Die Limmersdorfer Zwillinge werden morgen 90

1 Min
Die Zwillingsschwestern Margarete (links) und Barbara feiern am morgigen Donnerstag ihren 90.Geburtstag. Foto: Alexander Hartmann
Die  Zwillingsschwestern Margarete (links) und Barbara feiern am morgigen Donnerstag ihren 90.Geburtstag.  Foto: Alexander Hartmann

Barbara Näther und Margarete Rauh blicken auf ein bewegtes Leben, das sie im Alter zusammengeführt hat.

"Ich bin die Große", sagt Barbara Näther, die am 7. Januar 1920 nur wenige Minuten vor ihrer Schwester Margarete Rauh das Licht der Welt erblickt hat. Am morgigen Donnerstag feiern die Zwillingsschwestern, die in ihrem Leben getrennte Wege gegangen sind, die im hohen Alter in Limmersdorf aber wieder unter einem Dach wohnen, ihren 90. Geburtstag.

Bewegte Jahre in Berlin


Geboren wurden sie nur wenige Kilometer entfernt in Neustädtlein am Forst, das heute zur Gemeinde Eckersdorf gehört. "Als nach mir Margarete kam, haben unsere Eltern geschaut. Die haben nicht damit gerechnet, dass sie Zwillinge kriegen", erzählt Barbara Näther, die eines von neun Kindern war und schon früh Großstadtluft schnuppern durfte. "Ich bin mit 16 nach Berlin und habe als Fachverkäuferin in einem Fischladen unweit des Kurfürstendamms gearbeitet." Als junge Frau hat sie in der Hauptstadt viel fürs Leben gelernt, aber auch erschütternde Kriegserlebnisse gemacht. Als das Geschäft in Schutt und Asche lag, kehrte Barbara Näther 1941 nach Oberfranken zurück.

Im alten Limmersdorfer Sägewerk, das von den Nazis als Rüstungsbetrieb in Beschlag genommen worden war, musste sie Munitionskisten bauen. Mit ihrem Ehemann Fritz hat sie nach dem Krieg das Malergeschäft Näther weiter ausgebaut, sich dann am Kirchplatz in Thurnau auch den Traum erfüllt, ein eigenes Geschäft zu führen. "Mit 47 Jahren habe ich das Farbengeschäft eröffnet, das später durch ein Bastelgeschäft ergänzt wurde", erzählt die Jubilarin mit Stolz.

Zwillingsschwester Margarete hat den Großteil ihres Lebens in Bayreuth verbracht. Sie hat zunächst in der Land- und Gastwirtschaft gearbeitet, war danach über ein Vierteljahrhundert in der Familie des Kinobesitzers Richard Borns als "Hausdame" beschäftigt. "Ich war Haushälterin. Abends bin ich aber auch immer mit ins Kino und habe Eintrittskarten abgerissen oder im Süßwarenstand geholfen", erzählt Margarete Rauh. Ihren Urlaub hat sie genutzt, um auf Reisen zu gehen. "Ich habe viele Länder gesehen", sagt die 90-Jährige, die ihre Freizeit immer genießen wollte. "Um Limmersdorf habe ich deshalb einen großen Bogen gemacht. Denn dort hat nur Arbeit gewartet."

Im Rentenalter ist Margarete Rauh, die nie den richtigen Mann fürs Leben gefunden hat ("Ich wollte eigentlich schon immer Single bleiben"), zu ihrer Familie zurückgekehrt. Sie wohnt seit vielen Jahren zusammen mit ihrer Schwester in Limmersdorf im Haus von Barbara Näthers Sohn Hermann.

"Das waren wir noch nie"


Ob die Geschwister ein Herz und eine Seele sind? "Das waren wir nie", sagt Barbara Näther, die weiß, dass sie und ihre Zwillingsschwester immer ihren eigenen Kopf hatten. Doch auch wenn es einmal geknistert hat - die beiden haben sich immer wieder zusammengerauft, sind sich nie richtig böse gewesen. "Wir sind uns schon gut", sagt denn auch Margarete Rauh, die mit ihrer Schwester Barbara morgen bei der Feier in der Thurnauer "Schorrmühle" auf neun bewegte Jahrzehnte anstoßen wird.