Christian aus Coburg will Mathe-Weltmeister werden

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Christian hat gut lachen: Die fünfte Wurzel aus 9 039 207 968 zieht er - ohne Zwischenrechnung - und kommt auf 98. Richtig in nur zehn Sekunden. Foto: Christiane Lehmann
Christian hat gut lachen: Die fünfte Wurzel aus 9 039 207 968 zieht er  - ohne Zwischenrechnung - und kommt auf 98. Richtig in nur zehn Sekunden.  Foto: Christiane Lehmann

Der zwölfjährige Christian Büchs möchte heuer bei der Mathematik-WM in Münster aufs Siegerpodest. In Kopfrechnen macht ihm so schnell keiner was vor - aber viel lieber spielt er eigentlich Fußball.

Sein großes Ziel ist es, heuer mehr Tore zu schießen als der FC Bayern München. Fußball ist seine Leidenschaft - ob auf der Playstation 3 oder auf dem Rasen des SV Ketschendorf. Für Christian Büchs sind Herausforderungen immer Ansporn. Und davon gibt es im Leben des Zwölfjährigen jede Menge.

Das Beste rausholen


Die nächste ist die Weltmeisterschaft im Kopfrechnen, die von 31. Oktober bis 4. November in Münster stattfindet. Seit 2008 tritt Christian regelmäßig an. Diesmal will der hochbegabte Junge aufs Siegertreppchen. "Ich versuche das Beste rauszuholen!", sagt er ganz gelassen und ermuntert seinen Vater, ihm immer wieder neue Aufgaben zu stellen: Was war der 24. Oktober 1683 für ein Wochentag? Wie lautet die dritte Wurzel aus 941   192?
"Papa ist meine Stütze", sagt der Junge, der einen Intelligenzquotienten von 134 hat. Sein "Lernpapa", wie er ihn auch liebevoll nennt, ist selbst Mitglied im Hochbegabtenverein Mensa in Deutschland (MinD). Aber im Schach schlägt er seinen Sohn nicht mehr.

Lieber Fußball spielen


"Rechnen ist mein Ding", platzt es aus dem Zwölfjährigen heraus. Das weiß er, seit er in der Schule ist. Da hat er gemerkt, dass er immer irgendwie besser ist als die anderen. Aber so richtig stolz ist er darauf nicht.
"Ich hätte viel lieber mehr Freunde", gibt er zu, weiß aber wohl, wie schwierig das manchmal ist. "Mathematik steht eben nicht so hoch im Kurs bei Gleichaltrigen." Sein Talent hätte Christian auch viel lieber im Fußballspielen, betont er gleich wieder. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder habe da mehr Glück. Er könne total gut Fußball spielen und habe viele Freunde.

Primzahlen und Potenzen


Und weil er dem nacheifert, hat Christian seinen IQ etwas vernachlässigt. Sagt er zumindest. "Früher war ich viel ehrgeiziger und hätte wahrscheinlich meine Intelligenz um zehn Punkte steigern können. Aber ich habe mich angepasst, um nicht gehänselt zu werden", reflektiert er sich selbst.

Doch für die WM im Kopfrechnen will er gut vorbereitet sein. In seinem Kopf dreht sich seit Tagen alles um Zahlen (und Fußball). Wenn er nicht einschlafen kann, zieht Christian die fünfte Wurzel aus neunstelligen Zahlen, lernt die Formeln dafür auswendig oder frischt Grundwissen aus den Bereichen Primzahlen und Potenzen auf. "In meinem Kopf sind so viele Ideen und Möglichkeiten", sagt Christian, "dass ich manchmal gar keinen Film zu Ende schauen kann, weil mir ständig was Neues durch den Kopf geht, was ich erzählen oder aufschreiben möchte".

Testergebnisse


Seine eigentliche Stärke liegt dabei gar nicht im Wesentlichen im Rechnen, Christian ist vor allem im Bereich Sprachen und Gedächtnisleistung hochbegabt. Von 1000 Menschen haben nur drei ein besseres Sprachgefühl als er, sagen die Testergebnisse.

Und doch ist es die Mathematik, an der er sich gerne messen lässt. Beim Landeswettbewerb Mathematik gehörte er zum Team des Gymnasiums Ernestinum und prompt belegte die Schule den ersten Platz.

Einer, der auf Christian schon vor einigen Jahren aufmerksam geworden ist, ist der achtmalige Weltmeister im Kopfrechnen, Gert Mittring. Er berechnete die 137. Wurzel aus einer 1000-stelligen Zahl in nur 13,3 Sekunden - ein Weltrekord. Der "Großmeister im Kopfrechnen", wie er gerne genannt wird, hat die Familie Büchs in Coburg besucht und spornt Christian und seinen Vater immer wieder an, am Ball zu bleiben. Und schon multipliziert der Vater die 793 drei mal mit sich selbst, legt Christian die neunstellige Zahl hin und bittet ihn die Wurzel zu ziehen. Es dauert keine 20 Sekunden und wieder hat Christian die Zahl. Das klappt jetzt gut. "Christian muss immer auch erst ein bisschen warm werden", sagt sein Vater.


Der lange Weg nach Münster soll sich lohnen


Täglich mindestens eine Stunde wollen die beiden noch bis Mittwoch üben. Mit dem Thema Währungen hat sich Christian noch nicht beschäftigt und ein paar andere Formeln müssen sicherer sitzen. Aber Vater und Sohn sind ein gut eingespieltes Team. Diesmal soll sich der lange Weg nach Münster richtig lohnen.

Für heute ist erst mal Schluss mit Kopfrechnen: Christian hat Fußballtraining - und außerdem will er auf der Playstation noch ein paar Tore schießen. Er hat schließlich ein großes Ziel vor Augen.