Seit 22 Jahren betreibt Heike Bauer im Steinweg ihr Bekleidungsgeschäft "Only" mit besonderer Mode. Über die Gründe, warum ihr neuerdings die Kunden ausbleiben, kann sie nur spekulieren.
"Oh, nein", sagt die Kundin, die gerade den Laden betritt, "das muss ich jetzt erst einmal verkraften." Sie hat das Schild "Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe" im Schaufenster gelesen und ist gleich reingekommen. Offensichtlich gehört sie zum Kundenstamm des "Only" und kann es nicht fassen, dass es nach 22 Jahren im Steinweg nun schließt. "Die Kaufkraft hat nachgelassen, es kaufen immer weniger Leute bei uns ein", sagt Geschäftsinhaberin Heike Bauer. Früher sei es normal gewesen, dass ihre Kundinnen mindestens viermal im Jahr gekommen seien - zweimal pro Saison. "Das hat sich schon längst geändert. Viele schauen nur noch rein, wenn es Prozente gibt. Aber davon kann ich nicht existieren", ergänzt sie resigniert.
Sie habe auch immer häufiger zu hören bekommen, dass die Kundinnen aufs Geld schauen müssen oder schlichtweg aus Zeitgründen nicht mehr zum Einkaufen kommen. Und: "Der Steinweg wird außerdem schon seit Jahren schlechtgeredet, vor allem wegen der Vorkommnisse in der Nacht. Aber was haben wir denn damit zu tun?" Sie hätte sich gewünscht, dass sich auch die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung mehr Gedanken über den Steinweg machen und dass endlich etwas passiert. "Immerhin gehören wir hier auch zur Stadt."
Neustart vor zwei Jahren Dabei gehört Heike Bauer nicht zu denen, die nur jammern und nichts tun. Stattdessen hatte sie häufig betont, dass sie sich mit ihrer Boutique im Steinweg wohlfühlt. Das habe sich in den zurückliegenden Jahren aber drastisch verändert. "Ist man denn out, wenn man hier einkauft?", fragt sie.
Ständig eröffneten neue Bekleidungsgeschäfte in Lagen, die vermeintlich günstiger sind. "Das Neue wird ausprobiert, den Alteingesessenen bleiben die Kunden weg und sie müssen dicht machen." Vor zwei Jahren wollte Heike Bauer schon einmal ihre Boutique im Steinweg aufgeben und an anderer Stelle einen Neustart wagen. Doch sie habe es sich schließlich anders überlegt und den Laden umgestaltet. Aber neue Lampen, andere Farbgestaltung und neuer Fußboden hätten nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Heike Bauer versteht es nicht: "Wir haben ausgefallene Mode zu bezahlbaren Preisen angeboten. Der Laden liegt direkt hinter dem Parkhaus." Ob das Internet mit dazu beigetragen habe, dass die Geschäfte vor allem im Bekleidungsbereich so schlecht laufen, könne sie nicht mit Sicherheit sagen.
Für Heike Bauer und ihre zwei Angestellten ist diese Frage nun nicht mehr relevant. Sie räumen Stück für Stück den Laden aus. Am Samstag, 2. Mai, beginnt der Räumungsverkauf. "Auf die aktuelle Frühjahrs- und Sommermode gibt es 25 Prozent Rabatt. Zusätzlich bieten wir weitere stark reduzierte Stücke an."
Ihren Stammkunden hat Heike Bauer bereits einen Brief über den anstehenden Räumungsverkauf geschrieben. "Es ist mir wichtig, mich bei ihnen für die vielen Jahre Treue zu bedanken", sagt sie und räumt weiter die Regale um.
wie fast immer entscheidet der Kunde, welche Geschäfte gut laufen, sich halten können oder schließen müssen. Wenn die Kunden sich andere Einkaufsquellen suchen, dann brauchen sie sich auch nicht zu wundern, wenn sich die bisherigen Einkaufsmöglichkeiten verabschieden. Wer Geschäfte, Gaststätten etc. in seiner Stadt erhalten will, der muss auch dort einkaufen oder essen gehen. So einfach ist das.
Frau Bauer bringt es auf den Punkt! Mehr ist dem nicht hinzuzufügen!