Die musikalische Leitung
Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig findet eine interpretatorische Lesart, die bestens harmoniert mit dem Regie-Konzert Müller-Elmaus. Auch er hütet sich vor allzu bekannten Spanien-Klischees. Vielmehr achtet er auf Transparenz und klare Linienführung bei fein abgestufter Dynamik und garantiert Spannung bis zum blutigen Ende. Seine "Carmen" entfaltet die dramatische Wucht der Partitur mit schonungsloser Klarheit und Folgerichtigkeit.
Was bleibt
Auch wenn Alexander Müller-Elmaus Regie- und Bühnenbild-Konzept nicht in jeder Hinsicht gleichermaßen schlüssig wirkt: diese Coburger "Carmen" befreit das von der Rezeptionsgeschichte doch reichlich malträtierte Werk von manchem Ballast, von manchen Klischees und rückt die schonungslose Wucht von Szene und Musik in den Mittelpunkt - jenseits aller Hits zwischen Blumen-Arie und Torero-Lied. Beachtlich ausdauernder Beifall des Premierenpublikums, der sich auf die musikalischen Akteure konzentriert.
Rund um die Neuinszenierung von Bizets "Carmen" am Landestheater Coburg
Opern-Tipp "Carmen", Opéra-comique in drei Akten und vier Bildern von Georges Bizet, Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach der Novelle "Carmen" von Prosper Mérimée - 9. Juni, 15 Uhr, 13. Juni, 19.30 Uhr, 16. Juni, 18 Uhr, 28. Juni, 3., 10. Juli, 19.30 Uhr, Landestheater Coburg
Produktions-Team
Musikalische Leitung: Roland Kluttig; Chorleitung: Mikko Sidoroff; Leitung Kinderchor: Daniela Pfaff-Lapins; Inszenierung und Bühne: Alexander Müller-Elmau;
Kostüme: Julia Kaschlinski;
Dramaturgie: Dorothee Harpain
Besetzung
Don José, Sergant: Milen Bozhkov
Escamillo, Stierfechter: Marvin Zobel
Remendado: Peter Aisher
Dancaïro: Christian Huber
Zuniga Bartosz Araszkiewicz
Moralès: Michael Lion
Carmen: Emily Lorini/Kora Pavelic
Micaëla: Olga Shurshina
Frasquita: Dimitra Kotidou
Mercédès: Anne Heßling
Chor des Landestheaters Coburg
Kinderchor des Landestheaters Coburg, Extrachor des Landestheaters Coburg, Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg
Die Handlung Der Mörder Don José wartet im Gefängnis auf seine Hinrichtung. In Rückblenden erinnert er sich an die schicksalshafte Begegnung mit der Zigeunerin Carmen, die anders als er die Freiheit der Liebe über alle Konventionen stellt. "Die Liebe ist ein wilder Vogel, den niemand zähmen kann", singt sie in ihrer berühmten Habanera. Auch Don José gelingt es nicht, sie zu zähmen - als Carmen ihn für den Stierkämpfer Escamillo verlässt, tötet er seine Geliebte aus Eifersucht.
Das Konzept Die Uraufführung von Georges Bizets (1838 bis 1875) Oper am 3. März 1875 gerät zum Skandal: Zwar ist Carmen als exotische Femme Fatale die ideale Projektionsfläche sinnlicher Lust, doch zugleich schockiert sie durch einen Liebes- und Freiheitsanspruch, der bis dato Männern vorbehalten war. Nichtsdestotrotz fasziniert und verführt die wohl begehrteste Frauenfigur der Operngeschichte das Publikum bis heute - nicht umsonst zählt "Carmen" mit ihren einprägsamen Melodien und ihrer archaisch-rauschhaften Musik zu den meistgespielten Opern aller Zeiten. Ausgehend von Prosper Mérimées 1845 veröffentlichten Novelle erzählt der Regisseur Alexander Müller-Elmau den (Stier-)Kampf der Liebe aus der Perspektive Don Josés und entwickelt ein psychologisch-albtraumhaftes Inszenierungskonzept jenseits aller Zigeunerromantik und Spanienklischees.
Vorverkauf Tageblatt-Geschäftstelle, Theaterkasse