Bäckervielfalt im Coburger Land erhalten - die Kunden sind gefragt

1 Min
Vor wenigen Monaten schloss der Bernards Bäck seine Läden. Jetzt steht Schorsch & Schack unter vorläufiger Insolvenzverwaltung. Kunden können helfen die handwerkliche Vielfalt zu erhalten, sagt der Obermeister der Innung.
Vor wenigen Monaten schloss der Bernards Bäck seine Läden. Jetzt steht Schorsch & Schack unter vorläufiger Insolvenzverwaltung. Kunden können helfen die handwerkliche Vielfalt zu erhalten, sagt der Obermeister der Innung.

Der Obermeister der Bäckerinnung Coburg/Neustadt findet, Kunden sollten das Handwerk zu schätzen wissen.

Scharfer Wind herrscht offenbar im Bäckerhandwerk. Erst Ende des vergangenen Jahres hatte die gut eingeführte Kette Bernards Bäck mit Sitz im thüringischen Adelhausen und Filialen in Coburg und dem Landkreis überraschend nach Weihnachten geschlossen. Jetzt sorgt die Meldung für Aufsehen, dass Schorsch & Schack unter vorläufiger Insolvenzverwaltung steht.
Zwar wurden gesundheitliche Gründe des Inhabers für die Schließung bei Bernards Bäck angeführt. Doch scheint die wirtschaftliche Lage durchaus eine Rolle gespielt zu haben, wie Mitarbeiter im Nachgang darlegten. Bei Schorsch & Schack handelt es sich um das Nachfolge-Unternehmen der Bäckerei Reißenweber aus Rödental. Jan Pitzschel hatte die Kette 2014 übernommen und die Läden umbenannt. Die Firma heißt noch immer Bäckerei Reißenweber GmbH & Co. KG. In neun Filialen von Schorsch & Schack werden 59 Mitarbeiter beschäftigt, die meisten im Verkauf. Der vom Amtsgericht Coburg zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Rechtsanwalt Jürgen Wittmann ist zuversichtlich, dass der Betrieb aufrecht erhalten werden kann.
Im Augenblick läuft auch die Produktion unverändert weiter und alle Filialen haben geöffnet. Keiner der Mitarbeiter wurde freigestellt.


Obermeister für Handwerkskunst

Udo Feiler, Obermeister der Bäckerinnung Coburg/Neustadt würde ein Scheitern von Schorsch & Schack sehr bedauern. Einerseits, weil die Zahl der Innungsbetriebe in Coburg und Neustadt in den vergangenen Jahren ohnehin schon auf nur noch zwölf gesunken ist. Andererseits, weil er das Konzept von Jan Pitzschel eigentlich überzeugend findet.
Man muss sich den geänderten Verhältnissen anpassen und auf die Kunden und ihre Wünsche eingehen", ist der Obermeister überzeugt. Dann können auch Handwerks-Bäcker noch bestehen. Udo Feiler beobachtet aber auch Veränderungen im Verhalten der Verbraucher, die es Handwerksbetrieben nicht leicht machen. "Es wäre schön, wenn die Leute sich wieder mehr darauf besinnen würden, was sie eigentlich haben, hier in der Region", sagt er. Bedenklich findet er es als Vertreter seiner Zunft, dass Discounter, die einen Backautomaten aufstellen, mit Begriffen wie "Backstube" den Schein erwecken, hier würde handwerklich Brot gebacken.


Regionale Zutaten

Handwerksbäcker in Coburg Stadt und Land kaufen vielfach ihre Backzutaten wie Eier und Mehl in der Region, sagt Udo Feiler. Das sollte heute wieder mehr zu einem Argument werden, ihre Produkte zu kaufen. Schließlich spielen Schlagworte wie "ökologischer Fußabdruck" Klima- und Energiebewusstsein oder eben Regionalität in der Gesellschaft eine immer größere Rolle. "Es muss doch nicht immer alles um die halbe Welt transportiert werden", sagt der Obermeister der Innung.
Für handwerkliche Bäckereien ist es heute nicht mehr mit Backen und Verkauf getan, ist der Feiler überzeugt. In den meisten Bäckerläden werden auch Lebensmittel angeboten, es gibt oft ein Café und manchmal sogar einfache Gerichte als Mittagstisch. "Man muss sich halt auf den Kunden einstellen", sagt Udo Feiler. Und: "Leicht ist das nicht." Trotzdem bleibt für ihn das Bäckerhandwerk ein erfüllender und befriedigender Beruf. Fehlt nur noch, dass die Verbraucher das auch honorieren.