Weil er Geld seiner Mandanten veruntreut haben soll, sitzt der 56-Jährige seit Ende Januar in Untersuchungshaft. Zudem wirft ihm die Coburger Staatsanwaltschaft Betrug vor - er soll private Darlehen aufgenommen und nicht zurückgezahlt haben. Der Schaden soll mehrere Hunderttausend Euro betragen.
Leitender Oberstaatsanwalt Anton Lohneis bestätigte dem Tageblatt gestern, dass "der Rechtsanwalt, der inzwischen kein Rechtsanwalt mehr ist", festgenommen wurde. Nachdem gegen den 56-Jährigen Anfang 2013 Anzeige erstattet worden war, durchsuchten die Ermittler im April und Juli Kanzlei und Wohnung des Coburgers. Trotz dieser "Warnschüsse", wie es Lohneis formulierte, ließ der Jurist nicht von seinem illegalen Treiben ab. Schließlich blieb der Staatsanwaltschaft keine andere Wahl, als gegen den 56-Jährigen wegen Wiederholungsgefahr einen Untersuchungshaftbefehl zu erwirken.
Neben Betrug wird dem ehemaligen Rechtsanwalt auch Untreue vorgeworfen - er soll Entschädigungsleistungen, die seinen Mandanten beispielsweise von Versicherungsunternehmen in Zivilprozessen zugesprochen wurden, zunächst behalten und erst "sehr verspätet" weitergeleitet haben. Um diese "Lücken zu stopfen", soll er bei Bekannten Darlehen aufgenommen und auch mit großer Verspätung zurückgezahlt haben. Lohneis: "Man schlittert da hinein." Anfangs seien noch kleine Löcher zu stopfen, dann werden die Löcher plötzlich immer größer.
Der Strafrahmen lasse bei Delikten wie Betrug und Untreue von der Geldstrafe bis zur mehrjährigen Freiheitsstrafe alles zu. Dass der Coburger Jurist festgenommen wurde, spricht allerdings für eine Freiheitsstrafe, denn bei der Entscheidung für oder gegen die Untersuchungshaft spiele auch die "Straferwartung" eine wichtige Rolle.
Zulassung verloren Seine Zulassung hat der ehemalige Rechtsanwalt, der auch Gründungsmitglied des HSC 2000 Coburg war, bereits verloren. Im Dezember vergangenen Jahres wurde sie ihm von der Anwaltskammer Bamberg entzogen. Für Lohneis war es nicht das erste Mal, dass er einen Rechtsanwalt festnehmen musste. "Aber zum Glück kommt das in Coburg eher selten vor."
Der Coburger Rechtsanwalt Wolfgang Hacker wickelt derzeit die Kanzlei des 56-Jährigen ab. Hacker betreut dessen Mandanten, ist zuständig für deren Akten und achtet darauf, dass Fristen eingehalten werden.