Das Feuer am 8. Mai 2008 hätte das Ende des Naturdenkmals bedeuten können. Ein winterlicher Besuch bei einem schönen Baum.
Der Kollege ist ein Scherzkeks. "Was willst Du am Trabelsdorfer Badesee? Geh zur Lisberger Linde, da wirst Du nicht nass." Klar. Ein winterkahler Baum bietet enorm viel Schutz vor dem Regen ...
Die Linde. Menschenskind, ja! Ob er daran gedacht hat, der Kollege, dass wir vor zehn Jahren zusammen diesen Baum zwölf Monate lang begleitet haben? Höchste Zeit, mal wieder zur Anhöhe am Ortsausgang (Richtung Frenshof) zu fahren.
Nicht nur wir haben um den Baum gebangt, nachdem am 8. Mai 2008 ein - vermutlich absichtlich gelegtes - Feuer im Stamm des Naturdenkmals gelodert und das Wahrzeichen Lisbergs für den Rest seines Lebens gezeichnet hatte.
Die Linde sieht von Weitem aus wie ein Baum. Tatsächlich aber sind es zwei. Der stärkere der beiden Stämme war schon vor dem Brand morsch und hohl.
Das Baumpaar hat Jahrhunderte überstanden - und auch diese schwere Verletzung.
Einen großen Teil seiner Krone hat die, vom Dorf aus gesehen, linke Linde durch die enorme Hitzeentwicklung eingebüßt. Einige Monate später musste sie massive Rückschnitte hinnehmen, ohne die ihre Standsicherheit nicht gewährleistet gewesen wäre.
Wie eh und je trotzt sie Wind und Wetter, an diesem nieselregengrauen Dezembertag. Gepflegt wirkt das Kreuz mit den (unechten) Blumenstöcken in schmiedeeisernen Haltern und den (echten) Weidenkätzchen, die unter dem rechten Arm der Christusfigur klemmen.
"Tafelsenf mittelscharf" lautet die Aufschrift auf dem Eimer im Abfallkorb. Müll ist keiner darin. Rätsel gibt ein kleines, gegabeltes Zweig-Stückchen auf, das, mit Bast oder einem anderen faserigen Material umstopft, in einem Loch im "Dach" der Laterne für das Ewige Licht steckt. Fast wirkt es aus, als würde aus dem einen Teil ein neuer Trieb sprießen wollen.
Die Linde lebt, das ist das Wichtigste. Und sie sieht aus, als ob sie noch lange das Wahrzeichen Lisbergs bleibt.