Christen sollten Initiative zeigen

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Festlich geschmückt präsentierte sich die Seidmannsdorfer "Pfarrkirche zu unserer lieben Frau". Pfarrer Klaus Göpfert (rechts, auf der Kanzel) feierte am Vormittag des Ersten Feiertages den Gottesdienst. Viel Beifall gab es für die musikalische Ausgestaltung durch den gemeinschaftlichen Männerchor der Gesangvereine aus Rohrbach, Zeickhorn und Hönbach unter der Leitung von Roland Heublein und den jungen Organisten Julian Feuerpfeil aus Großheirath. Fotos: Martin Koch
Festlich geschmückt präsentierte sich die Seidmannsdorfer "Pfarrkirche zu unserer lieben Frau". Pfarrer Klaus Göpfert (rechts, auf der Kanzel) feierte am Vormittag des Ersten Feiertages den Gottesdienst. Viel Beifall gab es für die musikalische Ausgestaltung durch den gemeinschaftlichen Männerchor der Gesangvereine aus Rohrbach, Zeickhorn und Hönbach unter der Leitung von Roland Heublein und den jungen Organisten Julian Feuerpfeil aus Großheirath. Fotos: Martin Koch
Pfarrer Hans-Jürgen Pöschl feierte in der von zahlreichen Kerzen erleuchteten St.-Nikolaus-Kapelle die Christmesse am Heiligen Abend.
Pfarrer Hans-Jürgen Pöschl feierte in der von zahlreichen Kerzen erleuchteten St.-Nikolaus-Kapelle die Christmesse am Heiligen Abend.
 
Im Kerzenschein erstrahlte die kleine St.-Nikolaus-Kapelle.
Im Kerzenschein erstrahlte die kleine St.-Nikolaus-Kapelle.
 
Der gemeinsame Männerchor der Gesangvereine aus Rohrbach, Zeickhorn und Hönbach unter der Leitung von Roland Heublein.
Der gemeinsame Männerchor der Gesangvereine aus Rohrbach, Zeickhorn und Hönbach unter der Leitung von Roland Heublein.
 
Pfarrer Göpfert auf der Kanzel.
Pfarrer Göpfert auf der Kanzel.
 

Auch Jesus und seine Eltern waren Flüchtlinge - darauf verweisen die Geistlichen in ihren Predigten zur Weihnacht. Sie erinnern an den christlichen Auftrag zur Barmherzigkeit, die kein Selbstzweck sein dürfe.

Die Christen in der Stadt haben mit zahlreichen und meist gut besuchten Gottesdiensten die Geburt von Jesus Christus gefeiert. Dabei erinnerten die Geistlichen auch an das Schicksal der rund 60 Millionen Menschen, die sich weltweit auf der Flucht befinden. Auch Jesus und seine Familie seien Flüchtlinge gewesen, um der Verfolgung durch König Herodes zu entgehen.

Die St.-Nikolaus-Kapelle am Rosengarten war nach Einbruch der Dunkelheit am Heiligen Abend von strahlendem Kerzenlicht erfüllt. Es sei nicht das Besondere, sondern das eher Alltägliche, das das weihnachtliche Geschehen bestimme, sagte Pfarrer Hans-Jürgen Pöschl. "Nicht Königssohn, nicht Schloss, nicht Krone, nicht Reichtum, sondern Kind, Krippe und Windeln.
Gott kommt anders, als sich die Menschen gedacht haben und immer noch denken."


Teilhabe ermöglichen

Pöschl bezog ein Altarbild aus Sterzing in Tirol in seine Predigt ein. Josef opfert darin einen Teil seiner Kleidung, damit Maria dem neugeborenen Jesus daraus Windeln machen kann. Pöschl folgerte daraus, dass Jesus uns zum Teilen ermuntere: "Ich war nackt, und ihr habt mich bekleidet", zitierte der Geistliche aus der Bibel. "Er selbst (Jesus) lebt uns diese Haltung vor, er lädt die Armen und Kranken, die Sünder und die Außenseiter an seinen Tisch; er sieht ihre Not und teilt sein Leben mit ihnen."

Hier wies Pöschl auf die Analogie zum Umgang mit den Flüchtlingen in Deutschland hin. "Jesus ist nicht barmherzig, um barmherzig zu sein und ein gutes Werk tun zu wollen. Er ist barmherzig, weil die am Rande Stehenden nicht mehr am Rande stehen sollen, weil alle am vollen Leben teilhaben können sollen."
Walter Dorn begleitete die Christmesse in der alt-katholischen Nikolauskapelle an der Orgel.


Größenwahn Einhalt gebieten

Pfarrer Klaus Göpfert warf bei seiner Predigt im Festgottesdienst am ersten Feiertag in der Seidmannsdorfer Liebfrauenkirche einen kritischen Blick zurück auf die Ereignisse des zu Ende gehenden Jahres: Flugzeugabstürze, bürgerkriegsähnliche Krisen, Terror und Flüchtlingsströme, Klimawandel. "Das kann uns all das sehr deutlich vor Augen führen, wie begrenzt auch heute noch die menschlichen Möglichkeiten sind, und wie überheblich es ist, sich selbst als Herr des eigenen Lebens nach außen hin darzustellen." Es müsse sich Ernüchterung einstellen und allem Größenwahn Einhalt geboten werden. Es seien oft nicht die spektakulären Initiativen, die langfristig zum Erfolg führen würden. "Es gibt genug Beispiele für gute Taten, die nach außen hin kaum Beachtung finden."

Eine zukunftsweisende Konfliktlösung werde nur selten in aller Munde sein, denn nur eine zurückhaltende Publizität gewährleiste es oft, dass die Beteiligten in der Lage seien, ihr Gesicht zu wahren. Auch das weihnachtliche Geschehen, die Geburt Jesu habe sich in einem abgelegenen Winkel der Weltgeschichte zugetragen. "Und das hat dann eben doch in seiner Wirkungsgeschichte den Lauf der Welt ganz entscheidend mitgeprägt."
Julian Feuerpfeil spielt die Orgel in der Seidmannsdorfer Marienkirche. Der gemeinsame Männerchor der Gesangvereine aus Rohrbach, Zeickhorn und Hönbach unter der Leitung von Roland Heublein gestaltete den Festgottesdienst mit weihnachtlichen Chorsätzen aus.


"Der Weg ist gewiesen"

Dekan Christoph Liebst stellte beim Gottesdienst in der Salvatorkirche am zweiten Feiertag (Samstag), dem traditionellen Gedenktag des ersten Märtyrers Stephanus, die Frage nach nach dem Charakter Gottes. Er nahm dabei Bezug auf einen Abschnitt aus dem Hebräerbrief.

Die Lutherbibel spreche in deutscher Sprache als Jesus vom Ebenbild Gottes, erläuterte. Bleibe man streng beim griechischen Originaltext, müsse man hingegen sagen: "Jesus ist der Charakter Gottes!"

Jesus wende sich gegen Gewalt, betonte der Dekan. Er berichte versöhnlich vom verlorenen Sohn, er gebrauche das Bild vom sorgenden Hirten. Jesus sei ein Kind, kein Mächtiger, er sei ein Sohn kleiner Leute und kein Prinz. Dekan Liebsts Schlussfolgerung für die Christen heute: "Der Weg ist gewiesen, jetzt brauchen wir nur noch etwas Eigeninitiative."

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst in der Salvatorkirche von der Kantorei St. Moriz, einer Auswahl des Coburger Bachchors und Kirchenmusikdirektor Peter Stenglein an der Orgel, der auch die musikalische Leitung innehatte.