Coburger Wald unter der Lupe

2 Min
Wilfried Stech betrachtet eine junge Douglasie im Taimbacher Wald. Im Hintergrund Servicestellenleiter Stefan Wittenberg.Rainer Lutz
Wilfried Stech betrachtet eine junge Douglasie im Taimbacher Wald. Im Hintergrund Servicestellenleiter Stefan Wittenberg.Rainer Lutz
Ein Schild weist auf die Zertifizierung hin (von links): Stefan Wittenberg, Albert Schrenker, Bernhard Krötzner und Wilfried Stech.
Ein Schild weist auf die Zertifizierung hin (von links): Stefan Wittenberg, Albert Schrenker, Bernhard Krötzner und Wilfried Stech.
 
Bernhard Krötzner zeigt eine Fläche, auf der junge Eichen angepflanzt wurden.
Bernhard Krötzner zeigt eine Fläche, auf der junge Eichen angepflanzt wurden.
 

Um weiterhin der Zertifizierung nach PEFC Standard gerecht zu werden, wird zurzeit der Forstbetrieb Coburg der BaySF überprüft.

Wilfried Stech beugt sich über eine junge Douglasie im Taimbacher Wald. Ihr Jahrestrieb zeigt, dass das Bäumchen heuer rund 30 Zentimeter wachsen wird. Stech ist zufrieden. Er ist als Auditor in dem Waldstück unterwegs, um zu überprüfen, ob der Forstbetrieb Coburg/Rothenkirchen der Bayerischen Staatsforsten die Standards für die PEFC-Zertifizierung noch erfüllt.
Zwei Tage lang nimmt Wilfried Stech den Coburger Betrieb unter die Lupe, für Rothenkirchen reicht ihm ein weiterer Tag. Er ist Wirtschaftsingenieur und Forstingenieur gleichermaßen sowie Geschäftsführer der Holz- und Wald Zertifizierungsgesellschaft mbH, die in Bayern für die Überprüfung von Forstbetrieben zuständig ist, die eine Zertifizierung haben oder anstreben. "Betriebe mit mehr als 35 000 Hektar werden jährlich geprüft. Kleinere Betriebe je nach Größe stichprobenartig, größere häufiger als kleinere", erklärt er die Vorgehensweise.


Durchgehende Zertifizierung

Die Zertifizierung von Betrieben der Waldwirtschaft ist der Beginn einer Wertschöpfungskette, die Glied für Glied zertifiziert sein muss, damit am Ende der Kette ein Produkt steht, das  Verbraucher als Ergebnis einer nachhaltigen Wirtschaftskette erkennen können. Wer beispielsweise auf der Packung seiner Papiertaschentücher oder der Küchenrolle das Symbol mit einem Nadel- und einem Laubbaum mit der Signatur PEFC findet, der kann sich darauf verlassen, dass bis zur Herstellung alle Standards gemäß der Zertifizierung eingehalten wurden.
Die Zertifizierung nachhaltiger Waldbewirtschaftung orientiert sich dabei an den 1993 in Helsinki auf der Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa beschlossenen Kriterien. Diese stehen im Zeichen der weltweiten Bemühungen zum Klimaschutz. Wilfried Stech erklärt: "Wir gehen von weltweit etwa vier Milliarden Hektar Wald aus. Zwölf Prozent davon sind zertifiziert. Diese entsprechen aber etwa 40 Prozent der Waldnutzung." Es wäre seiner Einschätzung nach wichtig, den großen Rest der Wälder besser zu schützen. Denn nach wie vor geht jährlich weltweit etwa die Waldfläche der Bundesrepublik an Wald verloren. Ersatzpflanzungen - auch wenn China da mit mehreren Millionen Hektar jährlich Vorreiter ist - können das nicht überkompensieren.
Der Forstbetrieb Coburg, kann alleine auch keine weltweite Trendwende auslösen. Aber er kann auf seinen 7500 Hektar nachhaltig wirtschaften. Genau das sehen die PEFC Standards vor.


Ohne Gentehnik und Chemie

Im Büro des Forstbetriebs in Coburg machte sich Wilfried Stech ein Bild von Planung und Umsetzung im Wirtschaften. Woher kommen beispielsweise die Pflanzen für die Aufforstung? Gentechnisch verändertes Material hat im Wald nach PEFC Standard nämlich ebensowenig etwas zu suchen, wie Herbizide oder Pestizide. Wie seht es um die Fortbildung der Mitarbeiter? Wie wird auf die Unternehmen geachtet, die für Arbeiten im Betrieb eingesetzt werden? "Wir setzen ausschließlich zertifizierte Betrieb ein für die Pflege, den Einschlag oder die Rückung", kann Servicestellenleiter Stefan Wittenberg versichern. Alle Fahrzeuge müssen mit Bioschmier- und Betriebsstoffen ausgestattet sein, sonst dürfen sie nicht in die Wälder des Betriebs.
Auch der Waldumbau spielt eine Rolle. Der Auditor achtet darauf, dass auch hierbei dem Klimawandel Rechnung getragen wird. Revierleiter Bernhard Krötzner führt Wilfried Stech zu einer Pflanzung mit jungen Douglasien. An anderer Stelle wurde ein Fläche, auf der die Fichten dem Borkenkäfer zum Opfer fielen, mit Eichen aufgeforstet. Diese Pflanzungen müssen standortgerecht und klimagerecht mit Arten erfolgen, die auch einer Erwärmung standhalten können, die die Fichte nicht verkraftet.


Über den Standards

"Die Betriebe der Bay SF liegen in aller Regel sogar noch über den PEFC Standards. Ich habe hier in Coburg höchstens mal eine Anregung, wie man etwas noch ein bisschen verbessern könnte", urteilt Wilfried Stech. Ein Lob für die Arbeit in Coburg. Forstbetriebsleiter Albert Schrenker erinnert: "Die BaySF arbeiten gewinnorientiert aber nicht gewinnmaximiert."
Der Waldumbau kostet Geld, das akzeptiere auch die Politik in Bayern und nehme dadurch in Kauf, dass auf mögliche finanzielle Entnahmen verzichtet wird, weil in Pflanzungen mit jungen Eichen wie im Taimbacher Wald investiert wird, die sich vielleicht erst in 150 Jahren auszahlen. Doch auch dieses Arbeiten punktet bei der PEFC Zertifizierung.
Einen Artikel zur Durchforstung im Einberger Wald finden Sie hier.
Einen Artikel zur Zusammenarbeit von Forst und Naturschutz in Coburg finden Sie hier.