Zuschauern bleibt das Lachen im Halse stecken

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Gerd Dudenhöffer in seiner Paraderolle als Heinz Becker. Foto: Jochen Berger
Gerd Dudenhöffer in seiner Paraderolle als Heinz Becker. Foto: Jochen Berger

Gerd Dudenhöffer ist wieder bei Stimme und holt im Hegel-Saal den eigentlich für den März vorgesehenen Auftritt nach. "Sackgasse" heißt das aktuelle Programm seiner Kultfigur Heinz Becker.

Dieser Mann kommt mit wenig aus. Ein hölzerner Klappstuhl, darauf ein frühlingsbuntes Sitzkissen, darunter eine Flasche Pils, dahinter fünf schmale Bretter, eine stilisierte Betonwand (gegen die noch gefahren werden sollte, zumindest verbal). Sparsam, aber gerade darin ungeheuer ausdrucksvoll, sind auch Mimik und Gestik. Viele Worte verliert Gerd Dudenhöffer, besser bekannt als Heinz Becker, den er seit drei Dekaden verkörpert, ohnehin nicht. Schiebermütze (vulgo, also Saarpfälzisch, auch "Batschkapp" genannt), breite Hosenträger und kleinkariertes Hemd sind geblieben.

Und kaum steht der Becker Heinz auf der Bühne des Hegel-Saals und äußert ein erstes, langgezogenes "Sooo!", grüßen ihn vorfreudig erregte Lacher und Klatschen. Kleinkariert, das wird schnell klar, ist auch Beckers Welt, irgendwo zwischen Homburg, Bexbach und dem Neunkirchner ("Neinkeier") Zoo gelegen. 1#googleAds#100x100 Sein Freund Willi, seit zwei Jahrzehnten Kassenwart des Kaninchenzuchtvereins, wird gekürt als "Rammler des Jahres".


Notorischer Nörgler



Der notorische Nörgler und Schlaumeier Becker alias Dudenhöffer - die Grenzen scheinen bisweilen fließend, so sehr identifizieren sich Darsteller und Publikum mit der Bühnenfigur - will die Hohlräume ausmessen, die Denkblockaden des archetypischen Kleinbürgers. "Sackgasse" lautet der Titel des aktuellen Programms. In diese fährt Becker allerdings selbst hinein, prallt gegen die Betonwand, ganz offenkundig und allzu oft, zumindest im ersten Teil.

Die Spitzen gegen die Politik, gegen die Kirche, gegen Nachbarn, Mit- und Zeitgenossen, zeugen ja (zumeist) von Aktualität und treffendem Witz. Röttgen als "Kondensstreifen Seehofers", wettern gegen Claudia Roths Kleidungsstil und Aussehen, das geht ja noch an. Kritisch wird es es beim neuen Stammtischbruder, dem Pastoralreferenten, der "irschendwo ausm Schwazzwald" herkommt. (Natürlich aus St. Blasien.) Über die jugendliche Unerfahrenheit, über die Kinderkrankheiten Philipp Röslers darf ein Kabarettist gewiss auch herziehen, aber ihn als "gelernten Vietnamesen" vorzustellen, schmeckt schon arg ausländerfeindlich. Wie auch die "Kopftuchpauschale".

Bei ungeheuerlichen und ungewöhnlich vielen antisemitischen Bemerkungen bleibt manchem Zuhörer das Lachen aber im Halse stecken. Wenn er den Hegel-Saal nicht schon, wie es einige tun und auch im zweiten Teil noch tun sollen, längst verlassen hat. Juden haben hierzulande nur gute Erfahrungen gemacht, heißt es im Zusammenhang mit Griechenlands Finanzmisere. Alles klar? Oder wird da der Biedermann gar zum Brandstifter?