Was passiert mit den Puppen? Coburg sucht neuen Platz für Museumsschätze

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Die Stadt Coburg sucht seit über zwei Jahren nach einem neuen Konzept für die Puppensammlung des ehemaligen Puppenmuseums. Ein Großteil der 4000 Exponate lagert aktuell in der Kulturfabrik Cortendorf.

Seit über zwei Jahren bemüht sich die Stadt Coburg, einen neuen Ausstellungsort für die rund 2000 Puppen des ehemaligen Puppenmuseums zu finden.

Einige der wertvollen Exponate wurden bereits an Museen in Sonneberg und Bamberg weitergegeben. Doch die Suche nach einem langfristigen Konzept gestaltet sich schwierig.

Puppensammlung lagert vorerst in Kulturfabrik

Die Mehrheit der Puppen sowie weitere 2000 Exponate des 2022 geschlossenen Museums werden derzeit in der Kulturfabrik Cortendorf eingelagert. Wie Stadtsprecher Louay Yassin der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erklärte, versuche die Kulturabteilung, die insgesamt etwa 4000 Exponate - oder zumindest einen Teil davon - wieder öffentlich zu zeigen. Doch das Interesse an Puppen habe seit den 1990er-Jahren stark nachgelassen.

Eine mögliche Idee wäre, die Ausstellung auf mehrere Standorte zu verteilen. Allerdings fehlen der Stadt die nötigen Museumspädagogen, um die Sammlung fachgerecht aufzubereiten. Die frühere Leiterin des Museums arbeitet mittlerweile im Deutschen Spielzeugmuseum in Sonneberg.

Das Coburger Puppenmuseum wurde am 14. Juli 1987 von Carin und Dr. Hans Lossnitzer gegründet. Das Ehepaar brachte seine private Sammlung mit mehr als1000 Puppen und Puppenhäusern in das Museum ein, das in einem denkmalgeschützten Gebäude in der Rückertstraße 2–3 in Coburg untergebracht war. Bemerkenswert ist, dass zwei Drittel der Exponate aus der Spielzeugregion Nordfranken-Südthüringen stammten. Carin Lossnitzer, eine anerkannte Puppenkünstlerin, erhielt für ihre Werke mehrere internationale Auszeichnungen, darunter den Doty-Award 1991 und den Max-Oscar-Arnold-Preis 2008.

Besucherzahlen und Barrierefreiheit als Herausforderung

Das Museum war in einem Gebäude aus dem 18./19. Jahrhundert beheimatet, dessen Ursprünge auf eine Klosteranlage aus dem 15. Jahrhundert zurückgehen. Dieses historische Ambiente verlieh der Ausstellung eine besondere Atmosphäre. Friedrich Rückert, der berühmte Dichter, lebte ebenfalls in diesem Haus, was zusätzlich zur Faszination des Ortes beitrug. Die Ausstellung umfasste historische Puppen, Puppenhäuser und Spielzeug aus dem Zeitraum 1800 bis 1960 und bot Einblicke in die Kindererziehung des Bürgertums im 19. Jahrhundert.

Nach 20 Jahren privater Führung ging das Puppenmuseum 2007 in die Obhut der Stadt Coburg über. In dieser Zeit wurde es zu einem wissenschaftlich geführten Museum ausgebaut, mit einem Depot im Obergeschoss und einem Raum für Museumspädagogik. 2012 kam es zu einem Brand, durch den das Gebäude beschädigt wurde. Die Exponate konnten jedoch rechtzeitig gerettet werden. Nach umfangreichen Renovierungen wurde die Ausstellung ab 2015 neu eröffnet.

Im November 2022 beschloss der Stadtrat, das Museum zu schließen. Gründe waren unter anderem der Rückgang der Besucherzahlen und die fehlende Barrierefreiheit des Gebäudes. Auch die verwinkelten Räume erschwerten eine moderne Präsentation der Exponate. 

Geplante Übernahme scheiterte an Fördergeldern

Die Exponate, darunter Puppen von bekannten Herstellern wie Käthe Kruse und Schildkröt, sowie Spielzeuge wie Puppenküchen und Eisenbahnen, zeigen die Entwicklung von Puppen und Spielzeug in Europa. Besonders erwähnenswert ist die Mannequinpuppe "Lilli", die als Vorbild für die Barbie-Puppe diente. Lilli war eine beliebte Modepuppe, die später von Ruth Handler, der Mitbegründerin von Mattel, als Inspiration für Barbie genutzt wurde. 

Nach der Schließung wollte eine Stiftung die Sammlung übernehmen und in Rödental ausstellen. Doch der Plan scheiterte 2023 an fehlenden finanziellen Mitteln. Seit Mai 2024 lagern die Puppen, die aus der Zeit von 1800 bis 1960 stammen, sicher in Coburg. Die Sammlung zeigt, wie Spielzeug in der Vergangenheit zur Kindererziehung genutzt wurde – ein Konzept, das 1987 von den Gründern des Museums, Carin und Hans Lossnitzer, ins Leben gerufen wurde.

Die historische Residenzstadt hat trotz Schließung des Puppenmuseums eine Vielzahl von Ausstellungen zu bieten, die Themen von Naturkunde und Geschichte bis hin zu Kunst und Kultur abdecken. Das Naturkunde-Museum Coburg ist das größte Naturkundemuseum Nordbayerns mit über 700.000 Sammlungsstücken und 2.400 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Und die Veste Coburg bietet interaktive Programme, die Familien und Kinder spielerisch in die Geschichte der Burg eintauchen lassen. Neben beeindruckenden Kunstsammlungen bietet die Burg auch Fotospots und pädagogische Angebote. sl/dpa

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Vorschaubild: © Coburger Puppenmuseum (Archivbild); Oliver Schmidt/inFranken.de (Archivbild); Collage: inFranken.de