Die Bürgerinitiativen, die sich gegen die geplanten Großprojekte in der Region stellen, riefen zur Kundgebung auf dem Gelände des Landratsamts. Hunderte Bürger kamen, um ihrem Unmut Luft zu machen.
Sie wollen nicht die schweigende Mehrheit sein, sondern eine "kritische Masse". Deshalb kamen wohl gut 800 Bürger gestern zur Großkundgebung mehrerer Bürgerinitiativen auf den Parkplatz des Landratsamts. Dabei wollen die Gegner von Flugplatz, Werrabahn und Höchststromleitung, nicht als "Neinsager" gelten, wie Gerd Heinlein betonte, der die Kundgebung moderierte. Es gehe vielmehr um ein "Ja" zu klügeren Lösungen.
Für "Demo-Stimmung" sorgte als erster Redner Klaus Kummert. Der Lautertaler wetterte engagiert gegen die IHK und ihr auf veralteten Grundlagen basierendes Gutachten zur Möglichkeit, durch das enge Tal eine Bahnstrecke zu bauen. Er erinnerte daran, dass die ehemalige Strecke entwidmet ist und daher auch nicht von einer Reaktivierung gesprochen werden kann. Für ihn steht vor allem fest: "Wir wollen keine Bahnlinie durch das Gemeindegebiet von Lautertal, Punkt!"
Gerd Heinlein ist der Meinung, dass Fahrgäste viel schonender und kostengünstiger mit einem Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs auf der Straße befördert werden könnten.
Flugplatz "Solche Tricks haben die nötig!", schimpfte Christine Pötsch-Lauer. Sie meinte damit die Befürworter eines neuen Verkehrslandeplatzes bei Wiesenfeld. Diese haben sich den Namen der Homepage der Initiative "Bürger für ihre Region" in anderen Schreibweisen gesichert, damit Internetnutzer, die nach der Seite der Gegner suchen, auf der Homepage der Befürworter landen.
Von den Politikern der Region fühlen sich die Flugplatzgegner im Stich gelassen. Habe Landrat Michael Busch (SPD) sich vor der letzten Wahl noch klar gegen das Projekt ausgesprochen, verweise er nun auf das beschlossene Planfeststellungsverfahren. Sein Gegenkandidat von der CSU, Rainer Mattern, beziehe auch nicht klar Stellung. Gegenüber unserer Zeitung hatte Mattern allerdings erklärt, dass er auf der Grundlage derzeitiger Erkenntnisse nicht für eine Verlegung des Flugplatzes stimmen könne. Ein klares "Nein" zum Flugplatz gibt es jedoch nur vom Kandidaten der ÖDP, Christoph Raabs.
Dass inzwischen nicht mehr eine Start- und Landebahn von 1800 sondern nur noch von 1200 Metern geplant sein soll, stellt nach Ansicht von Christine Pötsch-Lauer "Den Wunsch nach einem Neubau noch irrsinniger dar." Die Behauptung der IHK in Coburg, der Freistaat werde den Neubau mit 50 Prozent Förderung unterstützen, habe sich auf Anfrage beim zuständigen Ministerium als Lüge entpuppt. Dass eine Ausnahmegenehmigung für den weiteren Betrieb des Platzes auf der Brandensteinsebene von der Planung und dem Bau eines neuen Platzes abhänge, sei ebenso falsch. Daher könnten sich die Kommunalpolitiker nicht aus der Verantwortung stehlen. Es sei vielmehr ihre Entscheidung, die Zustimmung zu einem Planfeststellungsverfahren zurückzuziehen und eine Finanzierung der Bau- und laufenden Kosten für einen Flugplatz abzulehnen.
Wut über die Stromtrasse "Die geplanten Gleichstromleitungen sind Wünsche der Netzbetreiber. Sie verdienen ihr Geld damit. Aber es wurde weder eine quantitative Begründung dafür geliefert noch wurde nachgewiesen, dass diese Trassen wirklich für die Energiewende gebraucht werden", sagte Anette Martin als Sprecherin der Initiativen gegen die 380-kV-Leitung von der Küste durch das Coburger Land.Nach wie vor sind die Gegner überzeugt, dass dezentrale Energieerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen, Windkraft und Solarenergie, die Leitung überflüssig machen kann. Über diese solle vielmehr "dreckiger" Kohlestrom oder Atomstrom aus Russland "gehandelt" werden.
Waltraud Deutschmann zitierte aus ihrem Einwand gegen die Trasse im Zuge des Planfeststellungsverfahrens. Damit gab sie eindringlich wieder, was Bürger bewegt, die wie sie aufs Land gezogen sind, um saubere Umwelt zu suchen und nun feststellen müssen, dass diese verbaut wird.
Hoffnung setzen die Trassengegner nun noch in das Bundesverfassungsgericht. Dort liegt eine Beschwerde vor gegen die rechtliche Grundlage bei Entscheidungen über die Leitungsplanung in Deutschland". Die Bundesregierung hatte per Gesetz die Leitung für notwendig erklärt und die Möglichkeit zur Klage dagegen stark eingeschränkt. Die Entscheidung steht noch aus. Aber die Zeit drängt, denn die Trasse soll bereits 2015 fertig werden.
Bis dahin muss die von Gerd Heinlein beschworene "kritische Masse" von Gegnern bewegt werden, denn in Ostbayern habe sich gezeigt, dass ausreichend deutlicher Widerstand etwas erreichen kann.
Sie sollten auf die Schreibweisen achten: zwei "größer als" zeigen i.d.R. eine Zitierung an - der ich in diesem Fall in meinem Posting wiedersprochen habe.
>> Eine Eisenbahnlinie mit einem Einzugsgebiet von ca. 300000 Menschen (hypothetische RE-Linie Bamberg-Eisenach)
Und mehr als 1% dieser Menschen - wenn überhaupt - werden Sie nicht dazu bewegen können dieses Verkehrsmittel zu benutzen. Zu bequem ist die Verwendung der erstklassig ausgebauten Autobahn, welche sich auf der gleichen Achse bewegt. Und wenn nicht dafür, wozu wurde denn die Autobahn gebaut? Wozu zwei "Trassen"?
>> 10-15 voreilige Häuslebauer
Das entbehrt dermaßen an Logik, dass es mir fast widerspricht das überhaupt zu kommentieren. Sie sind also der Meinung, die "voreiligen Häuslebauer" hätten den alten Bahndamm einfach besetzt und nach einiger Zeit einfach angefangen ein Häuschen darauf zu bauen ... in welchem Land leben Sie eigentlich? Klar erkennbar haben Sie noch nie das kpl. Arrangement an Papierkrieg erlebt, bevor auch nur der erste Stein eines Hauses gesetzt werden kann.
>> an einer nie offiziell entwidmeten Trasse.
1976 wurden die Schienen demontiert und der Bahnkörper zum Verkauf als Bauland freigegeben. Noch Fragen?
dass mich ihre Meinung eigentlich in keiner Weise interessiert
halte ich eine derart ablehnde Haltung für ein anerkannt umweltfreundliches, schnelles und modernes Verkehrsmittel wie eine Bahn für sehr rückständig.
Ich gebe ihnen Recht, dass ungeachtet der Tatsache, dass die Eigentumsveräusserung der Bahn in den 90ern so hätte nicht stattfinden dürfen, nun die alte Trasse in einigen Bereichen nicht mehr nutzbar ist.
Aber eine Verschwenkung ist durchaus machbar.
Allerdings sollte Lautertal doch auch die positiven Möglichkeiten sehen. Warum soll kein Bahnhof oder Haltepunkt gebaut werden können? Warum sollen die Menschen nicht mit dem Zug fahren wollen?
Schauen Sie mal nach Kassel oder Karlsruhe.
Woher kommt der Irrglaube, dass das hier eine Güterzugtrasse werden soll?
Güterzüge gehen durch den Frankenwald oder über die Nord-Südstrecke Würzburg-Hamburg. Ziel sind die Häfen. Das Güteraufkommen Richtung Eisenach dürfte sehr überschaubar sein.
Das ist Angstschürerei seitens der Initiatoren der BI, um sich selbst zu profilieren ohne belegbare Fakten.
Und nochmal: Der Individualverkehr ist in meinen Augen ein Auslaufmodell.
Nicht in 10 und nicht in 20 Jahren. Aber was ist danach? Wer dann keine Alternativen hat, stirbt aus. Die Weichen dafür werden JETZT gestellt. Immer mehr Kommunen erkennen dies und reaktivieren ihre Bahnen, Beispiele wie Heinsberg-Lindern oder Senden-Weißenhorn zeigen dies.
>> dass mich ihre Meinung eigentlich in keiner Weise interessiert
>> anerkannt umweltfreundliches, schnelles und modernes Verkehrsmittel wie eine Bahn
Anerkannt von Ihnen? In Ballungszentren sicher, ohne Frage. Hier? Eher weniger. Wenn ich mir die tonnenschweren Züge anschaue, die jeden Tag von Neustadt nach Cbg. rollen und den damit verbundenen technischen Aufwand den meist deutlich weniger als einem Dutzend Fahrgästen entgegensetze, komme ich nicht umhin die Umweltfreundlichkeit (bewegte/beschleunigte Masse/Person) in Frage zu stellen.
Lautertal ist durch seine geografische Gegebenheit (allein Ober- und Unterlauter sind zusammen 3km lang, max. 1km breit) nicht sonderlich geeignet für die Bahn als Transportmittel. Die 5 Bushaltestellen entlang der B4 existieren nicht ohne Grund. Ist der Fußweg zu weit, schwenken die Menschen auf das - deutlich bequemere - Auto um. Wie viele Bahnhöfe sollen dann entstehen um attraktiv zu wirken? Für Lautertal selbst bringt eine solche Bahn also kaum nennenswerte Vorteile. Dafür aber eine weitere Lärmquelle. Warum also nicht eine Alternative untersuchen. Z.B. eine Bahnstrecke entlang der Autobahn ... in einem Gebiet in dem die Natur sowieso schon weit zurückgedrängt wurde.
>> Und nochmal: Der Individualverkehr ist in meinen Augen ein Auslaufmodell.
In meinen Augen nicht. Er wird sich verändern, der Ottomotor wird (hoffentlich) in möglichst naher Zukunft abgelöst werden durch E-Antriebe (auch wenn die Anfangszeit bedingt durch immer noch nicht existierende Technologien zur Speicherung schwer wird). Der Drang nach Individualität der Menschheit ist so alt wie sie selbst, und dieser wird nie "auslaufen". Nicht zu verwechseln mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in den Metropolen, ein PKW bringt hier selbst für "hart-gesottene" nur Nachteile - zeitlich wie finanziell. Wir leben aber eben hier nicht in einer Metropole. Jedem, der einen solchen Wandel gerne sehen würde, steht es frei einen solchen als Lebensraum zu wählen.
meines Erachtens unzulässigerweise miteinander verknüpft werden.
Und andererseits würde man mindestens die gleiche Anzahl an Demonstranten auf die Beine stellen können, wenn Pläne für Photovoltaik-Anlagen und Windkraftwerke auf den langen Bergen geplant wären.
Das war einfach eine total dämliche Demo. Drei Themen, bei denen man durchaus zu ganz unterschiedlichen Schlussfolgerungen und Meinungen kommen kann. Was kombinieren wir das nächste Mal? Freiheit für die Krim und die Senkung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie und dazu noch den Baustopp für die Elbphilharmonie in Hamburg?