Der Stadtjugendring und der Hospizverein bringen nun Wunschwisser und Wunscherfüller zusammen.
Fast jeder Mensch hat geheime Wünsche oder Sehnsüchte. Gar nichts großes, vielleicht einfach nur, einmal in einem Müllauto mitzufahren oder einmal in das Kostüm eines Sport-Maskottchens zu steigen. Oft bleiben solche Wünsche unerfüllt, weil sie der Wünscher niemandem verrät, manchmal aber auch, weil sein Umfeld nicht aufmerksam genug hinhört. wenn er erzählt. Die dritte Möglichkeit: Jemand kennt den geheimen Wunsch, hat aber keine Idee, wie er ihn erfüllen könnte. Für genau diesen Fall haben der Stadtjugendring und der Hospizverein
Coburg nun gemeinsam eine Aktion ins Leben gerufen: "Wunschwisser".
"Wenn einer eine kennt, die einen kennt und der kann, was jemand sich wünscht... dann sind wir der Wunscherfüllung schon ganz nah", bringt es Oliver Völker, Geschäftsleiter des Stadtjugendrings Coburg, im Pressegespräch am Donnerstag auf den Punkt. "Um Weihnachten macht jeder alles für jeden, aber danach ist es wieder vorbei. Wir wollen mit der Aktion versuchen, Weihnachten aufs ganze Jahr auszudehnen."
Wenn man zwei Dinge beachtet - es darf kein eigener Wunsch sein und es darf nicht um etwas Materielles gehen - ist das Prinzip ganz einfach: Jemand bekommt mit, dass ein anderer einen ganz speziellen Wunsch hat. Er geht auf die Internetseite www.wunschwisser.de und pinnt den Wunsch an. Dort sieht ihn jeder, der die Seite besucht. Und wenn es so läuft, wie es sich die Initiatoren vorstellen, ist dann auch jemand darunter, der diesen ganz speziellen Wunsch erfüllen kann oder der zumindest eine Idee hat, wen man ansprechen müsste, damit es gelingt.
Natürlich gibt es ein Hintertürchen, durch das man eigene Wünsche doch noch auf die Wunschwisser-Seite schmuggeln kann. "Man kann ja einen Freund bitten, den Wunsch dort zu veröffentlichen", sagt Oliver Völker. Das große Ziel, "wildfremde Menschen" miteinander ins Gespräch zu bringen und daraus vielleicht sogar neue Bekanntschaften zu knüpfen, lasse sich ja auch auf diese Weise erreichen.
Die Idee spukte schon länger in den Köpfen der beiden SJR-Geschäftsleiter, Oliver und Christine Völker, herum. Oliver Völker wandte sich damit schließlich an Irmgard Clausen. Die Vorsitzende des Hospizvereins sei gleich Feuer und Flamme gewesen, erzählt Oliver Völker. Zusammen mit ihr wurde die Idee weiterentwickelt und schließlich auch ein Name gefunden: "Wunschwisser".
"Wir haben uns natürlich gefragt, ob es gut für den Hospizverein ist, sich mit jungen Menschen zusammen zu tun", sagt Irmgard Clausen. Schließlich sei der Hospizverein derjenige, der einem Menschen seinen letzten Wunsch erfülle. "Andererseits muss man sich fragen, ob es den Zeitpunkt für den letzten Wunsch wirklich gibt. Man muss doch aufmerksam sein für Wünsche mitten im Leben", findet Irmgard Clausen. Deshalb lautete die Antwort am Ende: Ja, die Zusammenarbeit ist genau deswegen gut.
Seit Mittwoch ist die Homepage
www.wunschwisser.de im Netz aktiv geschaltet und die ersten Post-Its auf der Pinnwand ließen nicht lange auf sich warten: "Mein Mann wünscht sich seit Kindertagen, an einem Tag mit einem Müllkipper mitfahren und Tonnen entleeren zu dürfen", heißt es unter Chiffre 33. Nummer 35 hat offensichtlich ein Mann angeheftet: "Meine Frau würde gerne bei einer Sportveranstaltung einmal in das Kostüm des Mannschafts-Maskottchens schlüpfen." Wenn sich nun jemand findet, der bei der Erfüllung eines Wunsches helfen will, klickt er einfach auf den betreffenden gelben Zettel. Es öffnet sich ein Fenster, in dem man seine Kontaktdaten hinterlassen kann. Diese sind nicht öffentlich zu sehen, sondern gehen direkt an den Stadtjugendring. Wer die Aktion unabhängig von einem konkreten Wunsch unterstützen will, kann auch an
info@sjr-coburg.de mailen.
Selbstverständlich haben die Mitarbeiter des Stadtjugendrings auch ein Auge darauf, dass keine unsinnigen Wünsche gepostet werden. "Sie müssen von uns erst noch freigegeben werden", erklärt Oliver Völker. Worauf er schon sehr gespannt ist, sind die Geschichten hinter den Wünschen und auch darauf, welche geheimen Sehnsüchte künftig auf der Homepage landen werden.
Freuen würden sich die Initiatoren auch, wenn weitere Vereine auf ihren Internet-Seiten für die Aktion werben würden. "Es gibt auch schon Flyer, die darf jeder gerne auslegen", sagt Christine Völker.
Wer sich genauer informieren möchte, kann das am Donnerstag, 9. März, tun. Ab 18 Uhr werden die Initiatoren in der CoJe (Rosenauer Straße 45) das Projekt noch einmal vorstellen, Fragen beantworten und bei Bedarf auch das Procedere am Computer vorführen. Musikalisch begleitet wird der Abend vom Jazz-Quartett um Martin Kleiner. Wer teilnehmen will, wird um Anmeldung unter Telefon 09561/705750 (SJR) oder 09561/790533 (Hospizverein) gebeten.