Was der Klimawandel mit dem Baumbestand am Herzogsweg in Coburg zu tun hat.
Sind das noch die Vorboten des Klimawandels? Oder doch schon unübersehbare Indizien dafür, dass der Klimawandel längst begonnen hat? Die trockenen Sommer der letzten Jahre haben jedenfalls in Coburg massive Spuren in der Natur hinterlassen. Das ist am Herzogsweg unübersehbar - in den letzten Tagen besonders.
Denn der Herzogsweg war drei Tage lang Sperrgebiet für Spaziergänger. "Holzfällung Durchgangang verboten" warnte ein Schild am Beginn des Weges zwischen Veste und Brandensteinsebene. Links und rechts des Weges lagen längere und kürzere Holzstämme, vielfach schon ohne Rinde, kreuz und quer - scheinbar zufällig. Doch dahinter steckt Methode. "Herstellung der Verkehrssicherheit" nennt der Fachmann das, was Baumkletterer einer Fachfirma aus Sonneberg nach Anweisung des Grünflächenamtes erledigt haben. Denn die Bäume, die schließlich mit der Motorsäge fachgerecht zerkleinert wurden, sind allesamt Opfer der extrem trockenen letzten Jahre.
Bestandteil des neuen Rundwanderwegs
"Wir versuchen, so differenziert wie möglich vorzugehen", versichert Bernhard Ledermann als Leiter des Grünflächenamtes. Schließlich handelt es sich bei den Bäumen, die den Herzogsweg säumen, um "sehr artenreichen alten Laubholzbestand", der möglichst lange bewahrt werden soll. Weil der Herzogsweg ein ausgewiesener Weg ist, der nun auch Bestandteil des neuen Rundwanderwegs C2 wird, ist die Stadt in der Pflicht. Denn sie ist damit grundsätzlich zur sogenannten Verkehrssicherung verpflichtet. Eingreifen muss sie, wenn diese Verkehrssicherheit gefährdet ist - zum Beispiel durch herabstürzende Äste mit mehr als zwei Zentimetern Durchmesser.
Baumkletterer im Einsatz
Weil die Mitarbeiter des Grünflächenamtes auf dem schmalen Fußweg nicht mit dem Spezialfahrzeug mit Hubpodium namens Steiger hingelangen können, müssen ausgebildete Baumkletterer den Job erledigen - sorgsam angeseilt, rücken sie den maroden Bäumen zu Leibe, zersägen sie Stück für Stück von oben her. Ein gründlicher Blick des Fachmanns auf diese zersägten Stämme verrät, warum die Zeit zum Handeln gekommen ist.
Durch die anhaltende Trockenheit der letzten Jahre sind diese Stämme schlicht abgestorben oder zumindest massiv geschädigt und in ihrer Standsicherheit gefährdet, wie Ledermann erläutert: "Der Baum reagiert auf anhaltende Trockenheit, verliert seine Rinde, dann sammeln sich Pilze an." Die Folge: Äste fallen einfach ab. "Die Festigkeit des Holzes ist dann einfach nicht mehr gegeben", weiß Ledermann: "Da braucht's keinen Wind, da reicht das Eigengewicht der Krone", um einen Baum brechen zu lassen. "Das sind schwere Verluste", beklagt Ledermann den Zustand viele Bäume, deren Bestand oft mehr als zwei Jahrhunderte alt ist.
Insgesamt neun große alte Bäume mussten komplett gefällt werden. Wo immer es möglich ist, bleiben zumindest Teile der Stämme zunächst noch stehen, um beispielsweise Spechten, aber auch Insekten und Pilzen als Biotop zu dienen. Betroffen davon waren vier weitere Bäume. Gefällt werden die Bäume zudem grundsätzlich nur dort, wo sie direkt auf den Weg fallen könnten, erläutern Bernhard Ledermann und sein Mitarbeiter Stephan Just.
Beim Blick auf die abwechslungsreiche Anlage des Herzogsweges gerät Ledermann dann regelrecht in Schwärmen, freut sich über die vielfältigen, immer wieder neuen Durchblicke zur Veste. Hinzu kommt der große Reichtum an Arten im Baumbestand, der im Detail gar nicht erfasst ist. Wieviele verschiedene Arten es insgesamt sind, kann Ledermann deshalb gar nicht genau sagen. Klar ist nur: Fichten finden sich hier nicht mehr. Die letzten Exemplare wurden Opfer des Borkenkäfers.
Trockenheit und die Folgen für den Baumbestand
Hintergrund 2018 war das Jahr mit dem berüchtigten Dürresommer, aber außer 2017 gab und gibt es seit Jahren zu wenig Niederschlag in Coburg. Die Folgen sind auch in Coburg an vielen Stellen sichtbar sichtbar. 2019 mussten im Hofgarten deswegen 40 Bäume aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Kostenpunkt der Aktion damals: rund 20000 Euro. Die Baumpflegearbeiten am Herzogsweg schlagen mit rund 4500 Euro zu Buche.
Niederschläge In der Region Coburg fällt in den letzten Jahren immer weniger Jahren. "Lediglich in den Jahren 2017 und 2019 wurden annähernd die für Coburg früher üblichen 700 bis 750 mm Niederschlag pro Jahr in etwa erreicht", erklärt Stephan Just, beim Grünflächenamt für Baumpflege zuständig, auf Nachfrage. "Allerdings entfiel ein Großteil davon auch auf Starkregen mit schnellem Abfluss. Die Jahre 20214, 2016 und 2020 waren demgegenüber schon deutlich zu trocken (unter 600 mm mit einem erheblichen Anteil von Starkregen mit schnellem Abfluss). Im Vergleich dazu werden die Jahre 2015 und 2018 sogar "extrem trocken" - unter 500 mm bei einem erheblichen Anteil von Starkregen mit schnellem Abfluss.