Coburger Türkei-Pläne schon 2015 auf Eis gelegt

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Die angespannte Beziehung Deutschlands zur Türkei wirkt sich inzwischen auch auf Städtepartnerschaften aus. Foto: Christian Charisius / dpa
Die angespannte Beziehung Deutschlands zur Türkei wirkt sich inzwischen auch auf Städtepartnerschaften aus. Foto: Christian Charisius / dpa
Jürgen Heeb, Städtepartnerschaftsbeauftragter der Stadt CoburgFoto: Archiv
Jürgen Heeb, Städtepartnerschaftsbeauftragter der Stadt CoburgFoto: Archiv
 

Stadt und Landkreis Coburg wollten sich wegen der aktuellen Lage nicht um Städtepartnerschaften in der Türkei bemühen, berichtet das BR-Magazin "quer".

Eine Partnerschaft zwischen Coburg und einer türkischen Stadt? Überlegungen in diese Richtung hat es tatsächlich gegeben. Das Magazin "quer" des Bayerischen Rundfunks hatte das Thema unter dem Titel "Spaltpilz Erdogan - Zerreißprobe für deutsch-türkische Partnerstädte" am vergangenen Donnerstag aufgegriffen und dabei auch über Coburg berichtet. Wie Coburgs Städtepartnerschaftsbeauftragter Jürgen Heeb betont, lägen die Pläne schon seit zwei Jahren auf Eis. Dass aus den Überlegungen nicht mehr geworden ist, habe auch keine politischen Gründe.


"Wir haben in Coburg genug Baustellen mit unseren bestehenden Städtepartnerschaften, deshalb haben wir uns letztlich dagegen entschieden." Der Entschluss sei aber schon 2015 gefasst worden, also "bevor die politische Situation in der Türkei eskalierte", wie Heeb betont.


Ideen-Geber: Alt-OB Ude

Die Idee sei zum Teil entstanden, weil der frühere Münchner Oberbürgermeister Christian Ude die deutsch-türkische Freundschaftsföderation gegründet hatte, deren Ziel es unter anderem gewesen sei, deutsch-türkische Städtepartnerschaften zu fördern.


Im Oktober 2015 hatte eine Coburger Delegation, bestehend aus Jürgen Heeb, Regionalmanager Stefan Hinterleitner und Kreisrat Kanat Akin gemeinsam mit Alt-OB Ude sogar die 2. Internationale deutsch-türkische Dialog-Konferenz in Maltepe, einem Stadtteil von Istanbul, besucht.


"Damals hatten wir das Thema auf dem Schirm", bestätigt Heeb. Überlegungen, dass Stadt und Landkreis Coburg gemeinsam eine Partnerschaft mit der türkischen Region Manisa eingehen könnten, habe man schnell wieder verworfen und dann über Alternativen nachgedacht. Weil die Stadt Coburg aber mit ihren bestehenden Städtepartnerschaften "genug Baustellen" offen hat, wie Heeb sagt, wurde die Idee aufgegeben. Deshalb sei das Fazit des Magazins "quer", in Coburg wolle man die Entscheidung, ob man eine Städtepartnerschaft in der Türkei eingeht, vom Ausgang des türkischen Referendums abhängig machen, schlicht falsch, sagt Heeb. "Die Entscheidung ist ja schon viel eher gefallen." Angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Türkei sei er aber nicht unglücklich darüber, dass es letztlich nicht zu einer Städtepartnerschaft kam.


Landkreis wollte Partnerschaft

Was den Landkreis Coburg betrifft, so hatte der Kreistag im Dezember 2014 beschlossen, eine Partnerschaft mit der türkischen Stadt Manisa aufzubauen. Die 280 000-Einwohner-Stadt liegt im Westen der Türkei. Im April 2016 reisten Vertreter des Landkreises zum 476. Internationalen Manisa-Mesir-Paste-Festival in die Türkei.
Nach der Inhaftierung des deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel bat Kreistagsmitglied Peter Jacobi (FDP) Landrat Michael Busch (SPD) im Februar dieses Jahres allerdings schriftlich darum, die Bemühungen um eine Partnerschaft mit Manisa bis auf Weiteres ruhen zu lassen.


Im Fernseh-Beitrag hatte sich Peter Jacobi noch einmal zu dieser Entscheidung geäußert: "Wenn ich weiß, dass in der Türkei über die Wiedereinführung der Todesstrafe nachgedacht wird, können wir nicht hier still stehen und zusehen, wie eventuell die Menschen vor Ort in die Irre geleitet werden, und wir geben noch unser freundliches Gesicht dazu."


Ende via Facebook

Der Bayerische Rundfunk hatte auch über die Partnerschaft zwischen Kulmbach und Bursa berichtet. Diese war vom türkischen Bürgermeister Recep Altepe, einem Erdogan-Anhänger, vorerst auf Eis gelegt worden. Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm war von der aufgekündigten Städtepartnerschaft allerdings nicht persönlich, sondern via Facebook informiert und völlig überrascht worden.