Wie sich Moritz Gnann als zweiter Bewerber um die Coburger Nachfolge von Roland Kluttig vorstellte.
An schlechten Abenden können Repertoire-Vorstellungen im Theater eine mühsame Angelegenheit sein. Zäh und anstrengend für die Akteure droben auf der Bühne und wenig unterhaltsam für das Publikum, wenn der Funke im vielleicht eher mäßig besuchten Haus nicht überspringen mag. Bei der "Carmen"-Vorstellung am Dienstag im Landestheater Coburg aber war alles ein wenig anders. Denn die zweite Aufführung nach der Wiederaufnahme vor wenigen Tagen stand unter besonderen Vorzeichen.
Wer wird Kluttig-Nachfolger?
Hörbare Spannung schon vor Beginn der Vorstellung: instrumentales Stimmgewirr im Orchestergraben, schwierige Stellen, die kurz angespielt werden, ein letztes Vergewissern, ein letztes Aufwärmen vor der Ouvertüre.
Ein Hauch von Premieren-Stimmung fast fünf Monate nach der Premiere Anfang Juni - Spannung, die nicht der Regie galt, sondern einem Gast am Dirigentenpult: Moritz Gnann. Als zweiter Bewerber um die Nachfolge von Roland Kluttig als Generalmusikdirektor am Landestheater stellte sich Gnann dem Orchester und dem Publikum vor.
Tödliches Spiel
Hoch konzentriert, klar in den Akzenten, entschlossen in der Gestaltung - so präsentierte sich Moritz Gnann gleich bei der populären Ouvertüre, die rasch mitten hinein führt in ein tödlich endendes Spiel um Liebe, Verrat und Eifersucht. Georges Bizets "Carmen" ist bis heute eine der erfolgreichsten Opern der Musikgeschichte.
Die mit vielen Hits von der "Blumen-Arie" bis zum Torero-Lied gespickte Partitur aber ist für den Dirigenten eine echte Herausforderung. Denn der ständige Wechsel der Stimmungen erfordert Reaktionsschnelligkeit im Koordinieren von Bühne und Orchester ebenso wie feines Gespür für Kontraste und Tempoübergänge - Anforderungen, denen Moritz Gnann mit großer Souveränität gerecht wurde. Die unsentimental tragische Wucht dieser Oper entfaltet in dieser Coburger Produktion in eindringlichen einzelnen Bildern, vor allem aber in musikalischer Hinsicht.
Konzentriert musiziert
Nur im ersten Teil vor der Pause musste Gnann noch an ein, zwei Stellen kleine Schwankungen zwischen den Chören (Chor, Extrachor und Kinderchor des Landestheaters) und dem Philharmonischen Orchester abfangen.