Das brave Wandeln durch die Räume gehört der Vergangenheit an. Interaktion ist ein Schwerpunkt der neuen Konzeption des Puppenmuseums nach dem Altstadtbrand 2012 mit Wasserschäden. Und das Haus hat jetzt zwei Leiterinnen.
Christine Spiller und Jana Burkart haben selbst Spaß an der neuen Form der Dauerausstellung. Etwa, wenn hinter einem Holztürchen ein Storch mit Neugeborenem im Schnabel erscheint und dazu ein Baby weint oder an einer Medienstation Kinder Schulhofspiele erläutern und an anderer Stelle Hüte aus verschiedenen Jahrhunderten hängen, die man sich aufsetzen und damit ein Rollenspiel entwickeln kann. Die beiden jungen Frauen teilen sich seit der Rückkehr von Christine Spiller aus der Elternzeit die Leiterinnenstelle im Puppenmuseum.
Neu ist, dass in der aktuellen Dauerausstellung das Spielzeug in einem historischen Kontext präsentiert wird. "In der Abteilung ,Kindheit und Familie‘ zum Beispiel beschäftigen wir uns mit der Erziehung durch Spielzeug im Bürgertum des 19. Jahrhunderts", erzählt Christine Spiller. Die Puppe als Lehr- und Erziehungsmittel wird in verschiedene Zusammenhängen gestellt.
Es geht dabei auch um die Frauen- und Männerrolle. "Die Jungs sind mehr vertreten als früher."
Nach dem ersten Raum, der sich mit der Coburger Bürgersfrau Cornelie Stoeckenius befasst, können sich die Besucher entscheiden, ob sie durch die rosafarben eingerahmte Tür in die Mädchen- oder durch die Tür mit blauem Rahmen in die Jungsabteilung mit Eisenbahnen und anderem Blechspielzeug gehen wollen. Aber eigentlich ist das gleich, denn beide Wege treffen sich im Thema Hochzeit und gemeinsames Leben.
In einem weiteren Raum geht es um das Thema Mode. Dort hängen ein paar Sachen zum Verkleiden und hinter einem Holztürchen finden sich eine Flasche mit Parfüm, Lavendelsäckchen und Riechfläschchen - alles zum Ausprobieren. Ein Puppentheater - "Sandmännchens Flimmerkiste" mit Pittiplatsch, Frau Elster, Herrn Fuchs und anderen - kann bespielt werden.
"Das Theater gibt es in kleiner Form mit Fingerpüppchen von der Firma Heunec. Wir haben es für uns noch einmal größer anfertigen lassen," erläutert Christine Spiller. Auch das Thema Bildung und Schule spielt eine Rolle in der neuen Dauerausstellung. Das gab es früher schon. Neu ist, dass eine Vitrine dem Gregoriusfest mit dem dazugehörigen Katzenkopf gewidmet ist.
In der oberen Etage hat sich weniger verändert. Sie bleibt den Spielzeugherstellern und Materialien vorbehalten. Wobei auch dort mehr zu erleben ist. Wie die mechanischen Puppen funktionieren, wird an einer Filmstation gezeigt. Im Raum mit dem Spielzeug aus Kriegszeiten kann man sich über Hörs tationen Geschichten einiger Exponate anhören. Erstmalig werden Objekte aus den 80er Jahren gezeigt, darunter auch die Bild-Lili aus Neustadt. "Wir sammeln weiter", sagt Christine Spiller.
Unverändert blieb die Ausstellung mit den Puppen von Carin Lossnitzer.
Zur neuen Konzeption gehören auch übersichtlich gestaltete Schrifttafeln, eine den Exponaten angepasste Wandgestaltung und die bereits erwähnten Spielstationen, die nicht nur für Kinder interessant sind. Die Ausstellungsgestaltung kommt aus dem Kulturbüro FranKonzept Würzburg, die Grafik aus dem Büro 25 in Fulda. Umgesetzt haben die Ideen die Firma Gundermann aus Weidhausen sowie viele andere - vom Elektriker bis zu den Restauratoren. Während Christine Spiller für die inhaltliche Konzeption verantwortlich zeichnet, hat sich Jana Burkart in erster Linie um den praktischen Teil gekümmert.
Das neue Puppenmuseum