Zu viel für die Bamberger Müllverbrennung

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Nur eine Spur steht für die Anlieferung für Private und Gewerbliche zur Verfügung. Da wird es vor allem samstags richtig eng. Foto: Ronald Rinklef
Nur eine Spur steht für die Anlieferung für Private und Gewerbliche zur Verfügung. Da wird es vor allem samstags richtig eng. Foto: Ronald Rinklef

Der Zweckverband ist an Kapazitätsgrenzen angelangt und die Gebühr für selbstangelieferte Kleinmengen Restmüll verdoppelt sich ab 1. Juli.

Gegen eine Gebühr von fünf Euro konnten bis zu 100 Kilogramm Abfall von Stadt- und Kreisbewohnern angeliefert und eigenhändig in den Bunker der des Müllheizkraftwerks gekippt werden. Wer "Spitzenmüll" und ein grünes Gewissen hat, riskiert nicht für eine Ersparnis von fünf Euro die wilde Ablagerung. Bleibt nur zu hoffen, dass sich daran nichts ändert, wenn am 1. Juli die 100-tprozentige Erhöhung der Entsorgungsgebühr inkraft tritt, die Kleinanlieferer an der Kasse des Müllheizkraftwerks zu entrichten haben.

Zehn Euro werden künftig für eine Fracht Müll von bis 100 Kilogramm fällig. Und das sei dann nicht mehr halb, sondern fast voll kostendeckend, wie der Geschäftsführer des Zweckverbands aus Stadt und Landkreis Bamberg, Jochen Frank, mitteilt.
Der Zweckverbandsausschuss, dem Kommunalpolitiker aus Bamberg und dem umgebenden Landkreis angehören, beschloss die Gebührenerhöhung am 13. April. "Wir wollten das schon noch über die Medien mitteilen," erklärte der Geschäftsführer. Immerhin wurde durch Aushänge am Waage- und Kassenpavillon der Müllverbrennungsanlage auf die bevorstehende Preisanhebung hingewiesen.

Dass er mit seinem Spitzenmüll die Gesamtkalkulation be- und das Kassenpersonal des Müllheizkraftwerkes überlastet, ahnt ja keiner. Derzeit kostet es 105 Euro, eine Tonne Müll im Bamberger Hafen zu verbrennen - egal, wer sie herangekarrt hat. Zehn Kleinanlieferungen zu je maximal 100 Kilogramm brachten bislang gerade mal 50 Euro in die Kasse, künftig sind es dann 100 Euro.

Freilich: Auch wer sein Kontingent nicht ausschöpfte, musste fünf Euro löhnen, zum Beispiel einer, der nur zwei leichte Federbetten zu entsorgen hatte. Das Rechenexempel allein war wohl auch nicht ausschlaggebend für die Gebührenerhöhung: Die schiere Vielzahl der Kleinkunden zwang die Verantwortlichen zu einer Art Notbremse.
Zwei Drittel des Fahrzeu gaufkommens auf dem Gelände des Müllheizkraftwerks bringt nur fünf Prozent des dort zu verbrennenden Abfalls, gibt der Geschäftsführer zu bedenken. Die Folge seien vor allem samstags stundenlange Kassenvorgänge im Minutentakt, lange Warteschlangen von Personenwagen oder Kleintransportern mit und ohne Anhänger vor den Einwurfständen des Müllbunkers und Behinderungen der gewerblichen Müllanlieferer.


Vor 45 Jahren dimensioniert

Es stehe nur je eine Fahrspur in beide Richtungen zur Verfügung, erklärt Frank; für den heutigen Publikumsverkehr sei das in den 1970er Jahren erbaute Müllheizkraftwerk nicht ausgelegt. Schon jetzt sei ein umfassendes Management der Müllanlieferungen aus der kommunalen Abfallbeseitigung sowie der Gewerbekunden erforderlich, um größere Stauungen zu vermeiden. Standzeiten von Müllfahrzeugen vor der Verbrennungsanlage sind für die Transportunternehmen teuer und müssen daher vermieden werden. Mitunter müsse die Kleinanlieferung zugunsten der gewerblichen Müllentsorgung sogar vorzeitig unterbunden werden. Frank kennt ohnehin kaum noch eine Müllverbrennungsanlage, die Kleinanlieferungen von Abfällen entgegennimmt.

Der Geschäftsführer berichtet von Überlegungen, wie der Betriebsablauf verbessert werden könne. Infrage käme unter anderem der Bau einer zweiten Zufahrt, was allerdings auch eine zweite Waage mit eigenem Personal und kompletter technischer Ausstattung bedeuten würde.

Andererseits könne man mehr Müll in dem Bamberger Heizkraftwerk gar nicht verkraften: Fast an der Kapazitätsgrenze angelangt, müssten beinahe täglich Anfragen anderer Entsorger abgelehnt werden.

Die Bamberger Anlage sei inzwischen zu 30 Prozent mit europaweit gehandeltem Müll ausgelastet, ist von Frank zu erfahren. Dabei handle es sich unter anderem um Plastikschnipsel oder vermischte Kunststoffabfälle (ein Teil dessen, was in den gelben Säcken gesammelt wird) beziehungsweise um Wertstoffe, die mit Müll vermengt und somit nicht recycelbar seien.


In die Säcke schauen


Außer über den Preis könnten die Heerscharen von Kleinanlieferern eventuell noch durch die Kontrolle ihrer jeweiligen Müllfracht dezimiert werden, ist dem Geschäftsführer der Verbrennungsanlage bewusst. Oft enthalte der Spitzenmüll eine ganze Menge Wertstoffe, die auf den Wertstoffhöfen neben dem Müllheizkraftwerk oder im Landkreis Bamberg kostenlos entgegengenommen werden.

Satzungsgemäß müssen sie sogar dort hingebracht werden. Das Gleiche gilt für den Problemmüll, der in Stadt und Land eigens unentgeltlich eingesammelt wird (auch damit er nicht etwa durch Explosionen im Verbrennungsofen zu Störungen führt).

Wie kann man die höhere Gebühr umgehen, bleibt als Frage stehen? Geschäftsführer Jochen Frank rät zur Verwendung von speziellen, reißfesten Müllsäcken mit einem Volumen von 70 Litern. In Bamberg sind sie an der Infothek des Rathauses am Maxplatz sowie im Entsorgungs- und Baubetrieb am Margaretendamm 40 zu 4,90 Euro das Stück erhältlich. Kreisbürger bekommen diese Müllsäcke für 3,50 Euro in ihren Gemeindeverwaltungen oder im Landratsamt Bamberg.

Diese offiziellen Müllsäcke mit speziellem Aufdruck können prall gefüllt an den Abfuhrtagen neben die graue Tonne gestellt werden. Wer häufig mit dem Volumen seiner grauen Mülltonne nicht zurechtkommt, dem empfiehlt der Zweckverband, auf ein größeres Gefäß umzustellen. Das rechnet sich, z. B. in Bamberg: Hier fällt für die 80 Liter Restmülltonne eine Gebühr von jährlich 128 Euro an, die Abfuhr der 120-Liter-Tonne kostet 192 Euro im Jahr. Bei 26 Abholungen per anno gewinnt man 1040 Kilo zusätzliches Volumen, das 64 Euro mehr kostet.

An der Müllverbrennungsanlage müssten für diese Menge 100 Euro gezahlt werden - den Mehraufwand für Hin- und Rückfahrt sowie Wartezeit ganz außer Acht gelassen. Und die dicke, staubige Luft am Müllheizkraftwerk kann man sich auch sparen.