Wie leidenschaftliche Hobbybastler aus ganz Deutschland die Besucher in ihren Bann ziehen. Erstmals wird auch das "Coburger Vogelschießen" gezeigt .
"Fahrt frei" für die Modelleisenbahn im Autozentrum Hommert in Creidlitz: Am Wochenende dreht sich alles um den Eisenbahn- und Modellbau. Das Highlight der komplexen Ausstellung ist die verschneite Modelleisenbahn-Winteranlage der Eisenbahnfreunde Lippstadt 1984 in Spurweite HO (Maßstab 1:87) mit sehr vielen Details, wie Vorsitzender Ulrich Finsterer erläutert. Vorbild der Anlage ist der Einsatz von Wintersport-Sonderzügen im Sauerland. Im Einsatz auf der eingleisigen Mittelgebirgsstrecke mit drei Bahnhöfen und zwei viergleisigen Schattenbahnhöfen können 15 bis 20 Züge sein, die im gegenläufigen Wechsel verkehren.
Wer genau hinschaut, entdeckt die kleinen Gondeln der Jägerndorfer Gondelseilbahn oder das Polizeiauto mit Blaulicht bei einem Verkehrsunfall. Martin Tolkenit ist der Macher und Ideengeber der Anlage, die er sich mit seinem Vereinskameraden Erwin Hodes teilt. Mit dem Bau des letzten Teilstücks in einer Länge von 3,20 Meter wurde im Mai letzten Jahres begonnen "Ein paar Sachen fehlen noch, aber mir fällt immer was neues ein".
Das Coburger Vogelschießen
Eine weitere Premiere bei der Ausstellung ist das "Das Coburger Vogelschießen" im Modell 1:87. Mike Morgenroth und Jürgen Scholz haben die fantastische Welt nachempfunden und detailgetreu aufgebaut. Die Dreifachturnhalle steht hier noch in voller Größe und gegenüber der Alten Angerturnhalle ist das Riesenrad aufgebaut. Bereits als sechsjähriger Knirps hatte es Jürgen Scholz auf den Festplatz gezogen. Er hat den Schaustellern beim Aufbau der Fahrgeschäfte heimlich zugesehen. Als Junge hat er damals schon kleine Kinderkarussells nachgebaut, mit elf Jahren den "Breakedance" oder die "Spinne". Immer noch hat er ein Fabel für die Schaustellerei und fährt öfters die Fahrgeschäfte von da nach da. Das Autoscooter haben sie selbst gebaut. Das Dach besteht aus zurechtgeschnittenen Müllbeuteln und das der Turnhalle aus Schleifpapier. Nach einem Jahr Planung haben die beiden Männer vor drei Jahre mit dem Bau des Coburger Vogelschießens begonnen. Eines Tages hatte Mike gesagt: "Jürgen ich fang an". Allein das Riesenrad besteht aus exakt 1210 Einzelteilen. Der Bausatz wurde komplett umlackiert und "verfeinert".
Funktionsmodelle
In der bereits dritten Generation haben sich Martin Weith, Sohn Tobias und Engel Julien dem Hobby Funktionsmodellbau verschrieben. Egal welches Baufahrzeug, ob Raupe, Lkw, Bagger oder Walze, das Trio aus Kronach bringt alles zum Fahren. Nur das Gehäuse findet Verwendung, alles andere, wie Motor und Fernsteuerung bauen die Technikfreaks nach. Alle Modelle stehen dem Originalsound oder der Lichterführung in nichts nach, sogar der Bagger wird hydraulisch betrieben. Mit nur fünf Jahren ist Enkel Julien fit mit der Fernsteuerung und mit vollem Eifer dabei.
Auch Lego-Fans kamen auf ihre Kosten. Bastler von "Bricking Bavaria" haben wieder tolle Gebilde mitgebracht. Stein auf Stein: An der rund ein Meter großen Dresdner Frauenkirche kam kaum ein Besucher vorbei, ohne nicht einmal stehenbleiben zu müssen. Das drei Meter lange Unterwasserriff aus rund 100000 kleinen Steinchen hat Gerald Lasser aus München mit in die Vestestadt gebracht. Die Steine wurden nicht verklebt und können immer wieder für neue Figuren verwendet werden.
Der gelernte Kfz-Lackierer Robert Oehrl aus Grub am Forst lässt Panzer oder auch Eisenbahn "älter" aussehen. Er gestaltet die Modelle entsprechend um und lässt Abnutzungspuren, Rost, Dreck oder Umwelteinflüsse an den Modellen "knappern".
Gut 20 Meter lang ist die Anlage der Coburger Modellbahnfreunde der Spur 1. Die Lok BR 64 oder auch "Bubikopf" in Fachkreisen genannt war zum Ziehen von kurzen Personenzügen oder im Güterverkehr eingesetzt, erklärte Alexander Finsterer. Der Lokschuppen wurden dem Coburger Bauwerk nachempfunden und die gesamte Anlage kann in gut vier Stunden aufgebaut werden, berichtete der Modellbauer aus Leidenschaft.
Die Ausstellung war insgesamt recht schön anzusehen und den Besuchern scheint sie ja auch durchaus gefallen zu haben - das war jedenfalls mein ganz persönlicher Eindruck. Es ist schon erstaunlich, wie sich mit viel Freude an Details eine wahre kleine Wunderwelt erschaffen läßt, wobei auch der unermüdliche Eifer der Modellbauer und die erhebliche Zeit, die sie für ihr Hobby aufwenden, durchaus gewürdigt werden soll. Welchen Reiz Modelleisenbahnanlagen immer noch auf Jung und Alt ausüben zeigte die große Zahl auch von Kindern unter den zahlreichen Besuchern. Warum die Veranstalter allerdings - gerade wegen der Kinder - auch Miniausgaben von Kriegsgeräten zeigten, war für mich unerfindlich und auch ein wirkliches Ärgernis, was den eigentlich guten Eindruck der Ausstellung doch trübte und wirklich unmöglich und geradezu empörend fand ich, daß in einer Ecke sogar noch jemand stand, der Dioramen der "Ardennenschlacht 1944" zeigte: solche Dinge haben auf Modelleisenbahnveranstaltungen nichts zu suchen und der einzige Trost für mich bestand darin, das diesen merkwürdigen "Ausstellungsexponaten" niemand sein tiefere Aufmerksamkeit widmete - jedenfalls nicht in der Zeit, in der ich zugegen war.