Eigentlich ist der Abriss der Mohrenbrücke beschlossen. Doch nun empfiehlt ein Experte die Sanierung.
Die Mohrenbrücke wurde in den Jahren 1927/28 errichtet und gilt als eins der wenigen verbliebenen Beispiele frühen Stahlbetonbaus. Die besondere Konstruktion sieht man der schlichten Brücke freilich nicht an. Weil Beton und Eisen auch schon gelitten haben, gilt inzwischen eine Tonnagebeschränkung auf 16 Tonnen. Das bedeutet: Stadtbusse, Mülllaster und Winterdienstfahrzeuge können sie noch passieren, aber der Schwerverkehr nicht.
Schon 2012 hatte der Bau- und Umweltsenat beschlossen, dass die alte Brücke abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden sollte. Damals hatte man auch berechnen lassen, ob Neubau oder Sanierung auf eine Nutzungszeit von 70 Jahren bezogen günstiger kommen. Auch deshalb fiel die Entscheidung zugunsten eines Neubaus.
Die Brücke mitsamt dem zeitgleich entstandenen Kiosk und der sitzenden Frauenfigur gilt jedoch als Denkmal. Deshalb und weil die Stadt Coburg über das Programm Stadtgrün Fördermittel für die Verbesserung der Itzuferbereiche erhalten will, wurde erneut ein Gutachten in Auftrag gegeben, das den denkmalplfegerischen Mehrwert ermitteln sollte. Wie Gregor Stolarski von der TÜV Rheinland LGA Bautechnik GmbH (Nürnberg) ausführte, handelt es sich bei der Coburger Brücke um ein wichtiges Bespiel des zeitgenössischen Betonbaus. "Die schlanke Bogenführung verbirgt ein sehr elegantes Tragwerk." Betonbau sei seinerzeit eine Handwerkskunst gewesen, "das waren Bauarbeiter in Krawatten". Bemerkenswert sei auch, dass so viele Dokumente noch vorhanden seien: Die Pläne, das Bautagebuch von Baumeister Schaarschmidt, Fotos, die unter anderem Belastungstests der Brücke zeigen. Sie sollte eine 23 Tonnen schwere Dampfwalze und zwei Neun-Tonnen-Lastwagen tragen können, was sie auch tat.
Stolarski geht davon aus, dass der handverdichtete Beton im Inneren der Brücke weitaus stabiler ist als der außen: Dort habe man wegen des engen Raums zwischen den Armiereisen und der Verschalung den Beton nicht richtig verdichten können. So lange die Stadt damit leben könne, dass nur Fahrzeuge mit maximal 16 Tonnen Gewicht die Brücke nutzen, könne sie stehenbleiben.
Der Beschluss aus dem Jahr 2012, die Brücke abzureißen, wurde nun ausgesetzt. Nun soll mit der Hilfe von Gregor Stolarski ein geeignetes und erfahrenes Fachbüro gefunden werden, das die fach- und sachgerechte Sanierung der Brücke planen und die Kosten abschätzen kann.
Ich hatte gar nicht gewußt, daß sich offenbar auch Bausachverständige unter den Lesern dieser Zeitung befinden, die jetzt schon ganz genau wissen und das ohne entsprechende fachliche Bewertung, daß die Brücke "aus Kostengründen" abgerissen und neugebaut werden sollte. Nun ja, warum sollte es hier auch anders sein als in allen anderen Lebensbereichen heutzutage - man holt sich eine ärztliche Diagnose aus dem Internet oder man bewertet andere komplexe Sachverhalte mit seinem eigenen Halbwissen und was dabei so herauskommt, ist schnell für jedermann, der Augen und Ohren hat, nur zu ersichtlich. Also: vor irgendwelchem Palaver steht eine fachkundige, seriöse Bewertung des Vorgangs, die sowohl Pro als auch Contra in ihre Überlegungen einbezieht und danach ist die Öffentlichkeit zu informieren. Wenn hier teilweise in den Kommentaren vertreten wird, man könne die Brücke ja abreißen und neu bauen, wobei Kiosk und Frauenfiguren erhalten werden könnten, dann erinnert mich das an die Vorstellung einer Amputation, bei der man die Beine abnimmt und den Kopf beläßt.
"Die schlanke Bogenführung verbirgt ein sehr elegantes Tragwerk."
Muss man unbedingt erhalten.
Jetzt frag ich mich aber, aus und mit welchen Materialien wird die Brücke saniert, das man später das "elegante Tragwerk" sieht.
Ihr Leute (Aufschrei von mir) was bringt euch das mit dem Sanieren?
Ach ja: Es muss ein neues, teueres und aufwendiges Gutachten erstellt werden.
Denkt doch bitte mal soweit, dass an einem 70 Jahre alten Bauwerk auch Mängel auftauchen, die nicht zu begutachten sind.
Und dann kann es passieren das während der Sanierung jemand feststellt, dass die Sanierung teurer kommt als ein Neubau.
Den Kiosk und die sitzenden Frauenfigur kann man
ja erhalten.
Denn:
recht_isses
Brücke abreißen - im gleichen Stil wiederaufbauen - Kosten gespart - fertig.
Da fällt einem nur noch ein Satz von Charles Joseph de Ligne (1735-1814) ein: Es gibt Leute, die nachdenken, um zu schreiben. Wieder andere schreiben, um nicht nachdenken zu müssen.
Brücke stehen lassen, noch mehr Geld gespart.
Größere Laster müssen da nicht rüber fahren!
Außerdem kann man beobachten, daß mehrere Busse gleichzeitig über die Brücke fahren. Das sind mehr als 16 Tonnen.