Seit einigen Tagen wird am frühere Sprengplatz bei Rattelsdorf nach Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg gesucht.
73 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird auch auf 20 Hektar Ackerflächen nahe Rattelsdorf ein Stück deutscher Geschichte aufgearbeitet. Bereits 1945/46 hatten hier die Amerikaner Granaten, Bomben und Munition aus Muna-Beständen vernichtet - oder es in einigen Fällen auch nur erfolglos versucht. Damit sich aus diesen Altlasten auch künftig keine Gefahr für Leib und Leben entwickelt und auch das Grundwasser davor geschützt wird, wird hier seit ein paar Tagen nach Kampfmitteln gesucht. 0,86 von 20 Hektar Ackerfläche sind bereits geräumt und laut Lutz Fritsche vom auf Kampfmittelräumung spezialisierten Ingenieurbüro IBH hat man bereits einige Panzer-, Spreng- und Handgranaten sowie Teile einer Splitterbombe gefunden. Fritsche kann sich durchaus noch explosivere Funde in den kommenden Monaten vorstellen, wie es sie in den vergangenen Jahren immer wieder einmal gegeben hat. "Vor Ort musste noch nichts gesprengt werden", sagt bei einem Ortstermin Henning Juntunen, der beim Landratsamt Bamberg den Bereich öffentliche Sicherheit und Ordnung leitet. Bis zum Jahresende sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Bund und Land tragen Kosten
Beim Ortstermin am Feldweg zwischen Rattelsdorf und Unterbrunn unterbrechen einige rote Pflöcke die Idylle, einzelne Hinweisschilder werden schon konkreter: Achtung - Betretungsverbot - Lebensgefahr. Das Betretungsverbot gibt es erst seit Ende 2016, zuvor waren die Flächen jahrzehntelang bearbeitet worden. Entsprechend hielt sich das Verständnis auch bei einigen Landwirten in Grenzen, die sich noch um Ausgleichszahlungen für ihre Ernteausfälle bemühen. "Es war Glück, dass nie was passiert ist", sagt Rattelsdorfs Bürgermeister Bruno Kellner (VU). "Die moderne Technik ermöglicht es nun, diese Gefahr zu beseitigen", erklärt Landrat Johann Kalb (CSU). Juntunen weiß, dass es auch auf den zu räumenden Flächen Unterschiede gibt. Die einen müssen brach liegen, die anderen könnten bewirtschaftet werden - allerdings auch auf eigenes Risiko.
"Wir sind jetzt eigentlich glücklich und auch die Landwirte können nun hoffentlich aufatmen", sagt Kalb im Hinblick auf die Tatsache, dass Freistaat und Bund die Kosten der 3,5 Millionen Euro teuren Räumaktion tragen. Dem pflichtet Kellner bei, der die "fast einmalige Konstellation in Bayern" würdigt und noch einmal auf die vorangegangenen intensiven Gespräche eingeht. Die Ackerflächen befinden sich an der Landkreisgrenze, viele Besitzer kommen aus Unterbrunn, das zu Ebensfeld und damit zum Landkreis Lichtenfels gehört. So saß auch der Lichtenfelser Landrat Christian Meißner (CSU) mit am Verhandlungstisch, Innen-Staatssekretär Gerhard Eck (CSU) koordinierte die Gespräche.
Das Innenministerium hatte auch das in der Kampfmittelräumung erprobte Ingenieurbüro IBH aus Weimar mit der Steuerung beauftragt, am Landratsamt koordiniert Juntunens Geschäftsbereich die Arbeiten. Lutz Fritsche vom Ingenieurbüro IBH hat für die Räumarbeiten die Gesellschaft für Liegenschaftskonversion aus Schorfheide/Brandenburg beauftragt. 25 Sprengrichter sind zu räumen, in diesen Bereichen wird der Boden schichtweise abgetragen und gesiebt. Anderswo reicht die Suche mit dem Magnetometer, das verborgene Metalle anzeigt. "Munition zu sprengen ist nicht immer einfach", sagt Fritsche im Hinblick auf die Bemühungen der Amerikaner nach dem Krieg. "Man findet die unterschiedlichsten Dinge, fertig montierte Bomben und hochexplosive Sachen. Vorsicht bleibt für mich auch nach 25 Jahren in der Branche das wichtigste Kriterium."