Andächtige Stille und ehrfurchtsvolles Gedenken an Zar Ferdinand und seine Beziehungen zu Coburg. Eine Delegation aus Bulgarien kam an dessen Sarkophag.
Am 22. September 1908 verlas der damalige Fürst (Zar) Ferdinand das historische Manifest an das bulgarische Volk, mit dem das Fürstentum Bulgarien seine Vasallen-Abhängigkeit vom Osmanischen Reich (Türkei) offiziell abwarf und zum souveränen Königreich Bulgarien wurde. Aufgrund dieser Erinnerung reiste eine bulgarische Delegation des Rotary Clubs Sofia aus der Stadt Yambol in die Herzogstadt Coburg und legte am Sarkophag von Zar Ferdinand in der Kohary-Gruft einen Ehrenkranz nieder.
Zar Ferdinand lebte von 1918 bis 1948 im Exil im Fürstentum Coburg-Sachsen-Kohary, wurde 1948 zum Ehrenbürger Coburgs erklärt und verstarb im selben Jahr in Coburg. Aufgrund der verwandtschaftlichen Linie zum Königshaus Kohary wurde der Zar zu Füßen seiner Eltern bestattet. Im Doppel-Sarkopharg wurde Prinz August, verst. 1881, und dessen Ehefrau, Prinzessin Clementine, beigesetzt. Sein Sohn Ferdinand Zar von Bulgarien verstarb am 13. September 1948. Dieser liegt heute noch bei seinen Eltern in seinem roten Reisesarkophag zu Füßen seiner Eltern.
In bulgarischer Erde ruhen
Simeon Borissow Sakskoburggotski, auch Simeon von Sachsen-Coburg und Gotha, war als Simeon II. minderjährig von 1943 bis 1946 der letzte Zar des Zarentums Bulgarien und zwischen 2001 und 2005 Ministerpräsident der Republik Bulgarien. Dieser brachte vor vielen Jahren für Zar Ferdinand Erde aus Bulgarien mit, die in den Sarkophag gelegt wurde, damit der Zar Ferdinand in bulgarischer Erde ruhen kann.
Die bulgarische Delegation überbrachte im Beisammensein mit dem Coburger Prinzen Andreas einen Ehrenkranz in die Kohary-Gruft und dankte damit ihrem Zar für die Befreiung Bulgariens und ehrte seinen 70. Todestag. Einen zweiten Ehrenkranz legte die Delegation im Bürglaßschlösschen im Arbeitszimmer von Coburgs Drittem Bürgermeister Thomas Nowak ab. Nowak berichtete: "Dieser Kranz wird vor den Vitrinen abgelegt, in denen Bilder von Zar Ferdinand und dem Bürglaßschlösschen zu sehen sind. Mein Arbeitszimmer war das ehemalige Schlafzimmer des Zaren Ferdinands." Helmut Kollo, Kirchenpfleger von St. Augustin, informierte die Gäste aus Bulgarien in englischer Sprache und erzählte ihnen vom Werdegang der Katholischen Kirche St. Augustin und den familiären Bindungen der Fürsten- und Königslinien.
Lieber Herr Meißinger,
liebe Tageblättler,
beim Lesen Ihres (im Prinzip sehr interessanten) Artikels hat es mich fast vom Stuhl gerissen, als ich die Zeilen
"Ferdinand lebte von 1918 bis 1948 im Exil im Fürstentum Coburg-Sachsen-Kohary" entdeckte.
Ein Fürstentum war Coburg (reichsrechtlich gesehen) bis 1806. Danach Herzogtum. Und zwar bis 1826 Sachsen-Coburg-Saalfeld. Danach als Doppelkonstruktion Sachsen-Coburg und Gotha.
Diese beiden Herzogtümer (also Coburg und Gotha) hörten im November 1918 auf, solche zu sein. Aus dem vormaligen Herzogtum Sachsen-Coburg wurde der Freistaat Coburg. Und genau in diesem Freistaat Coburg suchte und fand der Ex-Zar Ferdinand seine Zuflucht.
Ebendieser Zar war ein Sproß der in Wien ansässigen katholischen Seitenline des Hauses Coburg. Deren Name war Sachsen-Coburg-Kohary. Der Name Kohary stammt von einer äußerst wohlhabenden ungarischen Dynastie, in die Prinz Ferdinand v. Coburg (der Großvater des bulgarischen Zaren) einheiratete. Der Preis hierfür: Konversion zum Katholizismus.
Es tut mir leid, daß ich jetzt so weit ausholen mußte. Aber hoffentlich konnte ich etwas zur Erhellung beitragen.
Noch ein Hinweis für die ganz Genauen: Zar Ferdinand erreichte die Stadt Coburg exilsuchend in den Wirren des Oktober 1918, damals waren wir hier tatsächlich noch ein paar Tage bzw. Wochen Herzogtum...