"Wenn ich das Meer male, bin ich das Meer"

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Werner Knaupp verarbeitet seine Eindrücke von den isländischen Westermännerinseln in großformatigen Acrylgemälden. Foto: Stefan Fößel

Zum 75. Geburtstag des Nürnberger Malers Werner Knaupp zeigt das Kunstmuseum Bayreuth eine Ausstellung unter dem Motto "Feuer und Wasser". Knaupps Malstil ist so extrem wie die Landschaften, die ihn inspirieren.

Werner Knaupp trägt ganz schön dick auf. Eimerweise schüttet der Nürnberger Maler schwarze und weiße Acrylfarben auf seine am Boden liegenden Leinwände, bevor er mit langen Pinseln Bilder daraus formt, knieend, manchmal liegt er auch dabei. "Wenn ich das Meer male, bin ich das Meer", sagt Knaupp über diesen intensiven Prozess. Bis zu zwölf Farbschichten lassen sein Thema wuchtig hervortreten, tosende Wellen und mächtige Klippen dreidimensional erscheinen. Das wirkt im Monumentalformat von anderthalb auf zweieinhalb Meter so gewaltig, dass schon vier Gemälde in einem quadratischen Raum den Betrachter schier erdrücken. In der Schau "Wasser und Feuer" zeigt das Kunstmuseum Bayreuth zu Knaupps 75.
Geburtstag Bilder, die vor allem von dessen jüngsten Reisen auf die isländischen Westermännerinseln inspiriert sind.

Studien an Natur und Tod

Wer jemals die wilden Insellandschaften und das stürmische Klima im hohen Norden Europas erlebt hat, wird eigentümlich Vertrautes im expressiven Schwarz entdecken: eine Natur, die sich nie vom Menschen zähmen lässt, unendliche Variationen der gleichen Motive, immer wieder Wellen, Wolken, Felsen, ohne dass es langweilig wird. Aber Knaupp geht es nicht um naturalistische Darstellungen der Ozeane. Er bereist die extremsten Landschaften, Antarktis, Wüsten, Vulkane und Meere, um Metaphern für die Grenzerfahrungen des Lebens zu finden. Ein ständig Suchender, der sich auch schon radikal dem Tod näherte, als er in Mutter Teresas Sterbehaus in Kalkutta arbeitete oder im Nürnberger Krematorium. Die verknoteten Menschenpaare, die Knaupp damals schuf, sind in der aktuellen Ausstellung nicht zu sehen. Dafür düstere Natur in Reinform, archaisch schön und bedrohlich zugleich.
Die Westermännerinseln, die der Künstler in den vergangenen zehn Jahren bereiste, versenkt er zum Teil im tiefsten Schwarz, lässt oft nur noch die Gischt spritzen oder das Licht reflektieren.
Zum Ende der Schau wird das Auge des Besuchers von zwei farbigen Wüstenpastellen Knaupps überrascht. Sie sind Schenkungen ans Kunstmuseum und zugleich ein etwas irritierender Kontrapunkt zum schwarzen Wasser des Ozeans. Die Ausstellung "Wasser und Feuer" ist noch bis zum 19. Juni im Kunstmuseum Bayreuth, Maximilianstraße 33, zu sehen.