Coburger "zaubert" Armband aus dem Drucker

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Auf dem sogenannten FDM-Drucker entstehen hier gerade dehnbare Armbänder in Grün. Hauchdünn trägt der Drucker den kompostierbaren Kunststoff Schicht für Schicht auf, bis das Objekt fertig ist. Fotos: Ulrike Nauer
Auf dem sogenannten FDM-Drucker entstehen hier gerade dehnbare Armbänder in Grün. Hauchdünn trägt der Drucker den kompostierbaren Kunststoff Schicht für Schicht auf, bis das Objekt fertig ist. Fotos: Ulrike Nauer
 
 
 
 

Unternehmer Siegfried Schunk leistet Pionierarbeit. Er bietet als erste Firma im Raum Coburg 3D-Druck als Dienstleistung an und verrät, was sich mit dieser Technik alles herstellen lässt.

Die Küchenmaschine will nicht mehr und das nur, weil an einem winzigen Kunststoff-Gelenk ein Stückchen abgebrochen ist. Gerade wenn das Gerät schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat oder es die Marke vielleicht gar nicht mehr gibt, kann es schwierig werden, Ersatzteile nachzukaufen. In den USA ist es heute schon gang und gäbe, solche kleinen Teilchen einfach ausdrucken zu lassen. Ja, richtig gelesen: ausdrucken. Ähnlich wie ein Dokument lässt sich heute beinahe jedes dreidimensionale Objekt auf speziellen Druckern vervielfältigen. In Coburg gibt es seit wenigen Wochen die Firma "3D Druck Coburg", die diese Technik als Dienstleistung anbietet.
Siegfried Schunks Unternehmen stellt seit 40 Jahren in Coburg Werkzeuge für die metallverarbeitende Industrie her. Bei Messebesuchen ist der Firmenchef auf die 3D-Technik aufmerksam geworden. "Vor drei bis vier Jahren ging es los mit dem 3D-Druck", erzählt er.
Anfangs seien es einzelne Anbieter gewesen, dann wurde es immer mehr. Auf einer Messe für Werkzeugbau in Frankfurt am Main im vergangenen Herbst war dem Thema eine ganze Halle gewidmet. "Da bin ich hängen geblieben. Das hat mich unheimlich begeistert", berichtet Schunk.

Europa hinkt noch hinterher

Allerdings habe es so gut wie keine europäischen Anbieter gegeben. "Die Firmen kamen alle aus den USA." Was Schunk besonders imponierte, waren die schier unendlichen Möglichkeiten, wie man den 3D-Druck einsetzen kann, ob in der Medizin oder im Maschinenbau, bei der Spielzeugherstellung oder in der Architektur.
Die Idee ließ Siegfried Schunk nicht mehr los. Quasi im "Hauruck-Verfahren", wie er selber sagt, fand er einen Geschäftsfreund, der die notwendigen Geräte verkaufte und ihn intensiv beraten konnte. In einer Art Vorraum im Firmengebäude in der Gärtnersleite stehen jetzt ein großer Gipspulver-Drucker und ein deutlich preisgünstigerer FDM-Drucker (siehe Infokasten), dazu Scanner, Software und PC - mehr braucht es nicht, um nahezu jedes Objekt ausdrucken zu können. Lediglich bei der Größe sind Grenzen gesetzt.

Alles ist druckfähig

Bei den Anwendungsgebieten gibt es allerdings nichts, was es nicht gibt. So kann durchaus eine im Original fünf Meter hohe Maschine auf handliche 45 Zentimeter schrumpfen. Der Vorteil: Die Miniaturausgabe lässt sich bequem überall mit hinnehmen, auf Messen zum Beispiel oder zur Präsentation bei potenziellen Käufern.
Architekten können per 3D-Druck überprüfen, ob das, was sie auf dem Reißbrett entworfen haben, in der Realität auch machbar ist. Denn ist das Haus erstmal gebaut, lassen sich Wände oder Fenster ganz schlecht verschieben oder anders platzieren. Beim Modell mit abnehmbarem Dach bekommen auch diejenigen Bauherren eine Vorstellung von ihrem Haus, die mit gezeichneten Plänen nichts anfangen können.
Mögliche Kunden sind auch Bauträger von Einkaufszentren. Ein solches Modell hat er bereits ausgedruckt. Es passt locker in zwei Hände und zeigt jede Menge Details wie beispielsweise eine winzige Wendeltreppe, die außen am Gebäude angebracht ist.
Normalerweise laufe das Geschäft primär über das Internet, berichtet Siegfried Schunk. In den USA beispielsweise werden viele Gerätschaften heute schon mit einer Daten-CD für Ersatzteile verkauft. Die Daten können dann bei Bedarf an eine 3D-Druck-Firma geschickt und verarbeitet werden. Das Ersatzteil kommt dann per Post, praktisch frisch aus dem Drucker.
"Wir denken aber eher an den regionalen Markt", betont Schunk. Ihm sei der persönliche Kontakt zu seinen Kunden bedeutend lieber und außerdem wolle er den Nordbayerischen Markt bevorzugt behandeln. Schunk denkt unter anderem an die heimische Spielzeug- und Automobilindustrie.
Nagelneu ist das Thema 3D-Druck in Coburg allerdings nicht, auch wenn es bisher keinen lokalen Anbieter für Privatkunden gibt. Die Hochschule Coburg forscht seit längerem auf diesem Gebiet. Mit Hilfe eines leicht veränderten Druckers gelang es Studierenden sogar, bunte Weihnachtsplätzchen auszudrucken.

Nudeln aus dem Drucker?

Eine italienische Nudelfirma soll angeblich bereits an einem 3D-Drucker für Nudelteig arbeiten. Abnehmer könnten beispielsweise Restaurants sein, die dann auf Knopfdruck Nudeln nach Kundenwünschen produzieren könnten. Wer seine Liebste dann zum Geburtstag mit Pasta in Rosenform überraschen will - kein Problem. Wie gesagt, beim 3D-Druck gibt es nichts, was es nicht gibt.