Wie die Coburger Erstaufführung von Jakob Noltes bitterböser Komödie "Gespräch wegen der Kürbisse" zum furiosen verbalen Schlagabtausch wird.
Freundschaft und Feindschaft sind zwei ungleiche Geschwister. Sie scheinen unversöhnliche Gegensätze zu sein - und ähneln sich manchmal doch auf ganz fatale Weise. Zwei Freundinnen, die sich gnadenlos mit Worten bekriegen - das ist die Konstellation in Jakob Noltes Schauspiel "Gespräch wegen der Kürbisse", die ihre Coburger Erstaufführung im Theater in der Reithalle erlebte.
Balanceakt am Abgrund
Noltes Kammerspiel ist ein verbaler Balanceakt am Abgrund - ein raffiniertes Spiel, dessen Lächeln aber nie zu trauen ist. Dass Freundschaft bis weilen allzu rasch in Feindschaft umschlagen kann, ist gewiss keine überwältigend neue Erkenntnis. Denn zwei Menschen, die sich durch Freundschaft sehr nahe gekommen sind, wissen natürlich auch ganz genau, wo das jeweilige Gegenüber besonders verletzlich ist.
Gnadenloser Zweikampf
In der Coburger Reithalle spielen Eva Marianne Berger und Alexandra Weis die beiden Freundinnen Anna Krachgarten und Elisabeth Mishima, die sich in einen gnadenlosen, einen bisweilen hinterhältigen verbalen Zweikampf verstricken. Noltes bitterböse Komödie ist dankbares Material für jene Zuschauer, die Schauspielertheater lieben. Und eine dankbare Vorlage für Regisseure, die die Beschäftigung des Theaters mit seinen eigenen Mechanismen für ein interessantes Thema halten.
Regie-Heimspiel
Als Regie-Gast ist Thorsten Köhler ans Landestheater zurückgekehrt. Köhler, der vier Spielzeiten in Coburg engagiert war und dabei als Schauspieler, aber auch als Regisseur und Autor Akzente setzte, weiß genau, wie sich aus Noltes absurder Komödie Effekte heraus kitzeln lassen. Die Oberfläche eines Theatertextes so akribisch zu polieren, dass sie schließlich glänzt - diese Technik beherrscht Köhler fraglos. Er weiß, wie Pointen präzis zu setzen sind und kann sich dabei ganz auf seine beiden sehr spielfreudig agierenden Darstellerinnen verlassen.
Spiel mit der Illusion
Ausstatter Justus Saretz hat ein schickes Café auf die Bühne der Reithalle gestellt, das nur dem Zweck dient, vor Beginn des eigentlichen Kammerspiels abgebaut zu werden. Das Spiel mit der Illusion, das Spiel mit einer Wirklichkeit, die jederzeit als Illusion entlarvt werden kann, beherrscht den Abend. Je grotesker die Situationen werden, desto schöner klingt die Musik, die Köhler ausgewählt - bis hin zum Adagio aus Mozarts Klarinettenkonzert.
Ausdauernder Beifall
Für Eva Marianne Berger und Alexandra Weis bietet das ungeniert selbstreferentielle Regiekonzept Köhlers die Gelegenheit, ein temporeiches, sehr intensivgestaltetes doppeltes Solo auf die Bühne zu bringen. Dafür gibt es am Ende beachtlich ausdauernden Premierenbeifall.
Theater-Tipp "Gespräch wegen der Kürbisse", Komödie von Jakob Nolte, 26., 27. Mai, 20 Uhr, 31. Mai, 18 Uhr, 2., 3. Juni, 20 Uhr, Theater in der Reithalle Coburg
Produktions-TeamInszenierung; Thorsten Köhler; Bühnenbild und Kostüme: Justus Saretz: Dramaturgie: Carola von Gradulewski
Vorverkauf Tickets gibt es in der Tageblatt-Geschäftsstelle und an der Theaterkasse.
