"Zelt der Religionen": Jenseits bierseliger Männerrunden

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Das "Zelt der Religionen" bewies sich einmal mehr als willkommene Begegnungsstätte in Bamberg. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Das "Zelt der Religionen" bewies sich einmal mehr als willkommene Begegnungsstätte in Bamberg. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Norbert Jung Foto: Marion Krüger-Hundrup
Norbert Jung Foto: Marion Krüger-Hundrup
 
Daniela Isljami Foto: Marion Krüger-Hundrup
Daniela Isljami Foto: Marion Krüger-Hundrup
 

Christi Himmelfahrt und Mohammeds Himmelsreise fallen in diesem Jahr fast auf den gleichen Tag. Im "Zelt der Religionen" am Bamberger Markusplatz erklärten ein Katholik und eine Muslima den zahlreichen Zuhörern die Bedeutung der Feste.

Tja, mit Himmelfahrt ist das so eine Sache hierzulande: Entrückt als Vatertag, an dem das starke Geschlecht in bierseliger Männerrunde über Raketen philosophiert. Oder womit sonst sollte Jesus einst in den Himmel aufgefahren sein?

"Was weiß der normale Bamberger von Christi Himmelfahrt?", fragte Domkapitular Norbert Jung denn auch eher rhetorisch die zahlreichen Besucher, die sich im "Zelt der Religionen" am Markusplatz eingefunden hatten. Noch verwirrender wurde es, als Moderator Gregor Froschmayr von einem Jahrhundertereignis sprach: Das christliche Fest fällt in diesem Jahr fast mit der "Himmelfahrt Mohammeds" (15. Mai) zusammen.

Sollte es da Parallelen geben? Eine interreligiöse Begegnung im Himmel, untermalt vom jubelnden Halleluja-Gesang der Engel? Zumal die Muslima Daniela Isljami, Beauftragte der Ditib-Moschee an der Coburger Straße für den interreligiösen Dialog, mit aller Selbstverständlichkeit den Begriff "Brüderreligionen" für das Christentum und den Islam sowie das Judentum in den Mund nahm.

Tatsächlich gibt es eine gewisse Verbindungslinie zwischen der Himmelfahrt Jesu und der Himmelsreise Mohammeds: Beide Ereignisse fanden in Jerusalem statt. Aber das ist auch die einzige Gemeinsamkeit. Das wurde den aufmerksamen Zuhörern im "Zelt der Religionen" bald klar.

Mit der arabischen Rezitation der passenden Koransure 17.1 hatte sie Imam Coskun Sirri Mert auf die Erläuterungen von Daniela Isjami eingestimmt. Die gebürtige Bambergerin, die mit einem Albaner verheiratet ist, erzählte davon, dass die "Lailat Al-Miraj", die Himmelsreise Mohammeds, eine der fünf heiligen Nächte des Islam ist. Am 27. Tag des islamischen Monats Radjab gedenken Muslime der nächtlichen Himmelsreise des Propheten nach Jerusalem, wo er gemäß der Überlieferung Abraham, Moses und Jesus traf. Auf ihr Anraten hin soll Mohammed bei der Begegnung mit Gott im Himmel die 50 Gebete pro Tag, die Gott den Muslimen auferlegte, auf fünf heruntergehandelt haben. So überbrachte er den Muslimen nach seiner Rückkehr auf Erden die Gebetspflicht. Und die Anregung, gute Werke zu tun: "Jeder versucht, an diesem Fest Almosen zu geben und den Tag durch Beten in der Familie oder in der Moschee zu gestalten", erklärte Daniela Isljami.

Eine Himmelsreise

Diese Himmelsreise - "Isra" - von Mekka nach Jerusalem soll der Überlieferung nach mit Hilfe des geflügelten Pferdes Buraq ermöglicht worden sein, den der Erzengel Gabriel zu Mohammed brachte. Daniela Isljami bezeichnete es als eine "Auszeichnung, dass Mohammed körperlich von Gott geholt wurde und wieder zurück kam". Nicht ganz klar sei, wann die Reise gemacht wurde. Fest stehe dagegen, dass nach islamischem Verständnis eine Himmelsreise als Verbindung mit Gott angesehen werden könne: "Auch durch tiefes Gebet kann ein Muslim geistig zu Gott aufsteigen." Und: "Wer gut war auf Erden, kommt auch zu Gott."

Domkapitular Norbert Jung vermittelte ebenfalls elementares Glaubenswissen und räumte mit volkstümlichen Vorstellungen über die Himmelfahrt Christi auf - eben keine "Rakete". Und die Wolke sei lediglich ein Symbol für die verhüllte Gegenwart Gottes. Jung zitierte die entsprechenden biblischen Verse aus der Apostelgeschichte und dem Lukasevangelium, verglich sie mit den Evangelien nach Markus, Matthäus und Johannes. Jungs Fazit: Alle Aussagen der Evangelisten über die Erhöhung und Verherrlichung Jesu würden bedeuten, dass er endgültig bei Gott und auf eine neue Weise in der Welt sei.

Die Dimension Gottes werde offen auf den Menschen hin - "in diesem Sinn nach oben": "Die Hauptstoßrichtung ist nicht die Entfernung Christi von den Menschen durch eine Himmelfahrt, sondern die Einbeziehung des Menschen in die Gegenwart Gottes." So liege der Sinn des Festes Christi Himmelfahrt darin, darauf aufmerksam zu machen, "dass auch wir zur Herrlichkeit des Himmels berufen sind". Selbstredend, dass mit Himmel nicht das Firmament, der physikalisch-astronomische Himmel gemeint sei, sondern die jenseitige Herrlichkeit, in die Christus vorausgegangen ist: "Ein Ort der Weite, der grenzenlose Fülle und des endlosen Horizonts in der Geborgenheit Gottes", gebrauchte Norbert Jung aussagekräftige Bilder für "unser letztes Ziel".


Von Ostern nicht zu trennen

Der Domkapitular machte klar, dass Christi Himmelfahrt grundsätzlich in einem Zusammenhang mit Ostern, mit der Auferstehung zu sehen ist: "Es führte in die falsche Richtung, beides voneinander getrennt verstehen zu wollen." Die Himmelfahrt Christi könne als letzte Erscheinung des Auferstandenen angesehen werden.

Nach beiden Referaten kam es zu regen Nachfragen aus dem Zuhörerkreis. Besonders interessiert wurde Daniela Isljami gelöchert, um Defizite im Wissen um den Islam und speziell um Mohammeds Himmelsreise zu beheben. Bei Saft und Gebäck blieben die Besucher noch beisammen: "Wir sind uns als Menschen mit unterschiedlichen Informationen und Hintergründen begegnet", brachte Moderator Gregor Froschmayr die primäre Intention des Abends auf den Punkt.