammen zu einem sehr anschaulichen, bisweilen beklemmenden Bild der Zeit in London - von der Rattenplage im Buckingham Palace bis zum Gestank der Themse, die zu Zeiten von Albert und Victoria regelrecht zur Kloake wurde durch die ungeklärten Abwässer der damals bereits rund drei Millionen Einwohner zählenden Metropole. Wichtiger Zeitzeuge des spannend komponierten Abends: Charles Dickens mit Ausschnitten aus "Oliver Twist" und "David Copperfield".
Soziales Gewissen geweckt
Alberts Bemühen, die Not der Arbeiterklasse zu lindern, kam ebenso zu Gehör wie sie seine Begeisterungsfähigkeit beim Versuch, die Errungenschaften moderner Technik jener Zeit zum Wohl auch der Unterprivilegierten einzusetzen. Albert, das belegte dieser viktorianische Abend auch mit Tagebuchaufzeichnungen, erweckte Victorias soziales Gewissen.