Als Pfarrer in Rödental: Ehelos aber nicht beziehungslos

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Peter Fischer Foto: Archiv
Peter Fischer Foto: Archiv

Singles, die in voller Überzeugung ohne Partner leben, sind katholische Pfarrer. Peter Fischer aus Rödental haben wir dazu befragt.

Wie bestärkt Sie Ihr Glauben in Ihrem Singleleben?
Peter Fischer: Die Gemeinschaft derer, die in Jesus von Nazareth das Licht der Welt und den Weg zum Leben sehen, die ihn bekennen und ihm folgen, war schon immer vielgestaltig. Da gab es von Anfang an jene, die als Wandermissionare durch die Lande zogen, und es gab Sesshafte; es gab und gibt arme Menschen und solche, die durch ihr Vermögen die Gemeinschaft unterstützen; es gab und gibt jene, die verheiratet sind - wie etwa Petrus - und es gab und gibt jene, die unverheiratet sind - wie etwa Paulus.
Jesus selbst war unverheiratet. Das war in seinem Kulturkreis, wo Heiraten eine Selbstverständlichkeit war, auffällig.
Sein Lebensstil, den er in den Dienst der Verkündigung des Evangeliums gestellt hat, hat seitdem Menschen bewogen, selbst diesen Lebensstil zu wählen "um des Himmelreiches willen" oder "um des Evangeliums willen", um also ganz für seine Sendung da zu sein, ohne Rücksicht auf anderes nehmen zu müssen.

Wie würden Sie ganz persönlich Partnerschaft und Einsamkeit definieren?
Einsamkeit ist immer wieder ein negativ klingendes Wort. Im Hinblick auf (mein) Singledasein würde ich eher von Alleinsein sprechen wollen. Als Priester lebe ich zwar ehelos, aber nicht beziehungslos. Ich bin hineingestellt in meine Pfarrei und stehe in Beziehung zu den Menschen, die in ihr leben und wirken. Mit ihnen bin ich gemeinsam unterwegs, glaube, hoffe, trauere und feiere ich. Daneben pflege ich Beziehungen zu Freunden und natürlich zu meinen Eltern und der Familie meiner Schwester. Einsam bin ich wirklich nicht, aber ich schätze auch die Zeiten, in denen ich allein bin. Jesus selber hat das Alleinsein immer wieder bewusst gesucht, um dann selber zur Ruhe, zu Gott zu kommen und neu Kraft für seine Sendung zu schöpfen. In diesem Sinne schätze auch ich das Alleinsein.

Welche Rolle und Bedeutung hat das Zölibat?
Der gläubige Christ steht vor einer doppelten Herausforderung. Er muss sich - so er nicht davon ausgeht, dass morgen die Welt untergeht - in der Welt einrichten. Er muss sich aber gleichzeitig auch auf das Gottesreich ausrichten. Beides gilt für jeden Christen.
Eheleute und Familien verkörpern vor allem die erste Herausforderung: Sie erden die Christenheit. Zölibatär lebende Christen - ob nun als Priester oder etwa im Kloster - erinnern besonders an die zweite Herausforderung: Sie wollen durch die "Leerstelle" an ihrer Seite auf Gott und sein Reich verweisen, auf den Anspruch, sich nicht zu sehr in dieser Welt einzurichten, sondern für Gott und seine zu uns kommende Herrschaft offen zu sein und sie anzunehmen. Beides ergänzt sich, steht nebeneinander und leitet an, diese Welt im Geiste des Evangeliums zu gestalten.
Ich finde es sehr wichtig, Zölibat nicht als "Verzicht" zu definieren - wer das tut, wird ihn kaum halten können -, sondern als eine spezifische Weise der Nachfolge im Dienste des Evangeliums. Dabei ist der Gedanke der Berufung durch Gott wichtig: Er hat die einen zur Ehelosigkeit berufen, die anderen zu Ehe und Familie - und jeder soll das leben, zu was er berufen ist.