Coburger gedachten der Verbrechen gegen Juden in der Pogromnacht

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Der Marsch zum Gedenken an die Pogromnacht am Mittwoch verlief durch Coburgs Innenstadt. Foto: Edwin Meißinger
Der Marsch zum Gedenken an die Pogromnacht am Mittwoch verlief durch Coburgs Innenstadt. Foto: Edwin Meißinger
Foto: Edwin Meißinger
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Foto: Edwin Meißinger
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Was sich am 9. und 10. November in der Coburger Innenstadt abspielte, kann mit normalen und nüchternen Worten kaum beschrieben werden.

Etliche erwachsene Männer zogen durch die Innenstadt, demolierten Geschäfte, drangen in Wohnungen ein und hetzten andersgläubige Menschen durch die Straßen. Zahlreiche Coburger schauten weg, die Polizei griff nicht ein. Geschehen war das Unfassbare am 9. und 10. November 1938 und wurde damals rechtlich gedeckt durch eine Novellierung der Ausführungsbestimmungen zum Reichsbürgergesetz. Damit wurde den jüdischen Mitbürgern gezielt Leid zugefügt und ihr Vermögen scheinbar legal geraubt.

Am vergangenen Mittwoch erinnerten etwa 60 Bürger mit einem Marsch durch Coburgs Innenstadt an die Pogromnacht, verharmlosend auch Reichskristallnacht genannt. Sie verbanden das Gedenken mit dem Wunsch, dass so etwas nie mehr geschehen möge, egal wer davon betroffen wäre. "Geschäftsboykott und Arisierung" lautete der Titel dieser Veranstaltung. Vom Startpunkt Rathaus ging es zur "Prügelstube" in der Rosengasse.
Hier wurden die jüdischen Geschäftsleute und Viehzüchter derart hart geschlagen, dass ihre Schreie auf der Straße zu hören waren und Kot- und Blutspritzer an den Wänden und am Boden klebten. Im Durchgang, vor dem Einwohnermeldeamt, erinnert eine Gedenktafel an diese Verbrechen.


Stopp an den Stolpersteinen

Die Ketschengasse 6 war die nächste Station. Hier liegen sogenannte Stolpersteine, die an jüdische Mitbürger, die in ein Konzentrationslager verschleppt wurden, erinnern. Über den Albertsplatz und den Ernstplatz zog die Mahngruppe zur Judengasse 20 und anschließend zur Judengasse 8, wo die goldschimmernden Stolpersteine ebenfalls an vergangene Leben erinnern.

Geleitet wurde diese Erinnerungsaktion von Pfarrer Dieter Stößlein und Heimatpfleger Hubertus Habel. Coburgs Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD) verlas den Text des Kultur- und Museumswissenschaftlers Habel. Etliche großformatige Bilder wurden, einer Mahnung gleich, bei diesem Marsch durch die Straßen getragen. Einige bekannte Coburger berichteten an jeder Station vom Leben der Coburger Juden. Michael Rückert begleitete diese Veranstaltung mit Gesang und Gitarrenspiel und Pfarrer Stößlein verlas passende Texte aus den biblischen Psalmen.