Die 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung bringt Landwirte weiter unter Druck, weil sie Ausgleichsflächen abgeben müssen und große Masten ihre Arbeit auf den Felder erschweren.
Hans Rebelein, der Kreisgeschäftsführer beim Bayerischen Bauernverband (BBV), tut sich schwer, beim geplanten Bau der 380-Kilovolt-Leitung durch das Coburger Land noch optimistisch zu bleiben. "Jetzt, wo in Thüringen die Klage gescheitert ist, würde es mich wundern, wenn wir das Projekt noch verhindern könnten", sagt Rebelein. Was bleibt? Schadensbegrenzung!
Ein großes Problem der Landwirte bei diesem weiteren großen Infrastrukturprojekt sind die Ausgleichsflächen für das Großprojekt, die - natürlich - in der Region ausgewiesen werden. Gerhard Ehrlich, Kreisobmann im BBV, wundert sich sowieso aus grundsätzlichen Erwägungen, warum für die Trasse überhaupt Ausgleichsflächen notwendig sein sollen. Die Leitung sei, sage zumindest der Betreiber, doch für den Transport von Strom aus regenerativen Quellen gedacht - also sowieso schon ein umweltschonendes Projekt.
Da müsse man die Suche nach Ausgleichsflächen nicht auch noch auf dem Rücken der Landwirtschaft austragen.
Hans Rebelein konzentriert sich dagegen auf die zweite wichtige Baustelle: die Ausgleichszahlungen. Einen Strom-Mast im Acker stehen zu haben, ist nämlich für Landwirte durchaus eine Einschränkung bei der Arbeit. Nicht nur, weil um die Masten herumgefahren werden muss, sondern auch, weil hier und da schon mal ein landwirtschaftliches Gerät am Mast selbst oder am großen Beton-Fundament hängenbleibt. Und genau diese Schäden wurden bisher meist durch eine jährliche Entschädigungszahlung ausgeglichen.
Nicht alles auf einmal Bei der 380-kV-Leitung will der Netzbetreiber "Tennet" aber nun die Regularien ändern und nur noch einmal einen pauschalen Betrag auszahlen - sehr zum Unwillen der Landwirtschaft.
"Es soll der entschädigt werden, der den Schaden hat", sagt Rebelein, der es als nicht fair empfindet, wenn die heutige Generation das Geld kassiert, aber nachfolgende Generationen weiter den Ärger mit den Masten haben. Aber bislang blieb "Tennet" hart und nannte den enormen organisatorischen Aufwand als Grund für den Wunsch nach einer Einmalzahlung.
"Bürgerleitung" Und fast hätte sich Hans Rebelein auch von dieser Argumentation überzeugen lassen. Doch dann hörte er vom "Tennet"-Projekt der "Bürgerleitung", bei der sich in Norddeutschland Einzelpersonen mit Summen ab 1000 Euro an der Leitung beteiligen und gute Zinsen kassieren können.
Damit war für den BBV-Kreisgeschäftsführer dann das Argument des Verwaltungsaufwandes gestrichen: "Ich gehe davon aus, dass sich da viel mehr Menschen finanziell beteiligen, als es bei uns betroffene Grundstückseigentümer geben wird."
Nun werden also die Verhandlungen weitergehen. Der BBV in Coburg wird dabei dem Netzbetreiber entgegenkommen und den Wunsch nach einer jährlichen Entschädigung nicht mehr als fixe Bedingung einbringen. Aber, das fordert Rebelein: "Alle 10 bis 20 Jahre sollte die Generation, die mit den Schäden zu kämpfen hat, eine Entschädigung erhalten." Und dabei, das betonen sowohl Rebelein als auch Ehrlich, gehe es den Vertretern der Landwirtschaft erst einmal nicht um die Höhe der Ausgleichszahlungen, sondern ausschließlich um die Generationengerechtigkeit.
Ein bisschen Druck schadet nicht "Und ein bisschen Druck", davon ist
Hans Rebelein überzeugt, "tut einem Netzbetreiber auch gut". Müsse dieser in regelmäßigen Abständen die Grundstückseigentümer entschädigen, sei sicher eher das Interesse vorhanden, eine im Zuge der Energiewende nicht mehr notwendige Leitungstrasse wieder komplett zurückzubauen. Mit Spannung verfolgt Gerhard Ehrlich die Diskussion um den Verlauf der Leitung am Froschgrundsee. Dass dort immer noch zur Diskussion steht, aufgrund der am See nachgewiesenen Graureiher-Population die Höchstspannungsleitung näher an die Weißenbrunner Wohnbebauung zu rücken, kann der Kreisobmann nicht verstehen.