Was hat die Coburger Feuerwehr mit Leinwandstars wie Moritz Bleibtreu und Jürgen Vogel zu tun? Die Antwort liefert Regisseur Maximilian Erlenwein mit seinem Berlinale-Beitrag "Stereo". Teile des Streifens wurden auf Callenberg gedreht.
Die schlechte Nachricht einmal gleich vorweg: Nein, beim Film "Stereo", der im "Panorama"-Programm der 46. Internationalen Filmfestspiele läuft, sieht man nicht, dass er in Coburg gedreht wurde. Keine Sekunde! Naja, vielleicht erkennen diejenigen was, die in den Dreh involviert waren. Aber der Rest? Nein!
"Stereo" ist aber freilich auch kein Werk wie zuletzt "Rubinrot" oder vor einigen Jahren der "Luther"-Film, wo man Coburg oder das Coburger Land aufgrund seiner landschaftlich-architektonischen Reize ganz gezielt als Drehort auswählte.
Ab Mai in den Kinos "Stereo" ist ein Film, dem es herzlich egal ist, wo er gedreht wurde. Er braucht keine schöne Ehrenburg, keine altehrwürdige Jugendherberge in Ketschendorf oder das Rothenberger Tor in Seßlach.
Halt, ganz zum Schluss ist Coburg dann doch zu sehen.
Im Abspann bedanken sich die Filmemacher unter anderem bei der Coburger Feuerwehr für ihre Hilfe. Da aber hat der Zuschauer normalerweise schon lange das Kino verlassen.
"Stereo" hat Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu. Das reicht. Zumindest so weit, um in Deutschland an den Kinokassen zumindest ein bisschen was einzuspielen. Deshalb kommt "Stereo" im Mai auch in die deutschen Kinos.
Bei der Berlinale war am Samstagabend auf jeden Fall der Teufel los, als Regisseur Maximilian Erlenwein und seine Stars den Film im Kult-Kino "Zoo-Palast" präsentierten.
Netter Halunke Dabei ist "Stereo" alles andere als ein typisch deutscher Festivalfilm. Denn der düstere Thriller hat keinen erhobenen Zeigefinger oder geht groß in die Tiefe - er ist dunkel, handfest, blutig.
Und er serviert den altbekannten Jürgen Vogel, der seine Rollen so körperlich spielt wie niemand anderes in Deutschland. Das ist zwar inzwischen halt kein bisschen mehr überraschend, wird aber vom Publikum meist schulterzuckend so hingenommen.
Jürgen Vogel spielt Erik, einen Motorradschrauber irgendwo in der Provinz. Erik ist ein netter Kerl, hat eine Freundin samt Kind und eine Tätowierung auf dem Arm: "Halunke" steht da drauf und dieses Wort ist natürlich ein Wink mit dem Zaunpfahl. Denn Erik war nicht immer der treusorgende Papa der Hoffentlich-Bald-Stieftochter, er hat dunkle Flecken in seiner Biografie.
Dubiose Gestalten, kriminelle Österreicher Als ihm plötzlich Henry (ziemlich schräg: Moritz Bleibtreu) erscheint und sich drei, vier Einstellungen weiter noch dubiose Gestalten und kriminelle Österreicher auf der Leinwand herumtreiben, ist klar: Die
Vergangenheit hat Erik eingeholt. Nach diesem Einstieg, der auch in Richtung eines leisen Psychothrillers führen könnte, legt "Stereo" richtig los. Erik, und letztlich auch der Zuschauer, verlieren immer mehr die Übersicht, aber jeder weiß: Diese Sache wird nicht gut enden.
Jede Menge Blut fließt Tut sie auch nicht, es fließt eine Menge Blut, das sogar den vom Inhalt her ganz guten Schluss ein bisschen trübt. Dennoch: "Stereo", der als "Kleines Fernsehspiel" wohl hauptsächlich für die TV-Vermarktung produziert wurde, ist - insbesondere dank der starken Besetzung auch über Vogel und Bleibtreu hinaus - alles andere als schlechte Kino-Unterhaltung.
Da musste das Berlinale-Publikum schon ganz andere Sachen ertragen.