In der Diskussion um eine Interimsspielstätte melden sich nun die Theaterfreunde Coburg zu Wort - mit einem offenen Brief an die Stadträte.
Die Fraktionen von CSU/JC, Wählergemeinschaft Pro Coburg (WPC) und Sozial und bürgernah für Coburg (SBC) wollen keine feste Interimsspielstätte fürs Landestheater. Das soll ab Mitte 2019 saniert werden; der Stadtrat soll am Donnerstag entscheiden, ob das Angebot eines Generalunternehmers für den Bau einer Interimsspielstätte am Anger akzeptiert wird. Die drei Fraktionen haben dagegen beantragt, ein Theaterzelt im Rosengarten oder an einem anderen Ort aufzustellen. Sie begründen das mit den Kosten: Ein Zelt zu mieten sei selbst über fünf Jahre hinweg billiger als der Bau einer Interimsspielstätte für mindestens zehn Millionen Euro oder mehr.
Die Theaterfreunde Coburg haben sich nun mit einem offenen Brief an die Mitglieder der genannten Stadtratsfraktionen gewandt und listen auf, warum vor zwei Jahren schon die Idee eines Theaterzelts verworfen wurde. Diese Idee "nun wieder zur Abstimmung zu stellen, erscheint nicht wirklich durchdacht", heißt es in dem Brief. Denn ein Zelt eigne sich nicht für einen Drei-Sparten-Theaterbetrieb.
Die Theaterfreunde kritisieren auch, dass in dem Antrag zwar von "Alternativstandorten" zum Rosengarten die Rede sei, aber keiner genannt werde. "Wüssten Sie einen solchen, hätten Sie ihn mit Sicherheit präsentiert. Dass der Rosengarten für die Zeltlösung zunächst einmal plattgemacht und Jahre später wieder hergerichtet werden müsste, muss jedem klar sein, der an diesem Platz ein Theaterzelt aufstellen lassen will. Zudem müssten dort Kanal- und Stromanschlüsse erst aufwendig gelegt werden, die in der alten Dreifachturnhalle bereits vorhanden sind."
Ausführlich geht das Schreiben auch auf das Thema Lärm ein. Zum einen kann Lärm aus dem Theaterzelt die Nachbarschaft beeinträchtigen, zum anderen kann Lärm von Außen die Vorstellungen im Zelt stören. "Ihre Idee einer Sperrung der Ketschendorfer Straße während der Vorstellungen zeugt dabei aber von erschreckender Naivität. Neben dem Rosengarten verläuft ja auch die Alexandrinenstraße, und weder hier noch dort kann man Anwohnern die Zufahrt zu ihren Anwesen nach 19 Uhr untersagen, vom nahen Klinikum und Martinshornlärm ganz zu schweigen. "
Was den Lärm aus dem Zelt angeht, warnen die Theaterfreunde von Vorstellungsabbrüchen aufgrund von Klagen aus der Nachbarschaft: "Auch werden die Anwohner nicht bereit sein, mindestens vier Jahre lang Lärm aus einem Theaterzelt zu ertragen. Diesbezügliche juristische Auseinandersetzungen oder gar ein Vorstellungsstopp durch eine einstweilige Verfügung wären ein Desaster: Neben weiterlaufenden Mietkosten schlügen auch fehlende Einnahmen durch ausfallende Vorstellungen zu Buche. Sollte dies eintreten, wird sich jeder einzelne Stadtrat, der eine solche unbrauchbare Zeltlösung mit durchgesetzt hat, dafür verantworten müssen. "
Die Theaterfreunde gehen auch auf andere Städte ein, die mit Theaterzelten arbeiteten. "In Düsseldorf handelte es sich um ein reines Schauspielzelt, das nur für zwei Monate benötigt wurde; in Heidelberg stand das Zelt im Innenhof der Alten Feuerwache, sodass die Lärmbelästigung für Theaterzuschauer und Anwohner drastisch verringert war. Beide Beispiele lassen sich mit der Coburger Situation überhaupt nicht vergleichen. In Landshut dagegen mussten Vorstellungen abgebrochen werden, weil man wegen des Außenlärms die Sänger nicht mehr gehört hat."
Die Kostenrechnung fürs Theaterzelt sei "völlig unrealistisch", heißt es weiter. Ein Zelt und die zusätzlichen Container zu mieten koste 1,4 Millionen Euro pro Jahr, was sich in vier Jahren auf 5,6 Millionen Euro summiere. So lange ist die Sanierungszeit zunächst angesetzt.
Vergessen würden in dem Antrag von CSU/JC, WPC und SBC aber die Planierungs- und Wiederherstellungskosten für den Rosengarten, die Kosten für Bühne und Technik, die in der Zeltmiete nicht enthalten seien und die Kosten dafür, wenn außerdem noch Räume im Kongresshaus oder in der alten Dreifachturnhalle genutzt würden. "Bei (sehr wahrscheinlich) längerer Sanierungszeit kommen jährlich mindestens über 1,4 Mio. Euro Mietkosten hinzu, bei einer Mieterhöhung sogar mehr, sodass die Zeltlösung unter Umständen deutlich teurer kommen könnte als eine feste Interimsspielstätte, für deren Errichtung nunmehr Festpreisangebote vorliegen."