Wenn sich zu den vielen Berufspendlern nun auch wieder Schülermassen gesellen, wird es schwierig mit dem Mindestabstand. Eine Mutter fordert daher zusätzliche Busse in den Stoßzeiten. Doch die sind nicht nur eine Frage des Geldes.
Der Beginn des neuen Schuljahrs erfüllt Maria K. (Namen geändert) mit Sorge. Denn ab morgen wird auch ihr chronisch erkrankter Sohn Tobias wieder mit dem Sieben-Uhr-Bus von Kramersfeld aus in die Bamberger Innenstadt fahren. Zwar gilt im Bus und auch im Unterricht an seiner weiterführenden Schule Maskenpflicht. Doch fürchtet K. im morgendlichen Gedränge ein erhöhtes Corona-Ansteckungsrisiko für ihren Sohn.
"Ich habe die Stadtwerke aufgefordert, sich Gedanken zu machen, was sie gegen die überfüllten Busse tun könnten." Bislang warte sie aber noch auf Antwort. Vor allem für die Strecken, die im Landkreis starten, von Bischberg, Hallstadt oder Gundelsheim aus nach Bamberg führen, wünscht sich die Mutter für die Stunde vor Schulbeginn zusätzliche Busse.
Sie hat sich mit ihrem Anliegen unter anderem auch an ihre Stimmkreis-Abgeordnete Melanie Huml (CSU) gewandt. "Verstärkerbusse sind im Rahmen des bald anlaufenden Regelschulbetriebs ein wichtiges Mittel, das Infektionsrisiko der Fahrgäste sowie der Schülerinnen und Schüler effektiv zu reduzieren. Deshalb hat die Bayerische Staatsregierung kürzlich die Übernahme von Kosten zusätzlicher Verstärkerbusse beschlossen", erklärt deren Büro dazu. Als Abgeordnete für Bamberg werde Huml "bei Bedarf bei zuständiger Stelle auf das staatliche Förderprogramm hinweisen".
Der Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO) hatte dazu Ende August mitgeteilt, dass bei den bayerischen Busunternehmen aktuell rund 650 Omnibusse als Reserve zur Verfügung stünden. "Der beste Schutz vor Ansteckung ist immer noch Abstand. Die Kostenzusage des Freistaats ermöglicht es den Aufgabenträgern, diese wichtige Schutzmaßnahme im Schulbusverkehr umzusetzen", sagt LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl. Er sieht neben einer Verringerung des Ansteckungsrisikos auch für die gebeutelten Verkehrsunternehmen eine dringend benötigte Einnahmequelle.
In jedem Fall zusätzliche Busse
"Wir arbeiten aufgrund der Corona-Pandemie schon seit März unter ganz besonderen Rahmenbedingungen", sagt Stadtwerke-Pressesprecher Jan Giersberg. "Zum Schuljahresbeginn werden wir gerade in der Kernzeit zwischen 6.45 Uhr und 8.30 Uhr grundsätzlich alle Fahrer und Busse im Einsatz haben, die wir auf die Straße bringen können. Wo immer es möglich ist, nutzen wir dabei auch große Fahrzeuge."
Giersberg sieht im Zusammenhang mit dem Schulstart zwei wesentliche Impulse aus München: Zum einen eine Richtlinie zur vorübergehenden Erhöhung der Beförderungskapazitäten, die das Verkehrsministerium am Mittwoch, 2. September, veröffentlicht hat. Zum anderen eine Aufforderung des Kultusministeriums an die Schulen, die Unterrichts- und damit auch die Fahrzeiten zu entzerren. "Was diesen Punkt angeht, habe ich bislang noch keinerlei Rückmeldung von den Schulen vorliegen", sagt Giersberg.
Was aber das Förderprogramm für ergänzenden Schulbusbetrieb angeht, erscheinen aus Stadtwerke-Sicht nicht alle Vorgaben plausibel. "Auf der einen Seite sind wir natürlich dankbar für finanzielle Unterstützung, um zusätzliche Entlastung für den Bamberger ÖPNV zu bekommen."
Auf der anderen Seite zweifelt Giersberg aber an einer kurzfristigen Umsetzbarkeit bis zum Schuljahresbeginn am Dienstag. Die Richtlinie fordert unter anderem einen Schüleranteil von mindestens 60 Prozent, was gerade auf den ohnehin stark genutzten Routen zu prüfen sei. Bei Aufträgen an Fremdunternehmen sei kommunales Vergaberecht zu berücksichtigen, wodurch sich für Giersberg weitere Fragen aufwerfen. "Wir telefonieren uns seit Tagen die Finger wund, haben schon diverse Absagen bekommen, stehen aber mit einigen Bus-Unternehmen in Kontakt." Konkrete Zusagen gibt es aber noch keine.
In jedem Fall werden die Verkehrsbetriebe der Stadtwerke zum Schuljahresbeginn mit zusätzlichen Bussen unterwegs sein. "Das Ziel wären zwei Busse, wo bisher einer ist." Wie nah man diesem Ziel in den nächsten Wochen kommt, wird sich zeigen.
"Ich weiß, dass nicht von heute auf morgen 20 zusätzliche Busfahrer bereitstehen", sagt Maria K. "Aber wenn zwischen sieben und acht Uhr statt vier nur drei Busse in die Gereuth oder in die Gartenstadt fahren würden, wären doch schon einige Ressourcen gewonnen." Solche Spielräume können die Stadtwerke zu den Kernzeiten freilich nicht erkennen. "Da haben wir auf allen Linien volle Busse und wir würden das Problem nur auf die verbliebenen Busse verschieben."
Giersberg sieht weiter einen ganz wesentlichen Hebel an den Schulen, von denen er sich unterschiedlich verteilte Zeiten des Unterrichtsbeginns wünschen würde. Er wisse auch, dass das nicht einfach zu organisieren sei. "Aber es hängen keine 20 Busse an den Bäumen, und wir haben auch keine zusätzlichen Fahrer, die wir einfach herbeizaubern können."
In keinem Fall seien die Stadtbusse aber grundsätzlich "Virenschleudern", dort gelten laut Giersberg sehr hohe Hygienestandards mit regelmäßigen Reinigungsintervallen und Maskenpflicht. Von den Schülern wünscht sich der Stadtwerke-Sprecher, dass sie den geforderten Mund-Nasen-Schutz tragen und zumindest an den Bushaltestellen möglichst Abstand halten.
Drinnen wird das wohl schwieriger. "Unser Bus ist immer proppenvoll", sagt Mutter Maria K. aus der Erfahrung des vergangenen Schuljahres. "Da rücken einem die Leute auf die Pelle, vielleicht auch noch ohne Mundschutz." Aber ständig zur Schule fahren könne sie ihren Sohn auch nicht, sie sei schließlich berufstätig.
Kommentar von Stefan Fößel: "Zeit verschenkt"
Auf den Tag verteilt sind die Stadtbusse noch weit entfernt von der Auslastung der Vor-Corona-Zeit. Doch gerade zur kritischen Stunde vor Schulbeginn dürfte es wieder eng werden.
Dass der Freistaat nun beispringt und die Förderung von zusätzlichen Bussen zusagt, ist ein positives Signal, auch an die klammen Kommunen. Freilich hätte diese Maßnahme mehr Wirkung entfalten können, wenn sie früher erfolgt wäre. Denn dass das Schuljahr in Bayern am 2. September beginnt, war ja nicht erst im August bekannt. So verstreicht wertvolle Zeit, bis wirklich zusätzliche Busse fahren, die für mehr Sicherheit in Corona-Zeiten sorgen können. Und so wird auf manchem Schulweg der Abstand nicht annähernd möglich sein, auf den dann im Unterricht penibel geachtet wird.
Ich sehe hier mehrere Beteiligte, die nicht oder zu spät handel(te)n.
Die Regierung an erster Stelle, denn genau dort hat man sich erst jetzt Gedanken gemacht oder es erst jetzt öffentlich gemacht, wie es ablaufen soll, 6 Wochen Ferien haben anscheinend nicht gereicht. Es ist aber tatsächlich genau das, was die Regierung immer macht. Möglichst kurzfristig etwas entscheiden und am besten freitags am späten Nachmittag versenden, was ab montags morgen gelten soll, da mit alle auch ja übers Wochenende beschäftigt sind. Man hatte 6 Wochen Zeit, sich was zu überlegen. Wenn Ende August genau das gekommen wäre, was jetzt letzte Tage verkündet wurde, hätte man sich locker darauf einstellen können, nein man wartet fast bis zum letzten Tag.
Die staatlichen Schulen haben abgewartet, kaum Vorkehrungen getroffen, denn sie wussten ja nicht, was kommt aus München. Auch hier hätten schon viele Vorüberlegungen im vorauseilenden Gehorsam stattfinden können, nein jetzt muss in den letzten Ferientagen oder in den ersten Schultagen das Chaos ertragen werden. Viele Schulen sind einfach nicht darauf eingestellt. Bei manchem privaten Schulträger ist das anders, die haben von sich aus strenge Regeln angesetzt und bleiben dabei, egal was der Staat erzählt.
Die Stadtwerke haben auch nicht reagiert. Man kennt die Problematik der vollen Busse, die sind zu normalen Zeiten schon übervoll und spätestens ab der dritten Haltestelle passt keiner mehr rein und wehe es möchte jemand an einer Haltestelle aussteigen, wo nicht alle aussteigen. Jahrelang, täglich das gleiche Spiel, aber bisher wurde nicht reagiert. Jetzt tut man so, als würde das Problem erkannt werden, aber ob Abhilfe geschaffen wird, selbst bei staatlichen Fördermitteln? Warum setzt man nicht Extrabusse außerhalb des normalen Linienverkehrs für die Schüler ein, wenn das die Stadtwerke nicht leisten können, müssen halt andere Busunternehmen aus dem Umkreis ran, es gibt sicherlich genug und auch genug Busse, um den Verkehr zu entzerren.
Das ist eine reine unterstellung, dass man nicht reagiert, keine vorkehrungungen getroffen hat. Der schulbeginn kam völlig überraschend, er ist dem wintereinbruch vergleichbar.
Schulbus-Linie Corona:
Nächster Halt Krankenhaus...